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Langsam erwacht der Flughafen Wien aus seiner Starre. Aber schon ab Donnerstag werden vorübergehend wieder etliche Flugverbindungen gestrichen.

REUTERS/Lisi Niesner

Am Montag kam die eindringliche Warnung von berufener Stelle. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus teilte im Umgang mit der Corona-Pandemie gleich einen weltweiten Tadel aus, ohne einzelne Staaten konkret anzusprechen. Das Virus bleibe Staatsfeind Nummer eins, viele Regierungen und Menschen würden aber so tun, als wäre nichts. Tedros kritisierte, dass einzelne Regierungen das Vertrauen der Öffentlichkeit durch widersprüchliche Botschaften untergraben würden.

Das Versagen mancher Regierungen, die in ihren Ländern außer Kontrolle geratenen Ausbrüche zu stoppen, habe zur Folge, dass es in absehbarer Zukunft keine Rückkehr zur Normalität geben werde, sagte der WHO-Direktor. Die Pandemie werde sich weiter verschlimmern. Es komme jetzt schon in vielen Ländern, die Beschränkungen lockern und "nachweislich wirksame Maßnahmen missachten", zu einem erneuten Anstieg der Fallzahlen.

Viele neue Fälle

Wen er konkret damit gemeint hat, zeigt ein Blick auf die Fallzahlen. Fast in allen Ländern weltweit steigen sie wieder. Nicht unter Kontrolle ist die Pandemie dabei in den USA – dort wurden 66.000 neue Fälle verzeichnet. Aber auch in Brasilien wurden 45.000 Menschen mit dem Virus infiziert, und in Indien stieg die Zahl der Infizierten um 28.000. In Europa weisen die Türkei und Russland, aber auch Portugal, Rumänien, Großbritannien oder Serbien erhöhte Fallzahlen auf.

Am Sonntag hatte die WHO einen neuen Tagesrekord von 230.000 Neuinfektionen gemeldet. Weltweit sind bisher etwa 570.000 Menschen an dem Virus gestorben.

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Auch die österreichischen Zahlen steigen in den letzten Wochen wieder, hauptsächlich aufgrund von unter Kontrolle gehaltenen Spreader-Fällen wie in Oberösterreich. Sorgen bereitet hierzulande vor allem die zunehmende Reisetätigkeit im Sommer.

Landeverbot für Flüge aus bestimmten Staaten

Aus diesen Gründen hat Gesundheitsminister Rudi Anschober am Dienstag eine neue Verordnung bekanntgegeben, die ab Donnerstag in Kraft tritt. Österreich setzt auf weitere Landeverbote für Luftfahrzeuge aus sogenannten "Sars-CoV-2-Risikogebieten". Durften bisher Flugzeuge aus acht Staaten und einer Region Italiens nicht in Österreich landen, umfasst die Liste ab Donnerstag nun 18 Staaten.

Konkret sind alle Länder des Westbalkans, aus Bulgarien, Rumänien, der Republik Moldau sowie Ägypten betroffen. Wie bisher gilt für diese Länder eine Reisewarnung der Stufe 6. Aktuelle Verbindungen aus Belgrad, Bukarest, Kairo, Podgorica, Sarajevo, Sibiu, Skopje, Sofia, Tirana und Varna nach Wien-Schwechat werden zumindest bis Ende Juli gestrichen.

Aufgehoben wurde die Landeverbote nur für Flüge aus der italienischen Lombardei. Von dort soll es ab dem 16. Juli wieder Flüge direkt nach Österreich geben. Die partielle Reisewarnung bleibt aber noch aufrecht. Reisende aus dem vom Coronavirus besonders betroffenen deutschen Landkreis Gütersloh in Nordrhein-Westfalen können aber wieder ohne Einschränkungen nach Österreich.

Mit Unverständnis reagiert Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker auf die Flugverbote. Wer nach Österreich reisen wolle, würde andere Einreisemöglichkeiten finden, zum Beispiel über Gabelflüge. Er sieht ein "billiges Balkan-Bashing" von Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Verschärfungen in Deutschland

Auch Deutschland überlegt wieder verschärfte Maßnahmen. Berlin ventiliert zumindest nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung in Zukunft die Möglichkeit, bei einem plötzlichen Ausbruch regional sofort strengere Maßnahmen zu verhängen und Testkapazitäten hochzufahren. Teil dieser härteren Verordnungen wäre auch ein striktes Ausreiseverbot aus diesen lokal begrenzen Zonen. Vor allem die Ausreiseverboten stoßen allerdings laut "Bild" auf Widerstand aus den Ländern.

In Großbritannien wiederum wird nun nach langem Zögern eine Maskenpflicht in Geschäften eingeführt. Die Maßnahme gilt ab dem 24. Juli. Bisher musste in England nur in öffentlichen Verkehrsmitteln ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.

Auch US-Präsident Donald Trump, bisher ein Maskenverweigerer, wurde am Wochenende bei einem Besuch in einem Militärkrankenhaus nun doch mit einem Mund-Nasen-Schutz gesehen. Angesichts der ungebremsten Ausbreitung des Virus verliert Trump zunehmend an Rückhalt in der Bevölkerung.

Kalifornien sperrt wieder zu

Vor allem in Kalifornien steigen die Zahlen zurzeit wieder. Die bereits erfolgten Lockerungen werden dort wieder zurückgenommen. Gouverneur Gavin Newsom ordnete am Montag die Schließung von Bars, Kinos, Zoos und Museen an. Zuvor hatten die beiden größten kalifornischen Schulbezirke in Los Angeles und San Diego angekündigt, dass der gesamte Unterricht nach den Sommerferien online ablaufen werde.

In Australien wurden am Dienstag Grenzkontrollen verstärkt und der Besuch von Gaststätten eingeschränkt. Derzeit häufen sich die Infektionen vor allem in den Bundesstaaten Victoria und New South Wales.

Auch mehrere asiatische Länder verschärfen die Maßnahmen. In Hongkong wurde die Schließung eines Vergnügungsparks vorbereitet. In Japan ordneten die Behörden eine stärkere Überwachung an. In der indischen Millionenstadt Bangalore begann am Dienstag ein einwöchiger Lockdown. Auf den Philippinen wurde der stärkste Anstieg von Neuinfektionen seit Ausbruch der Pandemie registriert. Das Leben in der Hauptstadt Manila soll nun zumindest teilweise heruntergefahren werden. (mhe, 14.7.2020)