Jan Marsalek ging vielen Nebenbeschäftigungen nach.

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Wien – Dem flüchtigen Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek, der eine zentrale Rolle in der Affäre des Finanzdienstleisters gespielt haben soll, werden geheimnisvolle Engagements in Libyen nachgesagt. Demnach soll er den Aufbau eines 15.000 Mann starken Söldnerheers geplant haben, das den Migrationsfluss im Süden des Landes stoppen sollte.

Dieses Projekt sei als "Wiederaufbau" Libyens auch in EU-Kreisen lanciert worden. U. a. beim Verteidigungsministerium, das dann auch eine Absichtserklärung unterzeichnete. Das Ressort spricht davon, dass der Partner nicht Marsalek, sondern eine nicht näher bezeichnete deutsche Expertengruppe gewesen sei. Zu einer Umsetzung oder Zahlung sei es ohnehin nie gekommen.

Chat mit Gudenus

Detail am Rande: Der zuständige Beamte im Verteidigungsministerium sitzt im Präsidium der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft. Deren Generalsekretär soll gute Kontakte zu Marsalek und zum BVT haben, zumindest chattete er zu diesem Thema mit dem früheren FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus. .

Die zweite Libyen-Geschichte dreht sich um die Baustoffgruppe Asamer. Sie ist 2007 groß ins Zementgeschäft des Landes eingestiegen. Für das Engagement gab es eine staatliche Haftung über 200 Millionen Euro. Als die Geschäfte nach dem Tod von Machthaber Muammar al-Gaddafi den Bach runtergingen, sprang die öffentliche Hand ein. Später verkaufte Asamer an eine vom Exil-Libyer Ahmed Ben Halim gegründete Investorengruppe, der auch Marsalek angehören soll.

Schaden reduziert

Er ist der Sohn des früheren Regierungschefs von Libyens, Mustafa Ben Halim. Mit dem Verkaufserlös konnte Asamer nach eigenen Angaben 180 Millionen zurückführen. Der Rest blieb offen. Von einem kolportierten Engagement Marsaleks weiß man bei Asamer und der für Garantien zuständigen Kontrollbank nichts. Die "Financial Times" hatte berichtet, die 20 Millionen seine an den flüchtigen Österreicher geflossen. (as, 15.7.2020)