Sechs Millimeter lang und drei Millimeter breit sind Katalysatoren, die in Raffinerien zum Einsatz kommen. Sie enthalten Wertstoffe.

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Die Treibacher Industrie AG hat eine Geschichte, die fast bis in die Anfänge der Erdölproduktion zurückreicht. Mit dem schwarzen Gold hatte das 1898 durch Carl Auer von Welsbach gegründete metallurgisch-chemische Unternehmen mit Sitz in der Kärntner Gemeinde Althofen aber nie etwas zu tun. Bis vor etwa 18 Jahren.

Mit dem Einstieg in das Recycling von Raffinerie-Katalysatoren habe man ein Geschäftsfeld erschlossen, das "auch in Krisenzeiten gute Erträge bringt", wie Treibacher-Vorstandsdirektor Rainer Schmidtmayer im Gespräch mit dem STANDARD formuliert.

"Grenzen des Wachstums"

Die Basis für das Recycling wurde Anfang der 1980er-Jahre gelegt. Der Bericht des Club of Rome über die "Grenzen des Wachstums" war in aller Munde, die Endlichkeit der Rohstoffe ins Problembewusstsein gerückt. Die Preise von Metallen wie Wolfram oder von Spurenelementen wie Molybdän nahmen Reißaus nach oben. Die wertvollen Rohstoffe aus Schrott herausholen, das müsste sich doch rechnen, so die Überlegung, die man in der auf chemische und metallurgische Vorstoffe spezialisierten Treibacher AG wälzte – war es aber über weite Strecken nicht.

Dafür war die Berg- und Talfahrt der Metallpreise ausschlaggebend, an der sich bis jetzt nichts geändert hat. Ab 2003/04 hat man sich in Althofen auf die Verarbeitung verbrauchter, metallhaltiger Katalysatoren aus der Erdölindustrie fokussiert. Das Verfahren selbst wurde laufend verbessert.

In der Qualität unerreicht

"In der Qualität, sprich Reinheit der Produkte, die wir durch Recycling gewinnen, kann es kein Zweiter mit uns aufnehmen", sagt Schmidtmayer denn auch selbstbewusst und voller Stolz. Und weil es insgesamt wenige gibt, die können, was Treibacher so effizient kann, sei der Druck der Raffinerien auf das Kärntner Unternehmen groß, die gebrauchten Katalysatoren abzunehmen. Deponieren scheide aus Umweltgründen aus.

"Mit 20.000 Tonnen haben wir jetzt die Kapazitätsgrenze erreicht," sagt Schmidtmayer, "mehr geht nicht."

Nicht alle Raffinerien haben ein Problem mit gebrauchten Katalysatoren. Sie fallen dort an, wo schwere, metallhaltige Rohöle verarbeitet werden. Diese vorwiegend aus Russland, Venezuela und Mexiko stammenden Öle werden mit hohem Abschlag gehandelt; das macht sie für manche Raffineriebetreiber interessant, auch wenn es hoher Investitionen bedarf, um diese minderwertigen Qualitäten verarbeiten zu können.

Verträge mit fünf Raffinerien

Treibacher hat derzeit Verträge mit fünf Raffinerien, darunter fallen Slovnaft in der Slowakei sowie je einer aus Bulgarien, Belgien, Finnland und Polen. Schwechat zählt nicht dazu, die OMV-Raffinerie verarbeitet nur Leichtöle.

Das Geschäftsmodell sei deshalb interessant, weil es auf zwei Säulen ruhe: Behandlungsgebühr und Metallpreis. Schmidtmayer: "Sind die Metallpreise niedrig wie im Moment, ergibt diese Formel oft eine Gutschrift an uns. Sind die Metallpreise hoch, zahlen wir den Raffinerien etwas. So schaffe ich es, auch in Zeiten niedriger Preise eine gute Marge zu erzielen."

Katalysatoren werden geröstet

Laut Schmidtmayer kommen bis zu 75 Prozent der europaweit anfallenden Raffineriekatalysatoren zur Behandlung nach Althofen. Diese in den Raffinerien zur Beschleunigung chemischer Reaktionen eingesetzten sechs Millimeter langen, drei Millimeter breiten Katalysatoren werden in einen Drehofen geblasen und bei 800 bis 900 Grad geröstet. Mittels unterschiedlicher Verfahren werden unter anderem Schwefel, Palladium, Nickel und Molybdän herausgeholt; diese werden wiederum an diverse Industrieunternehmen verkauft. Übrig bleiben laut Schmidtmayer nur etwa drei Prozent an Reststoffen, die man deponieren könne.

Rund 60 Millionen Euro trage dieser Zweig inzwischen zum 650 Millionen schweren Umsatz von Treibacher bei, beim Gewinn ist es prozentuell noch mehr – knapp ein Viertel. Derzeit hat man in Althofen ein 80 Millionen Euro schweres Ersatzinvestitionsprogramm laufen. Anlagen, die zum Teil 40 Jahre alt sind, werden durch neue ersetzt. Das soll die Effizienz im Recycling weiter verbessern. (Günther Strobl, 21.7.2020)