Die Entscheidung über die Wiedereinführung der Maskenpflicht wurde mehrfach verschoben. Da Kanzler Sebastian Kurz am Montag in Brüssel weilte, soll erst heute, Dienstag, darüber entschieden werden.

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Das Wichtigste in Kürze:

Vertagte Masken-Entscheidung

Am 6. April war das Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken in heimischen Super- und Drogeriemärkten zur Pflicht erklärt und später auf andere Bereiche ausgeweitet worden. Mit 15. Juni fiel das Gebot zur Maske in der Öffentlichkeit großteils wieder. Nach den zuletzt stetig steigenden Infiziertenzahlen steht die Wiederkehr einer ausgeweiteten Maskenpflicht womöglich vor der Tür: Die Entscheidung der Regierung wird am heutigen Dienstagnachmittag um 15 Uhr erwartet.

Eigentlich war eine Bekanntgabe schon für Sonntagabend angekündigt worden, doch hatte sich deren Verkündung aufgrund der Verlängerung des EU-Gipfels, an dem Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) teilnahm, verzögert. "Die Bevölkerung muss jetzt warten, bis der Kanzler wieder im Land ist, weil Gesundheitsminister Anschober die Maskenpflicht nicht allein verkünden darf", kritisierte SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher am Montag. Die Neuinfektionen würden deutlich ansteigen. "Worauf wartet die Regierung?", fragte er.

Die FPÖ sprach sich indes gegen eine neue "Maskerade" aus, wie Generalsekretär Michael Schnedlitz sagte. "Es ist kein einziger Cluster bekannt, der in einem Supermarkt seinen Ursprung hat", betonte er. Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker nannte den Aufschub der Entscheidung nicht nachvollziehbar und forderte, regional differenzierte Maßnahmen umzusetzen.

Bundeskanzler Kurz verteidigte am Dienstag die Vertagung der Entscheidung. Es gehe nicht nur um eine Einzelentscheidung, "es werden mehrere Maßnahmen notwendig sein", sagte Kurz am Dienstag nach dem Gipfel in Brüssel.

Maskenpflicht kommt in weiterer Kärntner Bezirksstadt

Fix ist, dass nun auch die Bezirkshauptmannschaft Spittal an der Drau eine zeitlich und räumlich begrenzte Maskenpflicht verordnet. Sie gilt an den kommenden sechs Freitagen (ab 24. Juli) während des "Dämmer Shopping"-Events von 18.00 bis 2.00 Uhr in genau definierten Bereichen im Kern der Kärntner Bezirksstadt, teilte der Landespressedienst am Dienstag mit.

Zeitlich und räumlich begrenzte Maskenpflicht gibt es bereits an einigen Orten in Kärnten: In den Wörthersee-Tourismusorten Velden, Pörtschach und Krumpendorf sowie in St. Kanzian am Klopeinersee gilt sie am Abend, auf den Klagenfurter Märkten während der Marktzeiten sowie an den Wochenenden abends in der Bezirksstadt Wolfsberg.

Prozess wegen Verstoßes gegen Heimquarantäne

Eine 35-Jährige kommt am Freitag in Ried im Innkreis vor den Strafrichter, weil sie trotz Covid-19-Erkrankung und verordneter Heimquarantäne spazieren gegangen sein soll. Wegen des Vorwurfs vorsätzlicher Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten wurde sie angeklagt. Ihr drohen bis zu drei Jahre Haft.

Bereits am Mittwoch muss sich in Klagenfurt ebenfalls eine Frau wegen desselben Straftatbestands vor Gericht verantworten. Sie soll laut Anklage während ihrer Covid-19-Erkrankung und trotz mündlich verhängter Heimquarantäne ohne Maske in einen Klagenfurter Supermarkt gegangen sein.

Ein Friedhof im brasilianischen Manaus.

Mehr als 80.000 Tote in Brasilien

In Brasilien sind bereits mehr als 80.000 Menschen im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Dies ging aus den Daten des Gesundheitsministeriums in Brasília am Montagabend hervor. Demnach stieg die Zahl der Corona-Toten auf 80.120.

Zuletzt waren täglich rund 1.000 Todesfälle gemeldet worden, vergangene Woche durchbrach Brasilien die Marke von zwei Millionen bestätigten Infizierten. Nur in den USA wurden bisher mehr Infektionen und Todesfälle in der Corona-Pandemie verzeichnet.

Die tatsächlichen Zahlen in Brasilien dürften aber noch weit höher liegen, auch weil das Land sehr wenig testet. Wissenschaftliche Studien und Schätzungen von Organisationen legen nahe, dass sich mindestens siebenmal so viele Menschen infiziert haben wie bisher bekannt und doppelt so viele wie erfasst gestorben sind. Brasilien hat 210 Millionen Einwohner.

In Brasilien sind auch zwei weitere Minister positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der Minister für Staatsbürgerschaftsfragen Onyx Lorenzoni und Bildungsminister Milton Ribeiro gaben ihre Coronavirus-Infektion auf sozialen Medien bekannt. Auch Präsident Jair Bolsonaro, Energieminister Bento Albuquerque und der Nationale Sicherheitsberater Augusto Heleno haben positive Tests veröffentlicht.

Die brasilianische Regierung hat die Pandemie von Anfang an heruntergespielt. Präsident Bolsonaro bezeichnete das Coronavirus als "leichte Grippe" und stemmte sich gegen Schutzmaßnahmen.

Trump nimmt Corona-Briefings wieder auf und wirbt für Maske

Angesichts dramatisch steigender Infektionszahlen will US-Präsident Donald Trump nach knapp drei Monaten seine Pressekonferenzen in der Corona-Krise wiederaufnehmen. Rekordzahlen an Zuschauern hätten seine Auftritte im Fernsehen verzeichnet.

Mit den Pressekonferenzen, die er bis Ende April fast täglich abhielt, handelte sich Trump aber auch Kritik ein. Wegen schlechter Umfragewerte für sein Krisenmanagement bei weiterhin dramatischen Zuwächsen der Infektionszahlen dürfte Trump nun Tatendrang beweisen wollen – was auch an einem Tweet deutlich wurde.

Darin warb Trump für das Tragen von Masken in bestimmten Situationen während der Corona-Pandemie. "Wir sind vereint in unseren Bemühungen, das unsichtbare China-Virus zu besiegen", twitterte Trump. "Und viele Menschen sagen, dass es patriotisch ist, eine Gesichtsmaske zu tragen, wenn man keine soziale Distanz wahren kann. Niemand ist patriotischer als ich, euer Lieblingspräsident!"

Iran meldete neue Rekordzahl an Toten an einem Tag

Der Iran meldete am Dienstag eine neue Rekordzahl an Corona-Toten. In den letzten 24 Stunden starben 229 Patienten an dem Virus, sagte die Sprecherin des Gesundheitsministeriums im Staatsfernsehen. Damit liege die Zahl der Todesopfer aktuell bei 14.634.

Im gleichen Zeitraum wurden über 2.600 Neuinfektionen erfasst. Somit stieg die Zahl der bisher nachgewiesenen Infektionen auf 278.827, wie die Sprecherin Sima Lari sagte.

Der Anstieg sei nach Einschätzung von Experten auf die Lockerungen in den vergangenen Wochen zurückzuführen. Diese wurden nun seit Anfang der Woche wieder größtenteils aufgehoben. Die hatte besonders dazu geführt, dass die Bevölkerung die Hygienevorschriften und auch die Pandemie nicht mehr ernst genommen habe.

Italien will drei Millionen Schulbänke kaufen

Damit die Schulen nach der mehrmonatigen Coronavirus-Pause am 14. September öffnen können, investiert Italien in drei Millionen neue Schulbänke. Die Hälfte davon sollen Einzelbänke sein. Ein Problem bei der Wiedereröffnung könnte Platzmangel sein. Es sollen maximal 15 Kinder in den Klassen sein.

Auch Kindergärten sollen im September neu starten. Bildungsministerin Lucia Azzolina versichert, dass mehr Personal dafür zur Verfügung stehen wird. (red, Reuters, APA, 21.7.2020)