An Sars-CoV-2 und Impfstoffen gegen das Virus wird weltweit geforscht.

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Zwei neue Studien bestätigen aktuell, was Forscher schon früher zeigen konnten: Die Zahl der Antikörper nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 scheint rasch abzunehmen. So haben Bluttests der ersten Corona-Patienten in Deutschland, die Ende Januar in der München Klinik Schwabing behandelt wurden, ein deutliches Absinken der Anzahl sogenannter neutralisierender Antikörpern gezeigt. Diese hemmen die Infektiosität des Virus.

Auch eine Studie mit 90 Probanden aus Großbritannien hat ergeben, dass die Antikörper-Konzentration drei Wochen nach Symptombeginn am höchsten war und dann rasch zurückging. Nur 17 Prozent der Infizierten hatten drei Monate später noch Antikörper, die gleich wirksam waren wie zum Höhepunkt der Infektion. In einigen Fällen waren auch keinerlei Antikörper mehr nachweisbar.

Antikörper verschwunden

Das hat ebenso eine im Juni in Nature veröffentlichten Studie gezeigt. Dafür wurden 37 asymptomatische und Patienten mit milden Verläufen auf ihre Antikörper untersucht. Die Forscher haben festgestellt, dass bei 40 Prozent der Patienten die Antikörper nach acht Wochen nicht mehr nachzuweisen waren. "Es verdichten sich die Hinweise, dass es unterschiedliche Ausprägungen gibt, je nach Symptomatik der Patienten", sagt dazu Leif-Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung an der Charité Berlin.

Bisher ist unklar, was diese Ergebnisse für die Immunität bedeuten, da es neben der humoralen Immunantwort über B-Zellen, also der Bildung von Antikörpern, weitere Abwehrreaktionen des Immunsystems gibt. Denn auch Patienten, die offenbar keine Antikörper bilden, können mit der Infektion fertig werden. Hier ist möglicherweise die zelluläre Abwehr involviert, an der T-Lymphozyten, auch T-Zellen genannt, beteiligt sind, die zur Bekämpfung von Erkältungen produziert werden. Sie können virusinfizierte Zellen gezielt abtöten, wenn sie zuvor ihren Gegner einmal kennengelernt haben. "Es gibt Menschen, die eine Infektion durchgemacht haben und keine Antikörper zeigen, aber offenbar eine T-Zellen-Antwort", so Stephan Becker, Direktor des Virologie-Instituts an der Philipps-Universität Marburg.

T-Zellen reaktiviert

Mittlerweile haben Studien zudem gezeigt, dass rund ein Drittel aller Menschen, die bisher keinen Kontakt zum neuen Coronavirus hatten, bereits T-Zellen im Blut haben, die auf Sars-CoV-2 reagieren können. Vermutlich hatten diese Menschen schon einmal Kontakt mit herkömmlichen Coronaviren, die auch manche Erkältungen auslösen. "Wenn ein Antigen wiederkommt, wie das neue Coronavirus, das gewisse Ähnlichkeiten aufweist, könnten diese theoretisch wieder reaktiviert werden", so Sander. Das könnte für eine gewisse Immunität gegen Sars-CoV-2 verantwortlich sein und erklären, warum Infizierte so unterschiedliche Symptome haben.

Möglicherweise ist die Abwehr mit T-Zellen ebenso relevant wie jene, die über Antikörper gemessen wird. Wobei auch noch nicht feststeht, ob das Vorhandensein von Antikörpern – und in welcher Menge – überhaupt sicher vor einer erneuten Infektion schützt. "Welche Immunantwort letztlich einen schützenden Aspekt hat, der auch bei der Entwicklung einer Impfung eine Rolle spielt, ist noch nicht klar", sagt Sander.

Sollten Antikörper die Hauptakteure der Abwehr sein, könnten die neuen Studien darauf hindeuten, dass auch bereits Infizierte sich immer wieder anstecken können. Wobei Forscher davon ausgehen, dass eine erneute Infektion weniger schwerwiegend sein dürfte als eine erstmalige. In diesem Szenario wäre, wie auch bei der Influenza, eine jährliche Impfung notwendig. (Bernadette Redl, 13.7.2020)