Der in Tirol lebende Sammler Rafael Jablonka betätigt sich auch als Kurator. In der Innsbrucker Galerie Bernd Kugler zurzeit zu sehen: Malerei von Ross Bleckner und Erwin Gross.

Foto: Jablonka

Auf der Suche nach einer Heimat für seine Kunstsammlung hat Rafael Jablonka vor einigen Jahren auch in Innsbruck angeklopft. Gefunden hat er sie schließlich in der Albertina: Dort wird ab Oktober unter dem Titel My Generation der jüngste Neuzugang präsentiert.

Das Bergpanorama ist beeindruckend, die Lage auf einem Sonnenplateau nahe Innsbruck günstig, eine monumentale Friedensglocke der ganze Stolz der Ferienregion rund um Seefeld in Tirol. Als Rafael Jablonka ausgerechnet hier vor einigen Jahren mit der Idee ankam, ein Architekturmodell des deutschen Bildhauers Thomas Schütte mit dem Titel Ferienhaus für Terroristen im Maßstab 1:1 zu realisieren, löste das bei ein paar Lokalpolitikern Schnappatmung aus, die Aufregung legte sich aber bald: Seit 2012 steht das "Ferienhaus T." als begehbare Skulptur auf einer Waldlichtung, bald nach Fertigstellung kam auch der hiesige Bürgermeister zu Besuch.

An allzu viel Öffentlichkeit ist der deutsch-polnische Kunstsammler und Ex-Galerist Jablonka aber eigentlich gar nicht interessiert, wenn er in Tirol Kunstprojekte nach seinen, wie er selbst sagt, "persönlichen Vorlieben" realisiert. Von Zeit zu Zeit auch in Form von Ausstellungen, gerade hat er einen "Dialog der Bilder" des von ihm gesammelten US-Künstlers Ross Bleckner und des deutschen Malers Erwin Gross organisiert. Einen Teil der bis Ende August laufenden Schau richtet Gross’ Innsbrucker Galerist Bernd Kugler in seinen Galerieräumen aus, über ihn laufen auch die Verkäufe, in den privaten Showroom von Jablonka gelangt man nur auf Anfrage. Dort sind vor allem großformatige Abstraktionen der beiden Künstler zu sehen.

Fokus auf US-Kunst

Als Jablonka vor mehr als dreißig Jahren seine eigene Galerie in Köln eröffnet hat, lag ein Fokus auf US-Kunst, Künstlerinnen und Künstler wie Mike Kelley oder Sherrie Levine hatten in der Jablonka Galerie ihre ersten Einzelausstellungen in Europa. Aber auch den Briten Damien Hirst präsentierte der Galerist Anfang der 1990er erstmals in Deutschland.

Zentrale Künstler der Galerie wurden u. a. auch Richard Prince, Nobuyoshi Araki und Andreas Slominski. Vor zwei Jahren hat der 1952 in Polen geborene Jablonka seine Galerietätigkeit beendet, über die Zukunft seiner umfangreichen Sammlung an amerikanischer und deutscher Kunst der 1980er-Jahre hatte er da schon längst nachzudenken begonnen. Was auch in deutschen Museen gewisse Hoffnungen weckte.

Jablonka hatte allerdings auch andere Ideen – und klopfte bei der Stadt Innsbruck an. Durchaus aus nostalgischen Gründen, wie der Sammler einmal erklärte: Als er Polen in den 1970er-Jahren mithilfe eines Stipendiums in Richtung Deutschland verließ, führte ihn ein erster Weg über Innsbruck. Die Gespräche, bei denen Jablonka die Bereitschaft signalisiert haben will, sich an der Errichtung eines Gebäudes zu beteiligen, verliefen jedoch im Sand. Man habe ihn in Tirol, so der Sammler, wie einen "Bittsteller" behandelt.

Vor einem Jahr vermeldete bekanntlich die Albertina die "Acquisition der Sammlung Jablonka". Konkret gemeint ist damit eine Stiftungskonstruktion, über die mehr als 400 Werke in die Obhut der Albertina übergehen. Der Sammler hat sie zuvor in die Rafael und Teresa Jablonka Stiftungeingebracht. Der mit der Albertina geschlossene Stiftungsvertrag läuft vorerst sieben Jahre bis 2026. Ab Oktober gibt die Albertina unter dem Titel My Generation Einblick in den Neuzugang. Es wird dann vielleicht auch ersichtlich, wie sehr die auf amerikanische und deutsche Kunst spezialisierte Sammlung Jablonka dazu angetan ist, eine Lücke in der Albertina zu schließen, wie deren Direktor Klaus Albrecht Schröder im vergangenen Jahr erklärte.

Lagerung im Essl-Depot

Zu den von Jablonka an die Albertina übergebenen und nunmehr in dem von ihr ausgebauten ehemaligen Essl-Depot in Klosterneuburg gelagerten Werken zählen neben einem Konvolut aus 240 Arbeiten allein von Nobuyoshi Araki auch solche von Mike Kelley, Sherrie Levine, Philip Taffee, Richard Deacon, Eric Fischl, Slominski, Hirst und auch Bleckner, von dem in Innsbruck gerade Arbeiten um 250.000 US-Dollar und mehr zu haben sind.

Die 400 Arbeiten, die er nach Wien gegeben hat, bilden nur einen Teil von Jablonkas Sammlung. Als sein "Lebenswerk" bezeichnet der Sammler, der auch ein Faible für prähistorische Relikte hegt, die Böhm Chapel in Köln bei Hürth. Noch vor einem Jahr hat er erklärt, dass er auch sie in die Stiftung einbringen und so ihren Erhalt sichern wolle.

Davon ist nunmehr keine Rede mehr. Er werde die Böhm Chapel vorerst selbst weiterbetreiben, so Jablonka auf Nachfrage. Er hatte den in den 1950er-Jahren von Pritzker-Preisträger Gottfried Böhm errichteten und Anfang der Nullerjahre profanisierten Kirchenbau 2010 erworben und zum Ausstellungshaus umgestaltet. (Ivona Jelčić, 20.7.2020)