25.000 Eisbären gibt es noch in freier Wildbahn, doch viele Populationen dürften schon in den nächsten Jahrzehnten verschwinden.

Foto: Imago images/Danita Delimont

Durch den Klimawandel könnten Eisbären bis zum Jahr 2100 in freier Wildbahn ausgestorben sein. Schwindender Lebensraum und der Rückgang von Nahrungsressourcen durch steigende Temperaturen würden die Raubtiere zunehmend in Bedrängnis bringen, heißt es in einer Studie im Fachblatt "Nature Climate Change". Die Bären kämen in einen Teufelskreis, da hungrige, entkräftete Tiere weniger Erfolg bei der Jagd hätten.

In manchen Regionen sei das bereits zu beobachten, schreiben die Forscher um Steven Amstrup von der NGO Polar Bears International. Mit dem Schrumpfen des Eises am Nordpol verkleinere sich das Zeitfenster, das den Bären für die Robbenjagd bleibe. Mit weniger Körpergewicht kämen die Bären dann schlechter durch den arktischen Winter. Zwölf von 13 untersuchten Populationen dürften die nächsten 80 Jahre nicht überstehen. In der Arktis steigen die Temperaturen doppelt so schnell wie im weltweiten Durchschnitt.

Verlängerte Fastenzeit

In freier Wildbahn leben heute noch etwa 25.000 Eisbären. "Für die Bären verlängert sich die Zeit ohne Nahrung, bevor das Eis wieder zufriert und sie sich erneut auf die Jagd machen können", sagt Amstrup. Die Forscher gingen in ihrer Studie von einem Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur um 3,3 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aus. Bereits die Erwärmung um ein Grad hat zu einer Häufung von Hitzewellen, Dürren und Stürmen geführt.

Selbst wenn die Menschheit den Anstieg auf 2,4 Grad begrenzen könnte – ein halbes Grad mehr als im Pariser Klimaschutzabkommen, aber dennoch kaum realistisch – würde das Aussterben der Eisbären lediglich verzögert werden. "Das wäre noch immer viel mehr, als Eisbären während einer Million Jahre Evolutionsgeschichte erlebt haben", sagte Amstrup. Die Fleischfresser seien kaum in der Lage, sich einer veränderten Umwelt schnell genug anzupassen. "Ihr Lebensraum schmilzt sprichwörtlich." (APA, red, 21.7.2020)