Das Leitungsgremium des Europäischen Forschungsrats (ERC) bangt um das Budget für das nächste Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe. Man beobachte "mit Besorgnis, wie die Ambitionen für Horizon Europe geschrumpft sind", heißt es in einer Aussendung des aus renommierten europäischen Wissenschaftern zusammengesetzten Scientific Council des ERC.

Das Gremium erinnert an die ersten Empfehlungen aus 2017, die noch ein Budget von "mindestens 120 Mrd. Euro" gefordert hatten. Im Vorschlag der Europäischen Kommission von 2018 sank die Summe dann auf 94 Mrd. Euro und liege nun bei 86 Mrd. Euro im jüngsten Budgetvorschlag von Ratspräsident Charles Michel. "Sollte man sich auf diese Zahl einigen, würde erstmals das Kernbudget für Forschung und Innovation der EU real überhaupt nicht erhöht werden", kritisiert der Scientific Council.

Zukunftsträchtige Grundlagenforschung

Die Mitglieder des Gremiums können sich "nicht vorstellen, dass die europäischen Staats- und Regierungschefs dem zustimmen können, während sie sich gleichzeitig auf das Engagement und die Fähigkeiten der europäischen Forscher verlassen, um die andauernde globale Pandemie zu bekämpfen und auf unerwartete zukünftige Herausforderungen vorbereitet zu sein". Sie warnen davor, sich zu sehr auf kurzfristige Ergebnisse zu konzentrieren. Damit gefährde man die zukünftige Saat der Innovation und biete der nächsten Generation von Forschern nicht die richtigen Perspektiven.

Gefordert wird ein angemessenes Gleichgewicht zwischen der Grundlagenforschung und einer gezielteren, auftragsorientierten Forschung. Der ERC habe Europa weltweit den Ruf verliehen, aufstrebende Forscher zu unterstützen, die an den Grenzen der wissenschaftlichen Erkenntnis arbeiten. Es sollte nicht die Gelegenheit verpasst werden, diesen Erfolg zu verstärken. (red, APA, 15.7.2020)