Die "Schreber"-Gärten als Symbol für leicht kleinkariertes Spießertum und lückenlose Überwachung.

Foto: Juerg Christandl / KURIER / pict

"Zu tun hast du immer mit den Deppen, nicht mit den Vernünftigen", sagt Friedrich Hauk, Vizepräsident des Zentralverbandes Österreichischer Kleingärtner in der schönen STANDARD-Reportage über die Freuden des Lebens im Vorstand eines Kleingartenvereins. Die Jungen wollten sich das nicht mehr antun, diesen ganzen Stress mit gepflegten und weniger gepflegten Gärten, die den Nachbarn ein Dorn im Auge sind, mit Zaunhöhen, Ruhezeiten, Streit um Fallobst und was das Leben auf relativ engem Raum so bietet.

Es gibt wunderbar gelegene Kleingärten, mit Blick über Wien oder in den Weinbergen rund um die Stadt. Die Preise für die Eigentumsgärten ("ganzjährig bewohnbar, Abbruchhaus auf dem Grund") haben so angezogen, dass es sich bald nur noch Wohlhabende leisten können. Und was da so an Kleinvillen entsteht, wo vorher eine Pawlatschen stand, ist auch nicht schwach.

Die Klein-, früher "Schreber"-Gärten galten/gelten oft als Symbol für leicht kleinkariertes Spießertum und lückenlose Überwachung. "Mir san do nämlich a Gemeinschaft", sagte ein älterer Herr mit nacktem Oberkörper und kurzer Hose, die nach Afrikakorps der Deutschen Wehrmacht aussah, einst zu einem Ehepaar auf Besichtigung eines Grundstücks. Es klang leicht bedrohlich.

Aber sie sind auch kleine Paradiese, diese Gärten, und vielleicht finden sich doch ein paar Junge? (Hans Rauscher, 20.7.2020)