Strafrechtssektionschef Christian Pilnacek am Mittwoch, im Rahmen des Ibiza-U-Ausschusses im Parlamentsausweichquartier in der Hofburg.

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Es ist kein schöner Anblick, wenn sich ein intelligenter Mann mit gewissen Verdiensten öffentlich selbst demontiert. Christian Pilnacek, bis vor kurzem Schlüsselmann im Justizministerium, bot in Interviews das Bild eines arroganten Hochbürokraten. Abgeordnete, die Wurstsemmeln essen, nuscheln, "sinnlose" Fragen stellen, sind für ihn nicht satisfaktionsfähig. Ein Grundirrtum: Da glauben welche, sie sind keine Rechenschaft schuldig.

Das ist ja überhaupt das Schöne an diesem U-Ausschuss, von dem die Ahnungslosen und die professionellen Zudecker immer sagen, es komme nichts dabei heraus: Man sieht das Innere der Machtmissbrauchsmaschinerie. Die historische Wahrheit ist, dass derlei, anno Lucona, auch unter Rot passiert ist. Aber heute geht es eben um Türkis-Blau.

Sektionschef Pilnacek ist sicher auch, wie er sich nennt, ein "Diener des Staates". Er wollte aber auch ein bisschen der Herr sein. So ließ er sich darauf ein, nächtlicherweise zu erörtern, wie man unliebsame Korruptionsjäger aufblatteln könnte; oder er wies nicht umgehend die Zumutung zurück, er möge "ein Auge" auf den Fall eines türkisen Großspenders haben. Wirklich bedenklich wurde es aber mit der Aussage des Korruptionsstaatsanwalts Adamovich am Donnerstag: Der sagte de facto, dass Pilnacek und Oberstaatsanwalt Fuchs seine Behörde mit Berichtsaufträgen zugedeckt hätten, sodass sie in ihrer Arbeit behindert wurde. (Hans Rauscher, 16.7.2020)