Gerne wird verschwiegen und tabuisiert, dass Mitarbeitende gezwungen waren und sind, sich alle neuen technologischen Werkzeuge der Zusammenarbeit selbst beizubringen.

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Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben. So viel ist aus allen (und es sind derzeit sehr, sehr viele) Umfragen und Studien zu ersehen. Aktuell fanden die Unis Graz und Wien gemeinsam mit Deloitte heraus, dass über 80 Prozent der heimischen Firmen, gezwungen von Corona, ihre Zusammenarbeit digital organisiert haben. Das wird nicht mehr weggehen.

Wer da wegen der Wohnungsgröße, wegen Betreuungspflichten oder der Persönlichkeit, der Lebenssituation (neu in der Firma ohne informelle Kontakte) nicht mitkann, hat sowieso ein Problem. Angst um den Job und Scham verhindern derzeit noch offene Diskussionen dar über. Allerdings sollten gerade diese in jeder Organisation geführt werden – ohne den menschenverachtenden und letztlich firmenschädigenden Bias der Vorselektion nach dem Motto "Strengt euch halt an, reißt euch halt zusammen". Es gibt kein drängenderes Thema für Führungskräfte aktuell. Es kann auch sein, dass Bestleister Magenschmerzen kriegen, wenn sie sich vorstellen, jahrelang vom Küchentisch aus zu arbeiten.

Dazu gehört auch, ebenfalls gerne verschwiegen und tabuisiert, dass Mitarbeitende gezwungen waren und sind, sich alle neuen technologischen Werkzeuge der Zusammenarbeit selbst beizubringen. War und ist das wirklich so easy und selbstverständlich? Fallen alle, die damit ein Thema haben, halt leider aus dem Gefüge? Auch das muss genau angeschaut werden, schließlich können sich Talent und Fähigkeit für jeden Job nicht daran messen, ob man gern und gut alles downloaden kann, was man zur Arbeitsfähigkeit benötigt.

Dass bei allem Digitalisierungsschub die IT ein großes weiteres Stück Macht gewonnen hat, ist ersichtlich. Jetzt geht es auch um den Umgang damit, um die Definition, was Support fürs Homeoffice eigentlich bedeuten muss. Jedenfalls mehr Arbeit, jedenfalls mehr Kommunikation. (Karin Bauer, 19.7.2020)