Was für eine Nacht, lost in Tokyo: Scarlett Johansson singt in einer Karaoke-Bar "Brass in Pocket" von The Pretenders, später ruht ihr Kopf auf Bill Murrays Schulter. Fast zwanzig Jahre ist die Szene aus Sofia Coppolas "Lost in Translation" schon alt – und noch immer rührt sie an. Johanssons Perücke in Lillifee-Rosa? Das wohl prägnanteste Accessoire der 17 Jahre alten Schauspielerin, die mit der Rolle ihren Durchbruch erlebte.

Die Amerikanerin war nicht die einzige Leinwandheldin, die sich mit farbigem Haarschopf in die Herzen der Kinogänger spielte. Franka Potente und Milla Jovovich tauchten um die Jahrtausendwende in "Lola rennt" und "Das fünfte Element" mit pumucklfarbenen Haaren auf den Kinoleinwänden auf. Je klarer die Ansage, desto besser. Signalfarben auf dem Kopf schienen die beste Voraussetzung, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen, das hatte bereits Kurt Cobain Anfang der Neunzigerjahre bewiesen.

Scarlett Johansson in "Lost in Translation".
Universal Pictures
"Lola rennt" von Tom Tykwer aus dem Jahr 1998 mit Franka Potente.
X Verleih AG

Daran haben sich in den vergangenen Monaten offensichtlich einige gelangweilte Prominente erinnert: Die Schauspielerin Elle Fanning zeigte sich auf Instagram mit rosa Haarschopf, sogar Ricky Martin, Jahrgang 1971, färbte sich die Haarspitzen pink. Dass sich das Haarefärben ausgerechnet während des Lockdowns zum Zeitvertreib entwickelte, wird niemanden verwundern. Die Wahl der Farben auch nicht. Violett, Aubergine, Rot vermitteln: Darunter steckt ein eigener Kopf.

So wie der von Christine. Schauspielerin Saoirse Ronan verkörpert den Teenager, der sich den Namen "Lady Bird" gibt und nichts wie weg will aus der kalifornischen Einöde. Greta Gerwigs Film von 2017 ist darüber hinaus eine Reminiszenz an die Nullerjahre, an Melancholie und Aufbegehren, an violette Fingernägel, ausgewaschene auberginefarbene Haarsträhnen – und wenn man so will auch stilistisches Vorbild für so manche Influencerin von heute.

A24

Die sehen nämlich gerade so aus, als würden sie sich in jene Zeit vor Corona und Mundschutz zurückwünschen.

Brasiliens Superstar Neymar lief übrigens schon im Februar mit pinken Haaren auf. Sie entpuppten sich bei dem wahrscheinlich experimentierfreudigsten Fußballspieler zwar als eine vorübergehende Laune, aber wer weiß: Vielleicht kommt er ja wieder auf den Geschmack.

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Brasiliens Superstar Neymar lief im Februar mit pinken Haaren auf.
Foto: AP Photo/Christophe Ena

Und bis dahin machen wir uns einfach selber die Finger dreckig. (Anne Feldkamp, 23.7.2020)