Brad Parscale nimmt den MAGA-Hut und tritt hinter den Vorhang.

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In Donald Trumps Augen läuft sein Wahlkampf um den Verbleib im Weißen Haus prima: "Dieser Wahlsieg sollte viel einfacher werden, da unsere Umfragewerte rasch steigen, die Wirtschaft sich erholt, Impfungen und Therapien bald unterwegs sein werden und die Amerikaner sichere Straßen wollen", schrieb der US-Präsident am Donnerstag auf Twitter. Im gleichen Atemzug gab Trump bekannt, seinen Wahlkampfleiter auszutauschen. Bill Stepien löse Brad Parscale ab, welcher sich künftig um digitale Strategien kümmern werde, erklärte er. Beide waren schon im Team bei Trumps siegreicher Kampagne im Jahr 2016.

Doch Trumps Wiederwahl ist bei weitem nicht der Spaziergang, als den er ihn zeichnen möchte. In Umfragen liegt sein demokratischer Konkurrent Joe Biden gut zehn Prozentpunkte vor ihm in Führung. Zwar lag Trump 2016 auch klar hinter Hillary Clinton zurück und gewann dennoch. Die Neuauflage dieses Kunststücks ist aber mehr als fraglich. Trump dürfte Parscale für den Misserfolg des Wahlkampfauftritts in Tulsa in Oklahoma im Juni verantwortlich machen. Bei dem trotz Corona-Epidemie groß angelegten Event erschienen weitaus weniger Zuschauer als erwartet, viele Plätze blieben leer. Dennoch gab es bald nach dem Auftritt des Präsidenten einen regionalen Anstieg von Coronavirus-Infektionen.

Wetterpech

Das Virus macht Trump im Wahlkampf generell zu schaffen. Eine weitere Großveranstaltung war für das vergangene Wochenende in New Hampshire avisiert. Dort wollte der Präsident vor Menschenmassen auftreten – wegen Corona im Freien. Doch die Wetterprognose machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

Die Covid-19-Zahlen galoppieren in den USA weiterhin. Am Mittwoch wurden mehr als 67.000 Neuinfektionen im Land registriert, was erneut einen neuen Tagesrekord bedeutet. 3,5 Millionen Menschen infizierten sich bisher mit dem Coronavirus, mehr als 137.000 starben.

Drogenmissbrauch

Auch ein weiteres Gesundheitsthema stellt Trumps Regierung vor massive Probleme: Die Gesundheitsbehörde CDC teilte am Mittwoch mit, dass im Jahr 2019 mit 71.000 Drogentoten ein neuer Höhepunkt erreicht wurde. Trump hatte den Kampf gegen die Suchtmittelepidemie zu einem Kernthema gemacht und schon im Jahr 2017 den nationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. In seiner Amtszeit wurden bisher 21 Milliarden Dollar investiert. 2018 zeigte dies mit dem ersten Rückgang der Todeszahlen seit 30 Jahren einen ersten Erfolg.

Für Aufregung sorgte am Donnerstag ein breit angelegter Hackerangriff auf Konten zahlreicher Prominenter auf der Kurznachrichtenplattform Twitter. Joe Biden, Ex-Präsident Barack Obama, aber auch New Yorks Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg, Tesla-Chef Elon Musk, Microsoft-Gründer Bill Gates, Amazon-Chef Jeff Bezos und sogar Möchtegernpräsidentschaftskandidat Kanye West bewarben so auf ihren Accounts Geschäfte mit der Kryptowährung Bitcoin – die Betrugsmasche funktionierte offenbar bei zahlreichen Personen. Auf das in den fingierten Postings angegebene Konto wurden jedenfalls Bitcoins im Wert von rund 116.000 Dollar überwiesen. Der prominenteste Twitter-Nutzer blieb jedoch von dem Angriff verschont: Donald Trump. (Michael Vosatka, 16.7.2020)