Daniel Koller/DER STANDARD
Daniel Koller/DER STANDARD
Daniel Koller/DER STANDARD
Daniel Koller/DER STANDARD

Um seinen Fernseher "smart" zu machen, gibt es mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten. Apple, Amazon und Google bieten alle Lösungen, die ihre Vor- und Nachteile haben. Von Enthusiasten hört man allerdings immer wieder einen Tipp: Nvidias Shield. Seit 2015 bietet der Grafikkartenhersteller einen Streaming-Mediaplayer. Im vergangenen Jahr wurde eine neue Version veröffentlicht. DER STANDARD hat das Gerät nun getestet, das trotz des hohen Preises nicht umsonst zu dem sehr guten Ruf kommt.

Deutlich teurer als die Konkurrenz

Nvidias Streaming-Hardware gibt es in zwei Varianten: Die normale Version in Zylinder-Form und die rechteckige Pro-Variante. Die Unterschiede liegen beim RAM und dem internen Speicherplatz, sowie den Anschlüssen. So weist die normale Variante zwei Gigabyte RAM, acht Gigabyte Speicher und einen MicroSD-Slot auf. Bei der Pro-Version sind es drei Gigabyte Arbeitsspeicher, 16 Gigabyte Speicherplatz und auf der Rückseite finden sich zwei USB-3.0-Anschlüsse. Die normale Version kostet rund 160 Euro und die Pro-Variante 220 Euro – viel Geld also im Vergleich zur Konkurrenz.

Keine Mängel an Apps

Umso unverständlicher ist es, dass Nvidia kein HDMI-Kabel beilegt. Im Lieferumfang findet sich eine Fernbedienung, ein Netzteil und das eigentliche Gerät. Zum Start muss also extra ein HDMI-Kabel gekauft werden, das je nach Länge zwischen zehn beziehungsweise 20 Euro kostet. Nach dem erfolgreichen Anschluss geht es erstmals zur Einrichtung. Nvidia verwendet als Betriebssystem Android TV. Nachdem ein Google-Account hinterlegt wird, können Apps heruntergeladen werden. Im Grunde fehlt es hier an nichts. Kodi, Plex, Netflix, Amazon Prime & Co stehen allesamt zur Verfügung. Sollte man eine App nicht im Store finden, kann diese über Umwege nachinstalliert werden.

Langwierige Einrichtung

Die Einrichtung kann schon einmal eine halbe Stunde in Anspruch nehmen, wenn man mehrere Applikationen nutzt. Das Gerät bietet dem User zudem zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten hinsichtlich des Tons und Bild. Mit KI-Upscaling hat Nvidia auch eigene Software integriert, die das Gezeigte aufwerten soll. Der Tegra X1+-Prozessor soll dabei das HD-Bildmaterial in Echtzeit auf 4K-Auflösung hochrechnen. Um sich einen direkten Vergleich zu machen, bietet der Hersteller einen Demo-Modus, bei dem das Bild mit und ohne dem KI-Upscaling angezeigt wird. Dolby Vision HDR und Dolby Atmos werden außerdem unterstützt.

Überzeugendes KI-Upscaling

Nach der etwas mühseligen Einrichtung kann man sich einerseits über ein äußerst responsives und flinkes Gerät freuen. Apps und Streams starten im Grunde ohne größere Verzögerung. Im direkten Vergleich mit Amazons FireTV Stick 4K fällt der Unterschied gewaltig aus. Auch das Bild ist dank Nvidias KI-Upscaling wirklich besser. Full-HD-Filme wirken wie 4K-Filme. Und auch die Fernbedienung kann gelobt werden. Sie macht einen hochwertigen Eindruck und lässt dank Tastenbeleuchtung auch eine Nutzung in kompletter Dunkelheit zu. Einzig der Netflix-Knopf ist etwas überdimensioniert.

DER STANDARD

Spielkonsole Lite dank Streaming

Die wohl wahre Stärke des Geräts ist aber Games-Streaming. Nvidia Shield bietet einerseits die Möglichkeit auf die GeforceNOW-Sammlung zuzugreifen oder Games direkt über Steam streamen zu lassen. Bei zweitgenannter Lösung braucht man allerdings einen Gaming-PC, der eingeschaltet ist. GeforceNOW bietet eine Vielzahl an unterschiedlichen Games. In der kostenfreien Variante muss man manchmal Wartezeit einberechnen. Für 5,49 Euro monatlich kann man die Schlange überspringen und auch Raytracing nutzen.

GeforceNow und Steam regeln

Im Test konnte sowohl das Streaming über GeforceNOW, als auch über Steam überzeugen. Getestet wurde mit Cuphead, F1 2020, Factorio und Moto GP 20. Shield TV erlaubt den Anschluss eines Controllers über Bluetooth. Man muss also nicht zwingend die Peripherie des Herstellers nutzen, sondern kann etwa auch einen Xbox- oder Playstation-Controller verwenden. Eine gute Internetverbindung ist zuletzt eine Voraussetzung. Beide Dienste testen die Leitung aber vorab und passen das Streaming dann dementsprechend an.

Fazit

Nvidias Shield TV ist sicherlich kein Schnäppchen. Amazons FireTV Stick (4K) bietet im Grunde ähnliches um deutlich weniger Geld. Wer aber das aktuell beste Streaming-Gerät nutzen möchte, liegt bei dem Produkt von Nvidia richtig. Die Hardware bringt eine flinke und responsive Nutzung mit sich, KI-Upscaling ist ein augenöffnendes Erlebnis und mit GeforceNow beziehungsweise Steam Link holt man sich im Grunde eine Spielkonsole Lite ins Haus. Angesichts dessen ist das Gerät dann auch wieder sein Geld wert – auch ohne beigelegtem HDMI-Kabel. (Daniel Koller, 19.7.2020)