Apple will bis 2030 drei Viertel seiner CO2-Emissionen einsparen und den Rest kompensieren.

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72 Kilogramm – so viel klimaschädliches Kohlenstoffdioxid emittiert ein iPhone 11 während seines Lebenszyklus, mehr als drei Viertel davon entstehen in der Produktion. Damit soll laut Apple bald Schluss sein: Das Unternehmen stellte am Dienstag Pläne vor, bis 2030 klimaneutral zu werden. Alle ab diesem Zeitpunkt verkauften Produkte sollen dann netto für keine Treibhausgas-Emissionen mehr verantwortlich sein.

Bereits seit einigen Jahren werden Büros, eigene Fabriken und Apple-Shops ausschließlich mit erneuerbaren Energien versorgt. Der große Brocken, nämlich die Unternehmen, die die Geräte im Auftrag Apples herstellen, soll in den nächsten Jahren folgen. Insgesamt soll bis 2030 der Ausstoß an Treibhausgasen um 75 Prozent verringert werden, die restlichen 25 Prozent will Apple kompensieren, etwa durch Wiederaufforstung.

Recycling-Roboter

Auch die in den Produkten verarbeiteten Materialien will das Unternehmen umweltfreundlicher herstellen. So experimentiert Apple etwa mit Aluminium, das komplett ohne CO2-Emissionen produziert wird. CO2-armer Stahl werde bereits in einigen Macbook Pros verarbeitet. Bereits im vergangenen Jahr seien für die in iPhones, Macs und Apple Watches verbaute "Taptic Engine" nur recycelte seltene Erden verwendet worden. Zudem wurden vergangenes Jahr besonders klimaschädliche fluorierte Gase mit einem CO2-Äquivalent von rund 242.000 Tonnen eingespart.

Das Unternehmen stellte außerdem einen neuen Recycling-Roboter vor. "Dave" soll bestimmte Bauteile von iPhones vollautomatisch entfernen und recyceln können. Bereits 2016 stellte Apple mit "Liam" einen solchen Roboter vor, 2018 folgte "Daisy", der dem Unternehmen zufolge über eine Million iPhones pro Jahr zerlegen könne. Bisher wurden allerdings nur zwei der Roboter ausgeliefert. Zum Vergleich: Apple verkaufte vergangenes Jahr rund 185 Millionen iPhones.

Reparieren ist besser als recyceln

Im zuletzt 2017 erschienenen "Guide to Greener Electronics" von Greenpeace erreichte Apple nach dem Fairphone den zweiten Platz. Besser als das beste Recycling ist aber wohl unbestritten, Geräte so lange wie möglich zu verwenden. Geht es nach Reparatur-Aktivisten, hat Apple hier noch einen langen Weg vor sich: Sie kritisieren, dass Apple-Geräte oft schwer zu reparieren seien. So würden Bauteile wie Batterien oft mit dem Gehäuse verklebt und Schrauben verwendet, die nur mit speziellem Werkzeug zu öffnen sind.

Ein defektes Apple-Gerät kann oft teuer werden.
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Lange waren Privatpersonen und unabhängigen Reparaturwerkstätten Original-Ersatzteile zudem verwehrt geblieben, Kunden waren damit auf den (oft teuren) Apple-Service oder nachgebaute Teile angewiesen. Wie bereits angekündigt, öffnet sich das Unternehmen in diese Richtung und will freie Werkstätten mit Original-Ersatzteilen beliefern.

Die Zusammenarbeit mit Apple könne aber durchaus nervenaufreibend sein, wie etwa Reparaturexperte Louis Rossmann auf Youtube schildert: Ersatzteile könnten laut ihm etwa nur nach Bekanntgabe einer Seriennummer bestellt werden, Lagerhaltung – und damit schnelle Reparatur – werde damit unmöglich.

"Wired" berichtet zudem, dass Apple in den Vereinigten Staaten Recyling-Unternehmen dazu zwinge, alte Geräte zu schreddern anstatt einer Wiederverwendung zuzuführen. Ein Deal zwischen Apple und Amazon verhindere außerdem, dass gebrauchte, wieder instand gesetzte Apple-Geräte auf dem Marketplace gehandelt werden. (pp, 21.7.2020)