Die Gehaltstabellen werden von gut ausgebildeten Männern in Top-Positionen dominiert.

Foto: istockphoto

Auch wenn Corona in vielen Bereichen die Karten neu gemischt hat, eines ist und bleibt weiterhin Thema für Österreichs Arbeitnehmer: das Gehalt. Die Jobplattform Stepstone Österreich hat sich die Zahlen angesehen und wenig Überraschendes zutage gefördert: Immer noch sind es gut ausgebildete Männer in Top-Positionen, die das Gehaltsschema anführen. Trotzdem gibt es auch beim Thema Gehalt interessante Entwicklungen – und die Möglichkeit, in Krisenzeiten mehr für sich herauszuholen, weiß Stepstone-Gehaltsexperte Conrad Pramböck.

Mit der Karrierestufe steigt das Gehalt

Im Schnitt verdienen österreichische Fachkräfte rund 44.000 Euro brutto im Jahr, und das quer durchs Land und durch alle Branchen. Mit der Karrierestufe steigt allerdings auch das Gehalt – von ganz unten bis ganz oben sogar um mehr als das Doppelte. So verdient man im oberen Management mittlerweile mehr als 100.000 Euro, im mittleren immerhin noch rund 66.000 Euro und im unteren Management noch rund 52.000 Euro pro Jahr brutto.

Sales schlägt IT beim Einkommen

Branchensieger sind die Pharmabranche und die Medizintechnik: Rund 56.000 beziehungsweise 55.000 Euro brutto pro Jahr nehmen Mitarbeiter hier mit nach Hause, während es im Versicherungsbereich beispielsweise "nur" 49.000 Euro sind. Am unteren Ende der Nahrungskette liegen Angestellte in der Hotellerie (rund 38.000 Euro jährlich) und die Textilbranche (rund 32.000 Euro jährlich). "Hier zeigt sich deutlich das Gefälle zwischen Berufen, für die es eine hohe Qualifikation und langjährige Ausbildung braucht, und jenen, die oftmals von Frauen in Teilzeitjobs erledigt werden", kommentiert Barbara Oberrauter-Zabransky, Studienleiterin bei Stepstone Österreich, die Zahlen. "Je höher die Qualifikation, desto besser wird auch bezahlt."

Schlecht bezahlte "systemrelevante" Berufsfelder

Umgekehrt schlägt sich die Nachfrage nach vermehrt als "systemrelevant" bezeichneten Berufen nicht zwangsläufig in besseren Gehältern nieder: So zählen die Bereiche Consulting, Management und Immobilien mit je mehr als 50.000 Euro Bruttojahresgehalt zu den bestbezahlten Berufsfeldern, während Berufe wie das Gesundheitswesen und der Einzelhandel (39.000 beziehungsweise 38.000 Euro jährlich) weit abgeschlagen liegen.

Aber auch in der Krise können Arbeitnehmer mehr für sich heraushandeln, sagt Pramböck. Entscheidend sei die persönliche Verhandlungssituation: "Wie gut geht es meinem Arbeitgeber wirtschaftlich, und wie einzigartig ist meine Position? Wer weitgehend austauschbar ist und in einem Unternehmen arbeitet, das kurz vor der Insolvenz steht, kann nicht mit einer Gehaltserhöhung rechnen. Wer hingegen über besonderes Wissen und Können sowie über ein besonderes berufliches Netzwerk verfügt und in einem florierenden Unternehmen arbeitet, für den laufen die guten Zeiten fast ungebremst weiter", sagt Pramböck.

Drei Dinge gilt es bei Gehaltsverhandlungen während der Corona-Krise jedenfalls zu beachten:

  • Wie gut kann ich derzeit meine persönliche Leistung herausstreichen? Es geht darum, zu belegen, woran mein Chef festmachen kann, dass ich herausragende Performance gezeigt habe.
  • Wo habe ich meinen Verantwortungsbereich deutlich vergrößert? Jede Übernahme von mehr Verantwortung ist ein besonders guter Grund, um wegen einer Gehaltserhöhung anzufragen.
  • Wie geht es meinem Arbeitgeber finanziell? Eine gelungene Gehaltsverhandlung ist auch eine Frage des guten Timings. Wenn das Unternehmen in großen finanziellen Nöten steckt, ist es eher angebracht stillzuhalten und zu einem späteren Zeitpunkt wiederzukommen, wenn die Zeiten wieder besser sind, ergänzt der Gehaltsexperte. (red, 21.7.2020)