Bild nicht mehr verfügbar.

Die Verbreiter der Theorie mit teilweise rechtsradikalem Hintergrund geben vor, Zugang zu geheimen Informationen über Trumps Präsidentschaft und dessen geheimen Kampf gegen den sogenannten "deep state" zu haben.

Foto: AP/Rourke

Wer in die Untiefen der Verschwörungstheoretiker-Community im Netz eintaucht, kommt nicht um QAnon herum. Rund 7.000 Konten hat Twitter kurzerhand gesperrt – der Grund: Sie hätten zu der Verbreitung der US-Verschwörungstheorie beigetragen. Diese würde wiederum "Schäden im richtigen Leben" anrichten – weswegen der Dienst einen Verstoß gegen seine Nutzerrichtlinien verortet. Insgesamt wurden 150.000 Accounts entfernt, da sie Verschwörungstheorien verbreiten. Twitter will künftig Links, die mit QAnon in Verbindung stehen, unterbinden und auch keine Inhalte mehr empfehlen, die mit der Gruppierung assoziiert werden.

Rechtsradikal

Die Verbreiter der Theorie mit teilweise rechtsradikalem Hintergrund geben vor, Zugang zu geheimen Informationen über Trumps Präsidentschaft und dessen geheimen Kampf gegen den sogenannten "deep state" zu haben. Mit diesem Begriff beschreiben die Rechten in den USA die aus ihrer Sicht in Washington tief verwurzelte Politbürokratie.

Die Bewegung streut regelmäßig Falschinformationen – unter anderem verbreitete sie die Botschaft, bestimmte Hollywoodstars würden Kinder entführen und ermorden – und spricht von einer großen Verschwörung, zu der Personen wie der Milliardär George Soros gehören. Viele der Botschaften sind hasserfüllt und antisemitisch.

Diskurs zerstören

Obwohl es sich eigentlich um eine vergleichsweise eher kleine Gruppierung handelt, konnte sie den politischen Diskurs in der Vergangenheit immer wieder beeinflussen: Möglich ist das durch gezielte Desinformations- und Hasskampagnen, bei denen Armeen an Troll-Accounts organisiert zum Einsatz kommen, um den Diskurs auf einer Plattform in eine gewünschte Richtung zu lenken oder zu zerstören. Die Verschwörungstheoretiker nutzen gemeinsame Gruppen, um andere User immer mehr zu radikalisieren und in das Netz der propagierten Theorien zu verstricken.

Immer wieder widerlegt

Ausgang der abstrusen Thesen ist das Image-Board 4Chan. Dort postete ein User, der sich selbst "Q" nennt, im Oktober 2017, dass er ein Insider der US-Regierung sei und etliche Geheimnisse kenne. Seither fanden sich immer wieder kryptische Postings, die gänzlich frei erfundene Thesen beinhalten und mehrfach widerlegt wurden – trotzdem findet die Theorie aber noch Anhänger.

Soziale Medien sind in den vergangenen Wochen und Monaten, speziell aufgrund der vermehrten Verbreitung während der Corona-Krise, wegen ihres Umgangs mit Falschinformationen in die Kritik geraten. Auch Facebook hat mit Anfang Mai begonnen, QAnon ins Visier zu nehmen und immer mehr Konten zu sperren. Allerdings hat sich das zu einem Katz-und-Maus-Spiel entwickelt, da die Verschwörungstheoretiker die Namen ihrer Gruppen ändern und in Codes kommunizieren. (red, 22.7.2020)