In Wien wird gespart, in Stuttgart zugesperrt: Ryanair-Tochter Laudamotion.

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Wien – Turbulent kann man die Zeiten in der Airlinebranche getrost nennen, die Folgen der Corona-Krise werden noch jahrelang Spuren in den Bilanzen und bei den Beschäftigungszahlen hinterlassen. Besonders turbulent freilich geht es beim Billigflieger Laudamotion zu, Österreich-Tochter der irischen Ryanair.

Nach harten und oft auf der Kippe stehenden Verhandlungen mit der Gewerkschaft Vida wurde im Mai dann doch noch ein Kollektivvertrag fürs fliegende Personal gefunden, weswegen Laudamotion seine Drohung, die Basis in Wien zu schließen, nicht umsetzte. Der Großteil der vom Unternehmen befragten Belegschaft stimmte dem neuen KV zu, Personal wird trotzdem abgebaut in Wien: Laudamotion wird kleiner. Das Unternehmen flog bis März einen Verlust von 300 Millionen Euro ein.

In Stuttgart, wo Laudamotion ebenso eine Basis unterhält wie in Düsseldorf, läuft es anders. Auch in Deutschland ließen die Geschäftsführer Andreas Gruber und David O'Brien ihre Airbus-A320-Crews über einen neuen Kollektivvertrag abstimmen, am 9. Juli lief die Frist dafür aus.

Mehrheit der Piloten dagegen

Allerdings ging die Angelegenheit in Stuttgart schief bzw. anders als in Wien aus. Die Mehrheit der 16 Piloten, konkret neun, hat gegen die neuen Kollektivverträge gestimmt, ließ das Unternehmen die Mitarbeiter am 10. Juli wissen, man bedaure das zutiefst. Dagegen seien 88 Prozent der Co-Piloten und der Flugbegleiter für den neuen KV gewesen.

In den Augen der Lauda-Chefs ist es "schlicht unglaublich, dass eine kleine Anzahl hochbezahlter Kapitäne es nicht geschafft hat, dem notwendigen Kollektivvertrag zuzustimmen", obwohl sie doch gewusst hätten, dass die Stuttgarter Laudamotion-Basis arge Verluste mache.

Am 30. Oktober wird zugesperrt

Die Lösung, für die sich die Billigairline "vor diesem Hintergrund und angesichts der ökonomischen Lage des Standorts" entschieden hat: zusperren. Laudamotion Stuttgart wird nach der Sommersaison am 30. Oktober aufgelassen, heißt es im Schreiben an die Mitarbeiter schlicht.

Die Piloten (Kündigungsfrist: drei Monate) bekommen ihre blauen Briefe Ende Juli, ebenso die Flugbegleiter, deren Kündigungsfrist sechs Wochen beträgt. Eine etwaige Übersiedlung der Crews an andere Standorte der Billigfluglinie schließt Laudamotion aus, mit der Begründung, dass es nirgendwo freie Positionen gebe. "Alle Jobs in Stuttgart werden Ende Oktober verloren sein", schreiben Gruber und O'Brien, sie träfen diese Entscheidung mit dem "tiefsten Bedauern".

Alle sollen verzichten

Insgesamt will der Konzern aber möglichst viele Beschäftigte an Bord halten, das hat Ryanair-Chef Michael O'Leary Anfang Juli in BBC TV verkündet. Erreichen könne man das mit einem Gehaltsverzicht zwischen 20 Prozent bei den bestbezahlten Piloten und fünf Prozent bei den geringstentlohnten Flugbegleitern, rechnete er vor. Er selbst wolle auf 50 Prozent seines Einkommens verzichten.

Seinen Flugbetrieb nach Corona nimmt Ryanair mit Kampfpreisen wieder auf. In Österreich, wo es künftig Mindestpreise geben soll, will die Fluglinie Tickets ab 9,99 Euro anbieten. Laut O'Leary "so lange, bis sie ein verrückter Minister verbietet". (Renate Graber, 15.7.2020)