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Deutsche Ermittler nutzen den Whatsapp Web-Client in einzelnen Fällen zur Überwachung von Zielpersonen.

Foto: Reuters

Verschlüsselte Messenger schützen die Kommunikation und damit Privatsphäre ihrer Teilnehmer. Das mag aus Datenschutzsicht vorteilhaft sein, wird von einigen Sicherheitsbehörden jedoch sehr kritisch betrachtet. Diese sind der Ansicht, dass Kriminelle die Verschlüsselung zu ihren Gunsten nutzen, um ihre Machenschaften vor den Behörden zu verstecken.

Dementsprechend suchen Fahnder nach Möglichkeiten des Mitlesens. Und in Deutschland ist das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) laut Recherchen von WDR und BR im Fall von Whatsapp diesbezüglich schon seit einiger Zeit fündig geworden. Allerdings mit einer Variante, die man nur selten zur Anwendung bringen kann.

Laut dem Bericht setzen die Ermittler auf Whatsapp Web, also den Browser-Client des Messengers. Nutzer koppeln diesen über einen QR-Code mit ihrem Smartphone und können ab dann – solange das Handy und der PC eine Internetverbindung haben – ihre Nachrichten im Browser erhalten und verschicken.

Zugriff auf Handy notwendig

Um auf diesem Wege Einblick in Chats zu nehmen, müssen sich die Beamten allerdings für kurze Zeit Zugriff auf das Smartphone eines Verdächtigen verschaffen, um diese Koppelung durchführen zu können. Und dies zugleich lange genug, um die von Whatsapp verschickte Hinweisnachricht, dass die App mit einem neuen PC gekoppelt wurde, verschwinden zu lassen.

Der Vorteil dieser Methode liegt daran, dass man auf diesem Wege die Verschlüsselung umgeht und auch keinen "Bundestrojaner" oder andere Malware auf Zielgeräte schleusen muss. Zudem erhält man auch Zugriff auf Fotos, Videos und Sprachnachrichten in den Chats und kann die Kontakte der Zielperson einsehen. Zum Einsatz kommen soll die Abhörung via Whatsapp Web seit 2018.

"Kaum eingesetzt" wegen des "hohen Aufwands"

Die Notwendigkeit eines direkten Zugriffs auf das Handy von Verdächtigen ist aber auch die größte Schwäche dieser Art des Lauschangriffs, denn kaum jemand lässt abseits der eigenen Wohnung sein Handy länger unbeaufsichtigt liegen. Zudem muss der Vorgang wiederholt werden, falls die überwachte Person auf ein neues Smartphone umsteigt, da Whatsapp aus Sicherheitsgründen dann eine neue Kopplung verlangt.

Und gerade wenn es darum geht, sich von den Behörden möglichst nicht abhören zu lassen, gehört es bei Kriminellen wie auch bei politisch Verfolgten in autoritär regierten Staaten oft zum Prozedere, für die Kommunikation häufig das Endgerät zu wechseln.

Daher verwundert es auch nicht, dass diese Methode laut BKA-Quellen "kaum eingesetzt" wird. Aufgrund des "vergleichbar hohen Aufwands" sei sie in vielen Ermittlungen "nicht praktikabel". (gpi, 22.07.2020)