Manchester/Liverpool – Trainer Pep Guardiola hat nach der Aufhebung der Europacup-Sperre von Manchester City eine Entschuldigung gefordert und Kritiker des Neids bezichtigt. "Es war ein großartiger Tag für den Fußball und kein schlechter Tag, weil es zeigt, dass wir nach den gleichen Regeln wie alle Eliteclubs spielen", sagte der spanische Coach am Dienstag.

Guardiola fordert Entschuldigung

Guardiola wurde unter anderem nach der Reaktion von Liverpools Jürgen Klopp gefragt, der zuvor davon gesprochen hatte, dass es "kein guter Tag" für den Fußball gewesen sei, als der Internationale Sportgerichtshof (CAS) den Europacup-Bann von City aufgehoben hatte.

Schon wieder in Shopping-Laune: Pep Guardiola.
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"Ich bin unglaublich glücklich über die Entscheidung. Es zeigt, dass alles, was die Menschen über den Klub gesagt haben, nicht wahr war", betonte Guardiola. "Man sollte sich bei uns entschuldigen." Dass der Präsident der spanischen Primera Division, Javier Tebas, ebenfalls das CAS-Urteil kritisiert hatte, erzürnte den Katalanen.

"Senor Tebas muss so neidisch auf den englischen Fußball sein", meinte Guardiola. "Wir werden nächstes Jahr in der Champions League sein, Senor Tebas, weil wir es ordnungsgemäß gemacht haben."

Zu seiner eigenen weiteren Zukunft wollte sich der frühere Coach des FC Barcelona und FC Bayern nicht konkret äußern. Sein Vertrag bei City läuft noch bis zum Sommer 2021. "Ein Jahr ist für einen Trainer eine lange, lange Zeit", sagte Guardiola. "Ich war zuvor glücklich und bin es jetzt. Wir haben noch Zeit darüber zu sprechen."

Klopp: "Financial Fair Play eine gute Idee"

Meister-Trainer Klopp hatte den Europacup-Freispruch am Dienstag kritisiert. "Ich wünsche niemandem etwas Schlechtes. Aber ich denke nicht, dass es gestern ein guter Tag für den Fußball war", sagte der Coach am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

"Ich denke, dass das Financial Fair Play eine gute Idee ist. Es ist dafür da, die Teams und den Wettbewerb zu schützen", erklärte der 53-jährige Deutsche. Klopp erklärte, dass er keine Details des CAS-Urteils kenne und es deswegen nicht weiter kommentieren könne.

Jürgen Klopp äußert sich zur Causa ManCity.
Liverpool FC

Der Liverpool-Coach betonte, dass sich alle Teams an die UEFA-Finanzregeln zu halten hätten. "Ich hoffe, dass das Financial Fair Play bleibt. Es gibt zumindest Grenzen vor, das ist gut für den Fußball." Wenn es keinerlei Regularien mehr gäbe, würde es schwierig. "Das würde automatisch dazu führen, dass es eine weltweite Super League geben würde", sagte Klopp.

Etwas Gutes konnte der Meistertrainer aber dennoch der Tatsache abgewinnen, dass City auch die nächsten Jahre international spielen darf. "Dann haben sie nicht zehn bis zwölf Spiele weniger, während der sie ihre Spieler schonen könnten. Dann würde ich keine Titelchance mehr für ein anderes Team sehen", meinte Klopp schmunzelnd. Liverpool hatte sich unter seiner Regie mit großem Vorsprung auf City die erste Meisterschaft seit 30 Jahren gesichert.

Mourinho: "Schande"

Als "Schande" bezeichnete Tottenhams Trainer Jose Mourinho das CAS-Urteil. "Es ist auf alle Fälle eine schändliche Entscheidung. Wenn City nicht schuldig ist, dann sollten sie keine Geldstrafe erhalten. Wenn sie schuldig sind, ist die Entscheidung ebenfalls eine Schande und sie sollten aus dem Wettbewerb ausgeschlossen werden", sagte der Portugiese am Dienstag.

Mourinho sieht die Richtlinien des Financial Fair Play ausgehöhlt: "Ich denke, es ist besser, die Zirkustür zu öffnen und jeden Spaß daran zu haben", sagte er.

Urteil aufgehoben

Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) hatte am Montag eine Europacup-Sperre von zwei Saisonen für Manchester City durch die UEFA aufgehoben. Die Beweise seien unzureichend oder die Verstöße verjährt, begründete der CAS sein Urteil und reduzierte deshalb auch die Geldstrafe gegen den englischen Vizemeister von 30 auf 10 Millionen Euro.

Die UEFA steht als Verlierer des Rechtsstreits hingegen vor der schweren Aufgabe, das ohnehin begrenzte Vertrauen in ihre Finanzregeln als Steuerungsinstrument zu retten. "Die Glaubwürdigkeit des Financial Fair Play liegt in Trümmern", kommentierte die BBC.

Dass Manchester nur noch zehn Millionen Euro wegen mangelnder Kooperation im Verfahren zahlen muss, verstärkte zudem die verheerende Wirkung für die UEFA. Die Summe wirkt im Vergleich verschwindend gering: Seit Übernahme aus den Emiraten verbuchte City mehr als 1,6 Milliarden an Transferausgaben auf der Jagd nach dem ersehnten ersten Königsklassen-Titel. Die Einnahmen belaufen sich seitdem hingegen nur auf rund 550 Millionen. (APA; 14.7.2020)

Pressestimmen zum Urteil

GROSSBRITANNIEN:

BBC: "Ein aufrechterhaltenes Zweijahresverbot wäre verheerend gewesen für die Finanzen des Klubs, seine Chancen, die besten Spieler halten zu können, und – allem voran – seinen Ruf. (...) Die Glaubwürdigkeit des Financial Fairplay (FFP) liegt in Trümmern. Denn wie kann das FFP überleben, nachdem einer der reichsten Klubs der Welt – der der Behinderung einer Uefa-Untersuchung für schuldig befunden wurde, ein Klub, der 2014 des Regelbruchs für schuldig befunden wurde – mit einer Geldstrafe von nur zehn Millionen Euro davongekommen ist? (...) Viele werden sich fragen, welche Art von Abschreckung das für andere Klubs, insbesondere für Klubs mit solchen finanziellen Mitteln, darstellt."

"Daily Mail": "Sie sind einem europäischen Bann entkommen – aber das ist kein moralischer Sieg."

"Times": "Manchester City ist nicht freigesprochen – die Uefa hat es schlimm vermasselt."

SPANIEN:

"El Mundo": "Der Freispruch für Manchester City bringt vergleichbare Delikte wieder auf den Tisch und stellt das aktuelle Modell des europäischen Fußballs infrage."

DEUTSCHLAND:

"Süddeutsche Zeitung": "Überfordert in Schlüsselfragen. Dass der Sportgerichtshof Cas auch umstrittene Urteile fällt, liegt in der Natur der Sache. Nicht so selbstverständlich ist, dass dies oft Urteile zugunsten systemrelevanter Betroffener sind. Im Falle des mit einer obszön sprudelnden Petrodollar-Quelle gesegneten Superklubs Manchester City gegen die Fairplay-Hüter der Europäischen Fußball-Union haben die Sportrichter entschieden, dass all die gut dokumentierten Hinweise auf Verschleierungen, Tricksereien, Absprachen nichts wert sind."

"Bild": "Blamage für die Uefa. Die erste Reaktion auf die Aufhebung der Champions-League-Sperre für Man City dürfte weltweit ähnlich ausfallen: "RIESEN-SKANDAL! Ist doch offensichtlich, dass die mit den Scheich-Millionen tricksen! Da wird wieder vor den Reichen und Mächtigen gekuscht. Als Fan fühlt man sich für dumm verkauft. Und das Financial Fairplay erweckt den Eindruck, nur eine Alibi-Veranstaltung zu sein, ohne ernsthafte Konsequenzen für die Top-Klubs."

"Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Zahnlose Uefa. Wenn die Finanzregeln nicht effektiv durchgesetzt werden können, sind sie auch nicht anwendbar."

ITALIEN

"Gazzetta dello Sport": "Manchester City hat vor Gericht das größte Spiel des Jahres gewonnen. (...) Dieses Urteil bedeutet eine politische Niederlage für die Uefa und das Financial Fairplay."