Der Nasen-Mund-Schutz könnte in Lebensmittelgeschäften bald wieder Vorschrift sein.

Foto: imago images/Michael Weber
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Antonia Rauth: [00:00:21] Der Mund-Nasen-Schutz ist aus den meisten Lebensbereichen schnell wieder verschwunden. Vielen Experten und Politikern ist das zu schnell gegangen. Sie wollen die Maskenpflicht wieder ausweiten. Angesichts steigender Infektionszahlen haben auch manche Handelsketten den Mund-Nasen-Schutz teilweise wieder eingeführt und überlegen, diese Gebote noch auszuweiten. Ob die Maskenpflicht allgemein wiederkommt und welche Politiker sich dafür aussprechen, das erklären Gerald John und Walter Müller vom STANDARD. Ganz abgeschafft ist die Maskenpflicht in Österreich ja noch nicht. In welchen Lebensbereichen gilt sie denn im Moment noch? Und in welchen Regionen gibt's denn strengere Vorschriften?

Gerald John: [00:00:57] österreichweit gilt sie noch in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Taxis und, jetzt im Sommer relevant, vor allem auch in Seilbahnen. Außerdem bei gewissen Veranstaltungen, in Apotheken und bei Dienstleistungen, wenn da ein Meter Abstand nicht gehalten werden kann. Oder keine Plexiglasscheibe möglich ist, zum Beispiel bei Friseuren und bei Demos. In verschiedenen Regionen gibt's dann noch schärfere Vorkehrungen, weil dort eben so genannte Cluster, also Häufungen von Fällen, aufgetreten sind. Das ist zum Beispiel in Oberösterreich gibt es eine weitreichende Maskenpflicht, die prinzipiell in allen geschlossenen Räumen und an öffentlichen Orten gilt. Alle möglichen Geschäfte, Einkaufszentren, Markthallen, Buchläden, Bibliotheken und so weiter. Und auch ein Dienstleistungsunternehmen. In Kärnten gibts auch in manchen Orten eine Maskenpflicht. Und zwar hat das Land in Tourismus-Hotspots, also in Velden, in Pörtschach am See oder in Krumpendorf am Wörthersee eine Massenflucht von 21 bis 2 Uhr eingeführt. Das soll dazu führen, dass an diesen Seepromenaden, die sehr beliebt sind, die Leute sich nicht allzu sehr drängeln, weil es dort wahrscheinlich sehr schwierig ist, den Abstand von einem Meter einzuhalten. Klagenfurts gibts auch am Markt eine Maskenpflicht und genauso in Wolfsberg gibts am Abend ebenso analog zu Velden und Co auch eine Maskenpflicht. Die Stadt Salzburg hat sie auch wieder in Amtsgebäuden eingeführt. Das handhaben die Länder relativ unterschiedlich, je nachdem, wie sich die Zahlen dort entwickeln.

Antonia Rauth: [00:02:24] SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner geht das jetzt nicht weit genug. Sie will die Maskenpflicht in weiten Teilen wieder einführen. Dabei hat sie jetzt relativ überraschend auch Unterstützung aus der Regierung bekommen. Werner Kogler, der Vizekanzler, kann sich das durchaus vorstellen. Was sagt er denn genau dazu?

Gerald John: [00:02:39] Na ja, er hat gesagt, es ist mit Sicherheit überlegenswert. Viel mehr aber nicht. Offiziell ist die Regierung noch nicht von ihrer Linie runtergegangen. Die lautet: Man versucht, das Virus jetzt regional zu kontrollieren, indem man die Cluster schnell ausgeforscht, die Kontaktpersonen identifiziert und das möglichst rasch eingrenzt. Das soll in Zukunft auch ein Ampelsystem helfen, dass eine gewisse Richtlinie bringt. Je nachdem, wie sich die verschiedenen Zahlen entwickeln. Pro Region tritt dann quasi eine Farbe in Kraft, und da gibt es dann auch Empfehlungen der Regierung eben, was zu tun ist. Da kann es natürlich sein, wenn natürlich eine höhere Stufe erreicht wird, gelb oder so. Da dann sicher auch die Empfehlung für eine Maskenpflicht in weiteren Bereichen drinnen sein. Aber prinzipiell ist die Regierung jetzt trotz dieses Satzes von Kogler noch nicht von ihrer Linie abrückt. Ich habe sowohl beim Gesundheitsministerium als auch beim Kanzleram nachgefragt. Die sagen Nein. Vorerst ist eine bundesweite Ausweitung der Maskenpflicht nicht gedacht.

Antonia Rauth: [00:03:40] Es steht ja auch ihre eigene Partei nicht ganz hinter Pamela Rendi-Wagner mit diesem Vorstoß. Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser ist bei der Wiedereinführung der Maskenpflicht zum Beispiel kritisch. Was hat er denn dagegen?

Gerald John: [00:03:52] Prinzipiell ist er jetzt nicht gegen die Maskenpflicht. Wie wir vorhin schon besprochen haben: gerade Kärnten hat man sie in manchen Bereichen bereits wieder eingeführt. Er warnt davor, alle über einen Kamm zu scheren, was die Supermärkte oder die Lebensmittelgeschäfte betrifft. Er sagt, es sei ein Unterschied, ob man jetzt am Land, beim Greißler, wo drei Leute drin sind, eine Maske tragen muss oder in Wien, wo hundert Leute im Supermarkt sind. Er meint, man sollte da regional differenzieren, und das könne man in so einem Vorschlag, wie Rendi-Wagner gemacht hat, schon vereinbaren.

Antonia Rauth: [00:04:22] Was sagen denn die anderen Parteien zum Nasen-Mund-Schutz und zu der Verpflichtung, diesen zu tragen, gibt's da jeweils klare Bekenntnisse für oder gegen die Maske?

Gerald John: [00:04:30] Wie gesagt, die Regierungsparteien, die ÖVP und die Grünen sagen, wir wollen die Cluster eingrenzen und planen momentan keine bundesweite Verordnung für eine strengere Maskenpflicht. Sie sagen aber, das kann sich jeden Tag ändern. Sie wollen da nicht sagen: "wir haben das ausgeschlossen", und am nächsten Tag ist es anders. Die Zeiten sind volatil. Wenn sich das anders entwickelt, könnte man diese Meinung auch ändern. Die Neos sind tendenziell skeptisch. Was das betrifft, halten sich aber eigentlich zurück. Das müsse man auf der Basis der Expertenmeinungen irgendwie entscheiden. Da gibts nicht so eine klare Linie dazu. Aber sie bringen die Frage auf: Gab es wirklich schon einen Cluster, der von einem Supermarkt ausgegangen ist? Das ist offensichtlich tatsächlich nicht der Fall. Deswegen stehen sie dem skeptisch gegenüber. Von Seiten der FPÖ: die sagt Nein, das ist momentan nicht nötig. Man soll regional versuchen, die Cluster zu begrenzen. Aber eine Maskenpflicht braucht es nicht.

Antonia Rauth: [00:05:27] Momentan diskutiert wird also, ob nicht zumindest in den Supermärkten wieder eine Maskenpflicht eingeführt werden soll. Sei weiter. Walter, warum denn jetzt eigentlich gerade dort?

Walter Müller: [00:05:36] In den Supermärkten und speziell vor den Vitrinen, eben dort, wo Lebensmittel offen dargeboten werden, kommt es ja immer wieder zu sehr engen körperlichen Kontakten. Genau davor wird gewarnt. Hier kann es natürlich zu direkten Übertragungen und Infektionen kommen, und auch die Ärosole in den weniger durchlüfteten Bereichen in den Märkten könnten eine Rolle spielen. Drum ist die Überlegung, in den Supermärkten, wo sich täglich sehr viele Kunden aufhalten, wieder Schutzmasken einzuführen, ist angesichts der gestiegenen Fallzahlen durchaus nachvollziehbar.

Antonia Rauth: [00:06:11] Während die Politik noch diskutiert, hat die Handelskette Rewe zum Beispiel ja bereits teilweise schon wieder eine Maskenpflicht eingeführt. Für wen denn? Und ist denn Rewe damit allein?

Walter Müller: [00:06:22] Bei Billa und Merkur müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Feinkost bereits seit einer Woche wieder Schutzmasken tragen. Bei Spar ist man dagegen noch zurückhaltend. Dort heißt es, man wolle sich an die Vorgaben der Regierung halten und eigentlich nicht eigenmächtig handeln. Es gehört für die Branche eine einheitliche Entscheidung getroffen, verkündet Spar Konzernsprecherin Nicole Berkmann. Die Kunden seien ohnehin schon verunsichert, und wenn dann die Handelsbetriebe ihre eigenen Regeln machen, sei das kontraproduktiv. Und, dass nur die Verkäufer und Verkäuferinnen Masken tragen, sei momentan auch nicht zu verantworten. Denn die Masken sind für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine bedeutende Belastung, und das wolle man ihnen, wenn es nicht sein muss, so lange als möglich ersparen. Wie gesagt, man wartet bei Spar auf eine offizielle Regelung. Und bei den Discountern, die über keine Feinkost-Abteilungen verfügen, ist das Thema Maskenpflicht noch kein Thema.

Antonia Rauth: [00:07:18] Das heißt, im Moment betrifft die Maskenpflicht im Lebensmittelhandel wenn nur Mitarbeiter. Gibts denn jetzt vielleicht auch vonseiten der Ketten Überlegungen, bald doch auch für Kunden wieder einen Nasen-Mund-Schutz vorzuschreiben?

Walter Müller: [00:07:31] Es gibt da und dort Überlegungen, aber noch keine konkreten Pläne.

Antonia Rauth: [00:07:36] Trotzdem hält sich die Regierung offen, wenn die Fallzahlen stark steigen, wieder eine Maskenpflicht in Supermärkten einzuführen. Wie schnell könnte das passieren? Könnte das schon morgen der Fall sein? Oder wären das sicher noch einige Wochen hin?

Walter Müller: [00:07:51] Wenn die Fallzahlen noch ein paar Tage im dreistelligen Bereich bleiben und womöglich noch dynamisch Zunehmen könnte es vielleicht schon nächste Woche zu einer Wiedereinführung des Schutzmaskenpflicht in den Supermärkten kommen, was durchaus vernünftig wäre.

Antonia Rauth: [00:08:06] Diese Überlegungen betreffen jetzt aber ausschließlich den Lebensmittelhandel?

Walter Müller: [00:08:10] Das betrifft ausschließlich den Lebensmittelhandel.

Antonia Rauth: [00:08:12] Das heißt, in anderen Bereichen wie Bekleidungsgeschäften oder Sportgeschäften ist nicht damit zu rechnen in näherer Zukunft?

Walter Müller: [00:08:19] Diesbezüglich gibt es kaum Überlegungen, auch keine Diskussion. Da argumentiert man, dass dort nicht sehr viele Kunden und Kundinnen auf einem Fleck zusammen stehen und es zu weniger körperlichen Kontakten kommt als in den Supermärkten, wo das schon der Fall ist.