Bernhard Spalt hat die Obmannfunktion von Andreas Treichl übernommen. Seiner Wahl ging ein Streit zwischen Erste/Sparkassen, Raiffeisen und Bank Austria voraus.

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Wien – Seit 19. Juni hat die Bundessparte Banken, Versicherungen der Wirtschaftskammer einen neuen Obmann: Bernhard Spalt, Chef der Erste Group. Er hat die Obmannfunktion von Andreas Treichl übernommen, der Ende 2019 als Erste-Group-Chef in Pension ging und nun Aufsichtsratschef der Erste-Stiftung ist.

Spalts Kür erfolgte einstimmig, alle in der Spartenkonferenz vertretenen Banker, die aus allen Sektoren der Finanzwirtschaft stammen, haben ihn gewählt. Dabei hat Spalt das Amt, dessen Inhaber Bankeninteressen auch gegenüber der Politik zu vertreten hat, nicht angestrebt. Jobs wie diese dürften nicht so das Seine sein.

Kampfabstimmung stand im Raum

Aber eigentlich war ja auch alles anders geplant und der Wahl erstmals seit Jahrzehnten ein wochenlanger Kampf der verschiedenen Sektoren – vor allem Sparkassen, Bank Austria, Raiffeisen – vorausgegangen. Eine Wahl, die nicht (wie üblich) einstimmig ausfallen würde, eine Kampfabstimmung zeichnete sich ab.

Das kam so: Nach dem Abgang Treichls sollte erneut ein Vertreter des Sparkassensektors Obmann werden, jedenfalls aus Sparkassensicht. Denn vor 2015 hatte Raiffeisen 18 Jahre lang den Obmann gestellt, in Person von Walter Rothensteiner. Davor war die Bank Austria am Ruder gewesen. Treichl hatte eine Funktionsperiode von fünf Jahren – also sollte eine weitere für die Sparkassen drangehängt werden.

Erste-Group-Kandidaten

Zunächst schlug Treichl seinen Nachfolger Spalt, vor, dann aber den Chef der Erste Bank Österreich, Peter Bosek. Er hatte sich bekanntermaßen für die Treichl-Nachfolge an der Erste-Group-Spitze beworben, freilich vergeblich. Der Spartenobmann schien ihm dafür sicher zu sein.

Doch kaum war Bosek als Obmann im Spiel, stellte der Chef der Bank Austria (BA), Robert Zadrazil, einen Baum auf. Er und Bosek sind nicht die dicksten Freunde, das ist bekannt. Zadrazil argumentierte seine Ablehnung damit, dass immer die Chefs des Spitzeninstituts zur Wahl gestanden seien. Erste-Österreich-Chef Bosek würde er sicher nicht wählen, so seine Botschaft, wenn, dann nur den Chef der Erste-Group, Spalt.

Machtkampf der Sektoren

Auch Raiffeisen meldete nun Ansprüche an, schickte Heinrich Schaller (RLB OÖ) ins Rennen. Im Hin und Her ersann man u. a. eine Halbe-halbe-Variante: erste Halbzeit für Bosek, zweite für Schaller. Solche Lösungen gibt es auf Landesebene; auf Bundesebene fand sie keinen Anklang. Vor allem, weil sich Erste und Sparkassen für den Raiffeisen-Mann nicht erwärmen konnten und ja der Ansicht sind, es stehe ihnen zumindest noch eine ganze Obmann-Ära zu.

So kam denn nach langem Hin und Her doch Erste-Group-Chef Spalt auf den Wahlvorschlag – und wurde, wie es sich ziemt in der Sparte, einstimmig gewählt. (Renate Graber, 14.7.2020)