Auch die Gemeinde-Wien-eigene Gesiba (hier eine Wohnhausanlage in Wien-Oberlaa) hat Geld bei der Commerzialbank veranlagt.

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Wien – Wohnbaugenossenschaften haben die guten – oder auch nur: vermeintlich guten – Einlagezinsen der Mattersburger Commerzialbank offenbar besonders geschätzt. Laut Informationen des STANDARD haben derartige gemeinnützige Genossenschaften in Summe rund 100 Millionen Euro bei der burgenländischen Bank liegen, das Geld wird wohl dahin sein. Die Bank wurde von der Aufsicht vor einer Woche wegen grober Malversationen zugedreht. Hunderte Millionen Euro, die in den Büchern stehen, dürfte es gar nicht geben. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt.

Auch die Baugesellschaft Gesiba, die der Gemeinde Wien gehört, zählt zu den Verlierern. Sie hat vor kurzem erst 17,5 Millionen Euro bei der Commerzialbank veranlagt, wegen des Zinssatzes von 0,5 Prozent für täglich fällige Einlagen. Das bestätigte Gesiba-Sprecher Hubert Greier. Hintergrund des Geldmagneten Commerzialbank: Andere Institute zahlen null Zinsen oder verrechnen Geschäftskunden Negativzinsen. Manche Institute haben damit vor kurzem begonnen, etwa die Oberbank. Dort müssen Geschäftskunden, die mehr als 100.000 Euro bei der Bank parken, dafür bezahlen.

"Verkraftbarer Schaden"

Den 24.000 Mietern der Gesiba, die zuletzt rund 181 Mio. Euro umgesetzt hat und einen Gewinn von rund 31 Mio. Euro auswies, drohe aus der Angelegenheit kein Schaden, so der Unternehmenssprecher. Die Gesellschaft werde den Schaden verkraften, verfüge sie doch über ein Eigenkapital von 933 Mio. Euro. Die Gesiba verwies auf die Verantwortung der diversen Prüfer, man prüfe rechtliche Schritte. Eigentümerin Gemeinde Wien wollte zu dem Thema nichts sagen, Finanzstadtrat Peter Hanke verwies auf die Gesiba.

Neben der hat auch die EGW Heimstätte, indirekte Beteiligung der Vienna Insurance Group (VIG) und Tochter der Sozialbau, Geschäftsverbindungen zur Commerzialbank. Bei ihr geht es um 30 Mio. Euro an Einlagen. Die Oberwarter Bau- und Siedlungsgenossenschaft (OSG) hat seit 2013 keine Geschäftsverbindung mehr zur Commerzialbank, wie sie am Mittwoch erklärt hat.

Schaden für den Wohnbau

Geht man vom Faktum aus, dass bei Baufinanzierungen Eigenkapital mit einem Vielfachen an Fremdkapital "gehebelt" wird (also aus einem Euro Eigenkapital zum Beispiel in Summe acht Euro an Finanzierungsleistung werden), dürften wohl hunderte Millionen an Wohnbauleistung perdu sein.

Die Gesiba ist 1921 von der damals jungen Republik gegründet worden, ihre Aufgabe war es damals vor allem, Genossenschaften und Siedlervereinen günstiges Baumaterial in die Hand zu geben und bei Finanzierungsfragen zu helfen. Die nunmehrige Aktiengesellschaft baut, plant, übernimmt Bauüberwachung, vergibt und verwaltet Siedlungshäuser und Wohnhausanlagen. (Renate Graber, 21.7.2020)