Die handkolorierte Weltkarte fand sich in der Rostocker Ausgabe des "Novus Mundus".

Foto: UB Rostock

Der Florentiner Seefahrer und Entdecker Amerigo Vespucci (1454–1512) erforschte bei seinen Expeditionen über den Atlantik große Teile der Ostküste Südamerikas – und sollte als Namensgeber des amerikanischen Doppelkontinents in die Geschichte eingehen. Vespucci war auch Kartograf und versah seine Reiseberichte mit einigen der frühesten Karten der Neuen Welt, doch keine einzige davon ist erhalten geblieben.

Ein Forscher hat nun die bisher älteste Kopie einer Karte Vespuccis entdeckt – im deutschen Rostock. In dem 1505 vom Buchdrucker Hermann Barckhusen hergestellten und in der Universitätsbibliothek Rostock aufbewahrten Druck "Epistola Albericij. De novo mundo" berichtet Vespucci über seine transatlantische Reise, bei der er als erster Europäer erkannte, dass die 1492 von Kolumbus entdeckten Gebiete nicht zu Asien gehören. In Anerkennung dieser besonderen Leistung bezeichnete der deutsche Geograf Martin Waldseemüller den neuen Kontinent seit 1507 auf seinen Karten nach dem Vornamen Vespuccis "America".

Vollständigste und älteste Kopie

Vespuccis eigene Karten gelten jedoch als verschollen. Klar ist: In einem Brief, den er von seiner dritten Erkundungsreise 1500 an Lorenzo di Medici sandte, legte er zwei selbst gezeichnete Karten bei, sagt Gyula Pápay von der Universität Rostock. "Aus dem Brief geht hervor, dass Vespucci eine neue kreisrunde Projektion erarbeitet hat, auf die er sehr stolz war. Diese Projektion benutzte er nur für die Darstellung der Alten Welt. Für die Darstellung der westlichen Hemisphäre, die größtenteils noch unentdeckt war, verwendete er hingegen eine Plattkarte, deren Grundlagen auf die Antike zurückgehen." Die runde Karte diente Vespucci für die Darstellung des Bekannten und die unrunde Karte der Entdeckung des Unbekannten.

Doch mehr als den Hinweis auf die Karten kannte man bis jetzt nicht. Nun stieß Pápay aber im Rostocker Druckes des Novus Mundus auf eine Kopie davon: Wie sich herausstellte, ist das Rostocker Exemplar von Vespuccis Reisebeschreibung das einzige, dass eine Weltkarte enthält. In der Erläuterung zur Karte bleibt der Kartenautor ungenannt, bislang wurde sie für eine damals übliche Weltdarstellung gehalten. Pápay ist es aber gelungen, ihre wahre kulturhistorische Bedeutung zu ermitteln: "Bei der Rostocker Karte handelt es sich wahrscheinlich um die einzige Karte, die am vollständigsten eine Karte von Vespucci zumindest als Kopie für die Nachwelt bewahrt hat", so der Wissenschafter. (red, 21.7.2020)