Ein seltenes Bild von US-Präsident Donald Trump mit Mund-Nasen-Schutz.

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Der PCR-Test darf nicht älter als 72 Stunden sein. Ein "Freitesten" ist nicht mehr möglich, bei Einreise aus Risikogebieten gilt immer Quarantänepflicht.

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Einreise nach Österreich aus Coronavirus-Risikogebieten soll künftig ohne Vorlage eines PCR-Tests gar nicht mehr möglich sein. Auch eine 14-tägige Heimquarantäne nach Einreise wird Pflicht, selbst bei negativem Test.
  • Die Zahl der Corona-Todesopfer in den USA steigt: Mittlerweile gibt es mehr als 142.000 Tote. US-Präsident Donald Trump ist weiter gegen eine landesweite Maskenpflicht.
  • Der Pharmakonzern Astra Zeneca geht davon aus, dass bis Ende des Jahres ein Corona-Impfstoff auf dem Markt sein wird.
  • In Österreich gilt ab Freitag wieder die Maskenpflicht in Supermärkten sowie in Post- und Bankfilialen.
  • Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi fordert ein Ampelsystem bis spätestens September.
  • Australien vermeldete eine neue Rekordzahl an Neuinfektionen: 500 Fälle an einem Tag.
  • Mehr als zwei Millionen Corona-Fälle bei weiter rasantem Anstieg in Brasilien.
  • Die Zahl der weltweit Infizierten beträgt laut einer Zählung der Nachrichtenagentur Reuters mehr als 15 Millionen Menschen.
  • In Kirchen und Religionsgemeinschaften werden die Maßnahmen verschärft. So gilt etwa das konsequente Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bei Gottestdiensten in Regionen mit hohen Corona-Infektionszahlen.

Einreise aus Risikogebieten nur noch mit PCR-Test

Die Einreise nach Österreich aus Coronavirus-Risikogebieten soll künftig ohne Vorlage eines PCR-Tests gar nicht mehr möglich sein. Auch eine 14-tägige Heimquarantäne nach Einreise wird Pflicht, selbst bei negativem Test. Das gab das Gesundheitsministerium am Mittwoch bekannt.

"Die Möglichkeit, anstelle eines PCR-Tests die 14-tägige Heimquarantäne anzutreten, besteht bei Einreisen aus Ländern mit Einreisebeschränkungen künftig nicht mehr", hieß es. Österreichische Staatsbürger und Personen mit gewöhnlichem Aufenthalt in Österreich können allerdings "in begründeten Ausnahmefällen die Testung binnen 48 Stunden auf eigene Kosten in Österreich durchführen". Alle anderen müssen an der Grenze einen Test vorlegen, der nicht älter als 72 Stunden ist.

Auch bei einem negativen PCR-Test gilt allerdings: Alle Einreisenden aus Risikogebieten müssen verpflichtend eine 14-tägige Heimquarantäne antreten. Ein "Freitesten" aus der Quarantäne – also eine vorzeitige "Befreiung" aus der Quarantäne durch einen negativen PCR-Test – wird in Zukunft nur mehr für "Schlüsselpersonal" möglich sein. Deren Definition werde noch finalisiert. Die kommende Verordnung soll auch die Risikogebiete aufzählen, für die die Verschärfung gilt, und spätestens am Donnerstag veröffentlicht werden, teilte das Ministerium mit.

Corona-Todesfälle in den USA nehmen zu

Die Vereinigten Staaten verzeichnen mittlerweile mehr als 142.000 Corona-Todesopfer. In den vergangenen Wochen war die Zahl der Todesfälle pro Tag leicht gesunken, am Montag stieg sie allerdings wieder auf über 1.000 Personen an. Das ist die höchste Rate seit Anfang Juni, wie die Nachrichtenagentur Reuters vermeldete. Damit sind die Zahlen in zwei aufeinanderfolgenden Wochen weiter gestiegen. Experten warnen vor Engpässen in Spitälern aufgrund der Zunahme. Die Behörden meldeten in den vergangenen zwei Wochen zwischen 60.000 und 77.000 Neuinfektionen pro Tag. Besonders betroffen sind die Bundesstaaten Florida, Georgia, Texas, Arizona und Kalifornien.

US-Präsident Donald Trump hat die Amerikaner auf eine Verschlimmerung der Coronavirus-Pandemie eingestimmt. "Es wird wahrscheinlich leider schlimmer werden, bevor es besser wird", sagte Trump am Dienstag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. "Ich sage das nicht gerne über Dinge, aber so ist es." Trump ermunterte die Amerikaner zum Tragen von Schutzmasken, wenn kein Abstand gehalten werden kann: "Ob Sie die Masken mögen oder nicht, sie haben eine Wirkung, sie werden einen Effekt haben, und wir brauchen alles, was wir kriegen können." Der Republikaner lehnt eine landesweite Maskenpflicht allerdings ab.

US-Außenminister Mike Pompeo machte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterdessen bei einem Treffen in Großbritannien für "tote Briten" verantwortlich, wie die britische Zeitung "The Guardian" berichtet. Pompeo beschuldigte die WHO, eine "politische und nicht wissenschaftsbasierte Organisation zu sein. Der Amerikaner warf WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zudem vor, China zu nahe zu stehen.

Pharmakonzern will Impfstoff bis Jahresende auf den Markt bringen

Der Pharmakonzern Astra Zeneca plant, bis Ende des Jahres einen Coronavirus-Impfstoff auf den Markt zu bringen. Dieser soll weltweit "zum Selbstkostenpreis" erhältlich sein, wie der Chef des Unternehmens, Pascal Soriot, am Dienstag dem französischen Radiosender RTL sagte. Eine Einheit soll demnach für 2,50 Euro verkauft werden. Das Unternehmen hoffe, bis Ende des Jahres einen Impfstoff zu produzieren. "Vielleicht etwas früher, wenn alles gut geht", fügte Soriot hinzu.

Erst am Montag hatte eine Studie im Fachmagazin "The Lancet" große Hoffnungen in den gemeinsam von Astra Zeneca und der britischen Universität Oxford entwickelten Impfstoff geweckt. Der Stoff erwies sich in den ersten beiden Testreihen als für die Probanden gut verträglich und sorgte für die Bildung von Antikörpern sowie für eine Immunisierung gegen Covid-19. Die Ergebnisse einer dritten Testphase werden im Herbst erwartet. Ist diese erfolgreich, kann der Stoff danach massenweise produziert und verabreicht werden.

Unterdessen begann ein chinesischer Impfstoffhersteller am Dienstag mit der dritten Phase der Testung seines Wirkstoffs in Brasilien. Nach Angaben eines Arztes in einem Krankenhaus in São Paulo bekamen die ersten Freiwilligen den Impfstoff, dessen Wirksamkeit in den ersten zwei Phasen nachgewiesen wurde, wie "Lancet" berichtete. Japan ließ unterdessen neben Remdesivir ein weiteres Mittel gegen Corona zu. Das Gesundheitsministerium genehmigte bei Covid-19-Erkrankungen den Einsatz von Dexamethason, einem gängigen und günstigen Steroid.

Österreichische Regierung nimmt Lockerung der Maskenpflicht zurück

Wegen des Anstiegs der täglichen Covid-19-Infektionszahlen im dreistelligen Bereich hat die Regierung die Mitte Juni gelockerte Maskenpflicht wieder verschärft. In Supermärkten, Banken und Postfilialen muss ab Freitag erneut Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Hauptziel sei die Verhinderung einer zweiten Welle, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag. Ebenfalls ab Freitag ist die Einreise aus Risikogebieten nur noch mit negativem PCR-Test erlaubt. Das Corona-Ampelsystem, das das Covid-19-Risiko auf Bezirksebene einstufen soll, wird im Laufe des Augusts in Probebetrieb gehen.

Simulationsforscher Niki Popper spricht im "ZiB-Nacht"-Interview darüber, wie sinnvoll das Comeback der Maskenpflicht ist und wo sich die Ansteckungsherde nach bisherigen Erkenntnissen befinden. Er erklärt auch, was er von dem angedachten Ampelsystem der Regierung hält.



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Weitere Maßnahmen gegen das wieder lauter gewordene "virologische Grundgeräusch", so die Bezeichnung von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) für die Zunahme der Infektionen, sind strengere Regeln an den Grenzen und raschere Testungen. Der Bundeskanzler nannte in diesem Kontext Cluster, die insbesondere durch eingeschleppte "Balkan-Neuinfektionen" entstanden seien. Ebenfalls ab Freitag ist die Einreise aus Risikogebieten daher nur noch mit einem negativem PCR-Test erlaubt, der aus einem zertifizierten Labor stammen muss. Besonders hob Kurz hier den Westbalkan hervor: "Bitte unterlassen Sie in diesem Sommer Reisen in diese Region!", appellierte der Bundeskanzler.

Willi fordert Ampelsystem bis spätestens September

Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne) fordert, dass das von ihm Mitte Mai vorgeschlagene Corona-Ampelsystem spätestens mit September in den Normalbetrieb geht. Sowohl die Kriterien als auch die Maßnahmen sollen bundesweit einheitlich gelten, unterstrich der Politiker.

"Das Wichtigste am Ampelsystem ist, dass jeder Bürger weiß, welche Regeln bei welcher Farbe gelten", sagte Willi am Rande einer Pressekonferenz in Innsbruck. Er sei froh, dass das Ampelsystem kommt, denn es wirke einem bundesweiten Fleckerlteppich an Maßnahmen entgegen. Durch das Ampelsystem mit vier Farben könne vermieden werden, dass Menschen mit "Maßnahmen geplagt werden, obwohl eigentlich wenig Gefahr besteht". Schwieriger als die Erarbeitung der Regeln sei es aber, diese verständlich und einprägsam zu kommunizieren.

Rekordzuwachs an Neuinfektionen in Australien

In Australien hat die Ausbreitung des Coronavirus einen Rekordstand erreicht. Nach Angaben der Behörden vom Mittwoch wurden 501 neue Infektionen binnen eines Tages verzeichnet. Das ist die höchste Zahl an festgestellten täglichen Neuansteckungen, seit sich das Virus nach Australien ausbreitete.

Der vorherige Höchststand war laut von der Nachrichtenagentur AFP zusammengetragenen Behördendaten am 28. März mit 459 Neuinfektionen erreicht worden. Die große Mehrheit der neuen Fälle konzentriert sich im Bundesstaat Victoria. Der Bundesstaat mit seiner Millionenmetropole Melbourne ist weitgehend vom Rest des Landes abgeriegelt. In der Nacht auf Donnerstag tritt in Melbourne eine allgemeine Maskenpflicht in Kraft. Melbourne ist die erste australische Stadt, die eine solche einführt.

Die Gesamtzahl der verzeichneten Coronavirus-Infektionen in Australien liegt inzwischen bei knapp 13.000. Bis Mittwoch wurden im Land 128 Todesopfer der Pandemie gezählt.

Ansteckungen verdoppeln sich in Brasilien

Brasilien meldet mit 41.008 Neuinfektionen binnen 24 Stunden mehr als doppelt so viele wie tags zuvor mit 20.257. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums steigt damit die Gesamtzahl der Coronavirus-Fälle auf über zwei Millionen. Auch die Zahl der Todesfälle verdoppelte sich im Tagesvergleich: Offiziellen Daten zufolge sind weitere 1.367 Menschen dem Virus erlegen. Brasilien weist in der Pandemie nach den USA weltweit die meisten Infektionen und Todesfälle auf. An dritter Stelle liegt Indien.

Mehr als 15 Millionen Infizierte weltweit

Laut einer Zählung der Nachrichtenagentur Reuters sind weltweit mehr als 15 Millionen Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert und 616.000 Menschen an den Folgen verstorben. Die Reuters-Statistik basiert auf offiziellen Daten der Gesundheitsministerien und Regierungen.

Kirchen und Religionsgesellschaften verschärfen Maßnahmen

Da es im Umfeld von Kirchen und Religionsgemeinschaften vereinzelt zur Bildung von Clustern kam, wurden neue Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus beschlossen, erklärt Bundesministerin Susanne Raab. Gemeinsam mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften wurde etwa das konsequente Tragen eines Mund-Nasenschutzes im öffentlichen Gottesdienst in Regionen mit hohen Coronavirus-Infektionszahlen, wie auch in Gemeinden, in denen verstärkt rückkehrende Mitglieder aus Risikogebieten im Ausland teilnehmen, vereinbart.

Das Aussetzen von öffentlichen Gottesdiensten in besonders betroffenen Regionen werde im Bedarfsfall mit den lokalen Gesundheitsbehörden beschlossen. (red, APA, Reuters, AFP, 22.7.2020)