Kein Tag vergeht in Österreich ohne einen neuen Cluster. Eine Rückkehr zur Maskenpflicht wird derzeit jedoch nur punktuell umgesetzt.

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Derzeit vergeht in Österreich kein Tag ohne Entdeckung eines oder mehrerer weiterer Corona-Cluster. Am Mittwoch traf es erneut Niederösterreich, wo man bereits am Dienstag in einer Wiener Neustädter Pfingstgemeinde Infektionen mit dem Virus festgestellt hatte – nachdem in Oberösterreich vergangene Woche ähnliche Ausbrüche ausgeforscht wurden.

Und zwar geht es diesmal um den Schlachthof Dachsberger in Eggenburg im Bezirk Horn. Also um eine jener Örtlichkeiten, in denen sich, wie man bereits bei der Firma Tönnies im deutschen Gütersloh sowie in oberösterreichischen Betrieben sah, der Erreger besonders gut verbreitet. Grund dafür ist, dass in Schlachtbetrieben produktionsbedingt Kälte herrscht, was laut dem deutschen Virologen Christian Drosten das Virus "begünstigt". Darüber hinaus sind die Arbeitsbedingungen vielfach eng und prekär.

Bis Mittwochabend wurden 34 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Firma Dachsberger positiv auf das Coronavirus getestet, 244 wurden abgesondert. Wie viele Menschen insgesamt, also samt Familienangehörigen und anderen Kontaktpersonen, in eine 14-tägige Quarantäne geschickt werden müssen, konnten der Sprecher der zuständigen niederösterreichischen Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) noch nicht sagen. Das Contact-Tracing sei noch im Fluss. Laut dem Sprecher arbeiten bei Dachsberger viele Pendler aus der Tschechischen Republik, konkret aus der Region um die Stadt Znaim.

Aufgekommen war der Coronavirus-Verdacht in Eggenburg bereits am vergangenen Wochenende. Ein Mitarbeiter hatte Symptome entwickelt und das Gesundheitstelefon unter der Nummer 1450 angerufen, das in solchen Fällen kontaktiert werden soll.

Screening wurde vorgezogen

Daraufhin sei ein von der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (Ages) ohnehin geplantes Corona-Screening in dem Betrieb vorgezogen worden, sagt der Landesrätin-Sprecher. Über diese rasche Entscheidung ist man im Büro von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) "sehr froh". Die Chance, den Cluster eingrenzen zu können, stehe daher nun besonders gut, sagt eine Sprecherin des Ministers. Auch zeige der neuerliche Cluster, "dass unsere Entscheidung richtig ist, in den Schlachtbetrieben bundesweit einen Screening-Schwerpunkt zu setzen".

Neun Infektionen wiederum erbrachten bis Mittwochnachmittag die Tests rund um den am Dienstag entdeckten Corona-Cluster in und im Umfeld der Wiener Neustädter Pfingstkirche Gemeinde Gottes. 270 Menschen wurden in Quarantäne gesetzt, sie sollen ihren Gesundheitszustand bis zum Ende der Absonderung in zwei Wochen genau beobachten. Sie sei "zuversichtlich", dass dieser Virusausbruch leichter eingrenzbar sei als jener davor in Oberösterreich, sagte Landesrätin Königsberger-Ludwig.

In Oberösterreich waren infolge der Virusverbreitung in fünf Bezirken die – damals noch geöffneten – Schulen sowie andere Kinderbetreuungseinrichtungen vorübergehend geschlossen worden. In Amtsgebäuden, Geschäften und bei Dienstleistern wurde erneut Maskenpflicht eingeführt. In Niederösterreich plant man derlei derzeit offenbar nicht. Wegen des Schlachthofausbruchs tagte am Mittwochnachmittag der Landessanitätsrat.

Nur maskiert zur Polizei

In Salzburg hat die Polizei die generelle Maskenpflicht für Beamte wieder eingeführt, nachdem am Mittwoch Coronavirus-Infektionen in zwei Dienststellen in der Stadt Salzburg aufgetreten waren. Verschärfte Hygienemaßnahmen gelten auch für Personen, die eine Polizeiinspektion betreten.

Rund um die Polizeiinspektionen am Bahnhof und in Itzling hatte sich ein neuer Cluster gebildet, fünf Beamte sind bisher infiziert. Hundert Polizisten wurden zudem vom Dienst freigestellt und mussten zum Corona-Test. Die Testergebnisse standen am Mittwoch wegen eines technischen Defekts im Labor noch aus und werden erst am Donnerstag ausgewertet. Insgesamt gab es in Österreich zwischen Dienstagnachmittag und Mittwochmittag 133 Corona-Neuinfektionen. (Irene Brickner, Stefanie Ruep, 15.7.2020)