Auch für Gastrobetreiber auf dem Wiener Volkertmarkt ging die Saison heuer Corona-bedingt später los.

Foto: Christian Fischer

Georg Holzer, Marktsprecher für den Volkertmarkt, im Café Nelke.

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Die Freude war ursprünglich groß: Als Ende April verkündet wurde, dass die Schanigartengebühr für jene Wiener Wirte, die durch Corona finanzielle Einbußen erlitten haben, bis Jahresende reduziert oder erlassen werden soll, atmete auch der eine oder andere Gastrobetreiber unter den Wiener Marktstandlern auf. Doch dann stellte sich für manche Betroffene heraus, dass sie keinen Anspruch auf die Unterstützung haben, weil die Regelung für Märkte nicht gilt.

Das enttäuscht einige Gastrobetreiber, darunter Georg Holzer, Marktsprecher des Volkertmarkts und Chef des dort angesiedelten Cafés Nelke: "Ich würde mir wünschen, dass wir Wirte auf den Märkten gleich behandelt werden und es hier auch die Möglichkeit gibt, dass die Schanigartengebühren erlassen oder zumindest vergünstigt werden", sagt er zum STANDARD. Der Wirt hat deshalb auch einen offenen Brief an die Stadtregierung geschrieben, in dem er auch bürokratische Hürden für jene Wirte beklagt, die Anspruch auf die Gebührenreduktion haben.

Kredit wegen Umsatzverlustes

Was sein Lokal betrifft, sei er zwar relativ optimistisch, durch die Krise zu kommen. Doch die finanzielle Situation sei trotzdem angespannt: Der wegen der Verluste aufgenommene Kredit soll in den nächsten Jahren abbezahlt werden. Erst dann werde man sehen, wie es weitergehe. Auch bei der Wirtschaftskammer ist man der Ansicht, dass es "zu begrüßen" wäre, wenn Unternehmer auf den Märkten ebenfalls Anspruch auf den Gebührenerlass hätten.

Im Büro von Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) kann man die Kritik nicht nachvollziehen: Man habe sich als Stadt "besonders um die Märkte bemüht", weshalb diese trotz großer Herausforderungen geöffnet bleiben konnten. Markamt-Sprecher Alexander Hengl verweist zudem darauf, dass, im Gegensatz zu anderen Wirten den Marktstandlern während des Lockdowns zwei Monate lang sämtliche Gebühren inklusive jener für den Stand erlassen worden seien: "Eigentlich müssten sich also die anderen beschweren."

Schwierige Platzverhältnisse

Auch wegen der benötigten Abstände und deshalb auseinandergerückten Tische gibt es seitens der Standler den Wunsch nach mehr Flexibilität bei den Kontrollen, ob man innerhalb der vor der Pandemie zugewiesenen und gemieteten Flächen bleibe: "Tatsächlich haben wir die Sessel und Tische etwas weiter auseinandergestellt, um die Sicherheitsvorgaben einhalten zu können. Wenn wir uns nicht etwas mehr Platz verschaffen, verlieren wir Sitzplätze und damit noch mehr Geld. Es wäre gut, wenn jetzt nicht jeder Quadratmeter ehrgeizig eingefordert wird", sagt Holzer, der "explizit keine Kritik" an jenen üben möchte, die die Kontrollen durchführen, sondern andere Rahmenbedingungen möchte.

Auch Anita Paic (Pizzaquartier) und Isabel Kaas (Kaas am Markt) vom Karmelitermarkt beklagen die Platzverhältnisse: Sie mussten und müssen zum Teil immer noch wegen der notwendigen Abstände während des Bauernmarkts am Samstag bis 14 Uhr den Gastgarten zum Teil oder ganz schließen. Dabei entgehe ihnen aber der Großteil des umsatzstärksten Tages.

Hengl verweist darauf, dass für den Großteil der Gastrobetreiber individuell zufriedenstellende Lösungen gefunden werden konnten. Dennoch müsse man auf die genaue Einhaltung der Vorgaben achten, man wolle in jedem Fall vermeiden, Märkte zusperren zu müssen. Auch Kaas spricht von starken Bemühungen des Marktamts, individuelle Lösungen zu finden. Doch die eindeutige Bevorzugung des Bauernmarkts ist für sie nicht nachvollziehbar.

Märkte seien von ihrem Auftrag her primär Handelsplätze, sagt Hengl dazu, die Gastro sei ein Nebenschauplatz. Deshalb gewähre man jetzt, wo Abstände eingehalten werden müssen, auch Bauern und Händlern den Vortritt. (Vanessa Gaigg, 15.7.2020)