Christian Pilnacek echauffierte sich über Wurstsemmeln und undeutliche Aussprache

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Die Körperhaltung von Neos-Abgeordneter habe "Mobbing" gegen ihn betrieben, findet Christian Pilnacek.

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Wien – Für seine "emotionale" Art ist der Spitzenbeamte Christian Pilnacek mittlerweile bekannt, etwa durch nach außen gedrungene Inhalte von Dienstbesprechungen ("Scheiß-Akt", "daschlagts es"). Die große Frage vor seinem Auftritt im U-Ausschuss am Mittwoch war daher, ob sich Pilnacek von den Fragen der Abgeordneten aus der Fassung bringen ließe.

Dem schien nicht so: Zwar schimmerte die "Emotionalität" in Wortgefechten mit der Neos-Fraktionsführerin Stephanie Krisper durch, der große Wutausbruch fand jedoch nicht statt. Und dann kam ein Interview mit dem "Kurier". Pilnaceks Zorn entlud sich dort auf "Abgeordnete, die Wurstsemmeln mampfen", die "nuschelnde" Frau Krisper, die "Mobbing" gegen ihn betreibe, und gegen das "Jammertal" U-Ausschuss voller "sinnloser Fragen, sinnloser Antworten".

Auch Stunden später war der Sektionschef über den Umgang des U-Ausschusses mit seiner Person noch erbost, was ein weiteres Interview in der "ZiB 2" bewies.

"Verachtung des Parlaments"

Die Opposition reagierte auf Pilnaceks Heißlaufen mit Empörung. "In der Verachtung des Parlaments treffen sie sich seit jeher, neuerdings das Gros türkiser Regierungsmitglieder und ihre (ehemaligen) Generalsekretäre", kommentierte der ehemalige Kunstminister und jetzige Abgeordnete Thomas Drozda auf Twitter.

Jan Krainer (SPÖ), "Wurstsemmelmampfer", verteidigte sich: Man müsse, wenn man elf Stunden in einem Sitzungssaal eingesperrt sei, Nahrung zu sich nehmen. Das erfolge natürlich nicht, wenn er aktiv befrage, sondern nur, wenn er nicht an der Reihe sei, so Krainer.

Der grüne Abgeordnete David Stögmüller sprang wiederum Krisper bei: Parlamentarische Anfragen als "Hetzkampagne" zu bezeichnen sei ein Tiefpunkt, so Stögmüller. Pilnacek hatte zuvor beklagt, dass die Neos seit über einem Jahr mit Anfragen voller Unterstellungen gegen ihn "kampagnisieren" würden.

FPÖ-Fraktionschef Christian Hafenecker kommentierte, man habe einen "Sektionschef im Selbstzerstörungsmodus" gesehen, der "auf Frauen losgehe und Abgeordnete beleidige".

Einzig die ÖVP verteidigte Pilnacek. Es sei richtig, was dieser gesagt habe, so der türkise Fraktionsführer Wolfgang Gerstl: dass es nämlich um Aufklärung ginge und nicht darum, vorgefertigte Meinungen abzufragen.

Frische Wurstsemmeln

Justizministerin Alma Zadić (Grüne) wollte Pilnaceks Aussagen am Donnerstag "nicht kommentieren". Es stünde Auskunftspersonen zu, selbst und ohne Absprache Aussagen gegenüber Medien zu tätigen, hieß es aus dem Büro der Ministerin.

Ihr obliegt möglicherweise bald die Entscheidung über Pilnaceks weitere Karriere: Seine "Supersektion" wurde aufgeteilt, beide neuen Posten ausgeschrieben. Ob sich Pilnacek für eine der beiden Stellen bewerbe, wollte dieser am Donnerstag noch nicht sagen.

Im U-Ausschuss nahm man die Causa schlussendlich mit Humor: Um die Abgeordneten zu stärken, brachte Bäckereiunternehmerin Doris Felber zu Mittag "eine kleine Stärkung" vorbei: frische Wurstsemmeln. (red, 16.7.2020) )