Die am Dienstag präsentierte Verschärfung der Maskenpflicht tritt ab Freitag in Kraft.

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Die verschärfte Maskenpflicht gilt ab Freitag nicht nur in Supermärkten, Banken und Postfilialen. Aus der Verordnung geht hervor, dass auch Besucher von Krankenhäusern, Pflegeheimen und Kuranstalten einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen. Auch in Tankstellenshops und Lebensmittelverkaufsstellen gilt die Maskenpflicht.
  • Die von der Regierung angekündigten neuen Einreisebeschränkungen treten nicht wie geplant am Freitag in Kraft. Die dazugehörige Verordnung sei noch nicht fertig, hieß es Donnerstagabend aus dem Büro von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).
  • In Österreich gab es in den vergangenen 24 Stunden 170 Neuinfektionen. Die meisten davon entfallen auf Wien und Oberösterreich. Entspannt hat sich die Situation hingegen in den beiden niederösterreichischen Clustern.
  • Die Salzburger Festspiele haben ein umfassendes Corona-Präventionskonzept erarbeitet. Die Jubiläumsausgabe des Festivals soll in diesem Sommer in modifizierter Form von 1. bis 30. August stattfinden.
  • Über 2.000 Corona-Fälle werden mit dem Tönnies-Schlachthof im deutschen Rheda-Wiedenbrück in Verbindung gebracht. Forscher identifizierten nun einen Super-Spreader.
  • In den USA sind nach Zählung der Nachrichtenagentur Reuters inzwischen mehr als vier Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Auch einen Kantinenmitarbeiter, der im selben Gebäude wie Angestellte des Weißen Hauses gearbeitet hat, hat es erwischt.
  • Die Uno fordert die sofortige Einführung eines zeitlich begrenzten Grundeinkommens in den Entwicklungsländern. So sollen dort die Folgen der Corona-Krise abgemildert werden.

Maskenpflicht auch bei Pflegeheim- und Krankenhausbesuch

Sie ist nun offiziell verordnet: Die am Dienstag präsentierte Verschärfung der Maskenpflicht tritt ab Freitag in Kraft. Sie gilt nicht nur wie von der Regierung bereits angekündigt im Lebensmittelhandel, bei Bank- und Postbesuchen, sondern auch für Besucher von Gesundheitseinrichtungen. In Pflegeheimen, Krankenanstalten und Kuranstalten müssen Besucher künftig einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Verordnung regelt zudem, dass auch in Verkaufsstätten von Lebensmittelproduzenten – etwa Bäckereien – und Tankstellenshops ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen ist.

Die Maskenpflicht für Besucher von Gesundheitseinrichtungen hat es in dieser generellen Form bisher noch nicht gegeben. Bisher hatten die jeweiligen Betreiber laut der "Lockerungsverordnung" lediglich "durch geeignete Schutzmaßnahmen das Infektionsrisiko zu minimieren". In vielen Pflegeheimen und sonstigen Gesundheitseinrichtungen war schon bisher ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen, was durch die jeweiligen Betreiber selbst entschieden wurde. Auch wurden teils weitere Maßnahmen – wie etwa Fiebermessen beim Eingang – vorgenommen.

Neue Reisebeschränkungen verzögern sich

Die von der Regierung angekündigten neuen Einreisebeschränkungen zur Coronavirus-Eindämmung treten nicht wie geplant am Freitag in Kraft. Die dazugehörige Verordnung sei noch nicht fertig, hieß es Donnerstagabend aus dem Büro von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Die Fachjuristen des Ministeriums wollten eine rechtlich einwandfreie Regelung präsentieren. Die Verordnung wird wahrscheinlich am Freitag erlassen, für die darin enthaltenen Neuerungen war dem Vernehmen nach eine Übergangsfrist im Gespräch.

Nachdem die Infektionszahlen in Österreich zuletzt wieder angestiegen sind, hat die Bundesregierung am Dienstag verkündet, dass die Einreise aus Risikogebieten in Zukunft ausschließlich mit negativem PCR-Test möglich sein soll, die zudem von "zertifizierten Labors" stammen sollen. Nach den am Mittwoch der APA mitgeteilten Plänen des Gesundheitsministeriums heißt das, dass es die Wahlmöglichkeit "Test oder Quarantäne" in Zukunft nicht mehr geben soll. Österreichische Staatsbürger sowie in Österreich wohnhafte Personen sollen aber die Möglichkeit bekommen, den Test innerhalb von 48 Stunden nach Einreise nachzuliefern. Eine 14-tägige Quarantäne soll laut den Plänen für alle Einreisenden aus Risikogebieten zur Pflicht werden, auch bei Vorlage eines negativen Tests. Ein vorzeitiges "Freitesten" soll dann nur mehr für sogenanntes "Schlüsselpersonal" möglich sein.

170 Neuinfektionen in Österreich binnen 24 Stunden

Mit heutigem Stand, 9.30 Uhr, gab es 170 Neuinfektionen in Österreich. Die meisten Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden gab es in Wien mit 63 Fällen. Darauf folgen Oberösterreich (50), Salzburg (21), Niederösterreich (16), die Steiermark (12), Tirol (fünf) und das Burgenland mit drei Fällen. In Kärnten und Vorarlberg wurden in den vergangenen 24 Stunden keine neuen Infektionen mit dem Coronavirus registriert.

Entspannung ist am Donnerstag in Bezug auf die beiden Coronavirus-Cluster in Niederösterreich eingetreten. Im Hotspot um einen Schlachtbetrieb in Eggenburg (Bezirk Horn) wurde ein weiterer Folgefall registriert, hinsichtlich der Wiener Neustädter "Pfingstkirche Gemeinde Gottes" gab es nach Angaben aus dem Büro von Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) keine neuen Infektionen. Im Schlachtbetrieb blieb es bei 39 erkrankten Mitarbeitern, bei der Freikirche bei 28 direkt Infizierten.

Corona-Präventionskonzept für Salzburger Festspiele

Wegen der Corona-Pandemie finden die Salzburger Festspiele in diesem Sommer in modifizierter Form von 1. bis 30. August statt. Die Festspiele haben ein umfassendes Präventionskonzept erarbeitet, in Abstimmung mit Behörden und einem medizinischen Expertenbeirat. Die von der Bundesregierung verordneten Corona-Vorschriften wurden integriert.

Die Salzburger Festspiele haben Auszüge aus dem 41 Seiten umfassenden Konzept auf ihrer Homepage veröffentlicht. Das Konzept wird jeweils an neue Entwicklungen angepasst. Darin enthalten sind auch Hygiene-, Verhaltens- und Abstandsregeln für Künstler, Mitarbeiter und Besucher.

Für das Publikum gilt unter anderem eine generelle Maskenpflicht, außer auf dem Sitzplatz während der Vorstellung. Die Eintrittskarten sind personalisiert: Der Name des Inhabers ist auf der Karte gedruckt, um im Falle einer Covid-19-Erkrankung den Behörden ein schnelles Contact-Tracing zu ermöglichen. Es wird weder eine Pause noch eine Bewirtung geben.

Spanien könnte mitten in zweiter Welle sein

Der Anstieg der Corona-Neuinfektionen bereitet im einstigen Pandemie-Hotspot Spanien immer mehr Sorgen. Binnen 24 Stunden seien 971 neue Ansteckungsfälle registriert worden, teilte das Gesundheitsministerium am Donnerstagabend in Madrid mit. Das sind 241 mehr als am Vortag und sogar 442 mehr als am Dienstag.

"Es könnte sein, dass wir bereits eine zweite Welle haben", räumte die Sprecherin der Behörde für Gesundheitliche Notfälle (CCAES), María José Sierra, ein. Sie betonte aber: "Wie man das nennt, ist völlig egal. Wenn die größeren Neuausbrüche schnell unter Kontrolle gebracht werden, haben wir die Situation weiter im Griff."

Tönnies: Mehr als 2.000 Infektionen als Folge, Superspreader bekannt

Im Zusammenhang mit dem Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen sind inzwischen mehr als 2.000 Corona-Infektionsfälle festgestellt worden. "Nach aktuellem Stand ordnen die zuständigen Behörden dem Ausbruch bei Tönnies bislang insgesamt 2.119 Fälle zu", sagte der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).

Hinzu kämen 67 weitere Fälle, bei denen ein Zusammenhang mit dem Schlachtbetrieb möglich sei, so Laumann in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Todesfälle in diesem Zusammenhang gebe es bisher aber nicht. Unter den definitiv im Zusammenhang mit dem Schlachthof stehenden Infizierten seien 41 stationär behandelt worden, sagte Laumann der Zeitung. Inzwischen habe sich die Lage insbesondere im Kreis Gütersloh beruhigt.

Laut einer Studie hat ein Mitarbeiter in der Rinderzerlegung das Coronavirus bei dem großen Ausbruch im Tönnies-Unternehmen verteilt. Dabei wurde das Virus nach dem Forschungsergebnis von Wissenschaftern auf mehrere Personen im Umkreis von mehr als acht Metern übertragen, wie das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) am Donnerstag mitteilte.

Dafür hatten die Forscher die Standorte der Arbeiter bei der Arbeit und die Infektionsketten anhand von Virussequenzen analysiert. Auch die Luftumwälzung sei ein möglicher Faktor gewesen. Tönnies hat daraufhin neue Filter-Anlagen installiert, um das Verteilen des Virus über die Luft zu unterbinden. Dagegen betonten die Forscher, dass die Wohnsituation der Werksarbeiter während der untersuchten Phase keine wesentliche Rolle gespielt habe.

"Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Bedingungen des Zerlegebetriebs – also die niedrige Temperatur, eine geringe Frischluftzufuhr und eine konstante Luftumwälzung durch die Klimaanlage in der Halle, zusammen mit anstrengender körperlicher Arbeit – die Aerosolübertragung von SARS-CoV-2-Partikeln über größere Entfernungen hinweg förderten", sagte Adam Grundhoff, Mitautor der Studie.

USA: Über vier Millionen Infizierte, Kantinenmitarbeiter aus Umkreis des Weißen Hauses positiv getestet

Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat 70.106 bekannte Neuinfektionen und 1.078 weitere Todesfälle bekanntgegeben. Damit sind in den USA nach dieser Zählung insgesamt knapp vier Millionen Infektionen und 142.755 Tote verzeichnet. Mit durchschnittlich mehr als 2.600 Infektionen pro Stunde ist dies laut Statistiken von Reuters die höchste Anzahl von Fällen weltweit.

Es gibt zudem einen neuen Hotspot. Kalifornien hat nach Reuters-Daten New York als US-Bundesstaat mit den meisten bekannten Infektionsfällen überholt. Der Westküstenstaat mit etwa 40 Millionen Einwohnern verzeichnet nun mehr als 414.000 Infektionen. Allerdings liegt New York weiter mit über 32.000 Toten deutlich vor den anderen 49 Staaten. Kalifornien hat fast 8.000 Tote bekanntgegeben.

In Washington ist indes ein Kantinenmitarbeiter, der in einem Gebäude arbeitete, in dem auch Mitarbeiter des Weißen Hauses ihre Büros haben, positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das berichtet ein NBC-Reporter am Mittwoch auf Twitter.

Das Weiße Haus führt gerade ein Contact-Tracing bezüglich des erkrankten Mitarbeiters durch. Er hat im Eisenhower Executive Office Buildung gearbeitet. Das Gebäude befindet sich neben dem Weißen Haus. Das White House Medical Office hält laut dem NBC-Reporter die Übertragungswahrscheinlichkeit des Virus für gering.

WHO-Chef wehrt sich gegen US-Attacken

Der Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich persönlich gegen neue, von Medien transportierte amerikanische Attacken verwahrt. "Eine der größten Gefahren ist die Politisierung der Pandemie", sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstag in Genf. Das erschwere den Kampf gegen das Coronavirus und die von ihm ausgelöste Krankheit Covid-19.

Er bezeichnete Vorwürfe, die US-Außenminister Mike Pompeo im Gespräch mit britischen Parlamentariern gemacht haben soll, als "absolut inakzeptabel". Britische Zeitungen hatten über ein Gespräch Pompeos mit britischen Parlamentariern berichtet. Mehrere Teilnehmer hätten bestätigt, dass Pompeo erklärt habe, dass Tedros von China "gekauft" worden sei. Er berufe sich auf Geheimdiensterkenntnisse, soll Pompeo gesagt haben.

Die USA werfen der WHO vor, die Gefahr durch das Virus auf Geheiß Chinas anfangs heruntergespielt zu haben. Sie haben deshalb ihren Austritt aus der WHO verkündet. Kritiker sagen, US-Präsident Donald Trump wolle damit von seinem eigenen Krisenmanagement ablenken.

Uno für zeitlich begrenztes Grundeinkommen in Entwicklungsländern

Die Vereinten Nationen fordern die sofortige Einführung eines zeitlich begrenzten Grundeinkommens in den Entwicklungsländern. Mit der temporären Maßnahme sollen die Folgen der Corona-Pandemie für die rund drei Milliarden Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, abgemildert werden, wie das Entwicklungsprogramm der Hilfsorganisation (UNDP) laut Kathpress am Donnerstag mitteilte.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen helfe nicht nur, die Not zu lindern, es wirke auch einer weiteren Ausbreitung des Virus entgegen, wie es in einem Bericht der UNDP hieß. Dadurch könnten arme Menschen, die häufig im informellen Sektor tätig und nicht versichert seien, ihre Arbeit für eine gewisse Zeit aussetzen und so die Gefahr einer Ansteckung verringern.

Laut dem Bericht ist ein auf sechs Monate begrenztes Grundeinkommen für die betroffene Personengruppe durchaus machbar. So entspräche der monatliche finanzielle Aufwand von geschätzt knapp 200 Milliarden US-Dollar nur rund zwölf Prozent der gesamten Geldmittel, die im laufenden Jahr in Maßnahmen gegen das Coronavirus investiert würden.

Brasilien, Mexiko und Iran

In Brasilien breitet sich das Coronavirus weiter in rasanter Geschwindigkeit aus. Am Mittwoch meldete das Gesundheitsministerium in Brasília mit mehr als 67.800 Neuinfektionen binnen 24 Stunden einen neuen Rekordanstieg bei den Ansteckungen. Die Zahl der Toten stieg demnach um mehr als 1.800 auf 82.771. Brasilien ist nach den USA sowohl gemessen an den Infektions- als auch den Totenzahlen das am zweitstärksten von der Pandemie betroffene Land der Welt. In Lateinamerika und der Karibik hat die Zahl der Coronavirus-Infektionen die Marke von vier Millionen überschritten, mehr als 172.000 Menschen starben.

Auf Platz zwei der Statistik für Lateinamerika steht Mexiko, wo am Dienstag die Marke von 40.000 Corona-Todesfällen überschritten worden war. Am Mittwoch wurden dort 6.019 neue Infektionen und 790 Tote gemeldet. Insgesamt sind in Mexico 362.274 Menschen am Coronavirus erkrankt, 41.190 Personen starben bereits.

Im Iran ist mit erneut mehr als 220 Toten an einem Tag, die Zahl der Corona-Toten laut Gesundheitsministerium auf über 15.000 gestiegen. Die Zahl der bisher nachgewiesenen Infektionen stieg auf fast 285.000, sagte Ministeriumssprecherin Sima Lari am Donnerstag im Staatsfernsehen. (red, APA, Reuters, 23.7.2020)