Abtreibungen werden durch Verbote nicht verhindert, dieses Studienergebnis unterstützt die Forderung nach weiteren Liberalisierungen des Schwangerschaftsabbruchs.

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London – Die Zahl ungeplanter Schwangerschaften ist seit Beginn der 1990er-Jahre weltweit zurückgegangen. Das geht aus einer Studie des Guttmacher-Instituts und verschiedener UN-Organisationen hervor, die im Fachmagazin "Lancet Global Health" veröffentlicht wurde. Demnach wurden weltweit zwischen 2015 und 2019 pro Jahr durchschnittlich 64 von 1.000 Frauen ungeplant schwanger.

Das entspricht 121 Millionen Schwangerschaften jährlich. Für den Zeitraum von 1990 bis 1994 hatten durchschnittlich 79 von 1.000 Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren von einer ungeplanten Schwangerschaft berichtet.

Starker Rückgang von Abbrüchen in Europa und Nordamerika

Die Studie hält fest, dass in allen Ländern ungeplante Schwangerschaften abgebrochen werden, auch in Ländern mit restriktiven Abtreibungsrechten. In den letzten drei Jahrzehnten ist der Anteil der Schwangerschaftsabbrüche in jenen Ländern gestiegen, in denen es mehr gesetzliche Beschränkungen gibt und in denen möglicherweise der Zugang zu einer sicheren Empfängnisverhütung schwieriger ist.

Die Abtreibungsrate ging insgesamt aber seit Anfang der 1990er-Jahre erheblich zurück, allerdings trat diese Entwicklung nicht überall ein. In Europa und Nordamerika sank die Abtreibungsrate sogar um 63 Prozent. Weltweit werden jedoch noch immer mehr als die Hälfte (61 Prozent) der nicht geplanten Schwangerschaften abgebrochen. Neben der gesetzlichen Lage zur Abtreibung spielt auch das Einkommen dabei eine erhebliche Rolle.

Die niedrigste Rate an Schwangerschaftsabbrüchen haben der Studie zufolge Länder mit liberalen Abtreibungsregeln und hohem Einkommen. Hier beendeten laut der Studie nur elf von 1.000 Frauen ihre Schwangerschaft vorzeitig. Wo Abtreibungen verboten sind, wählten hingegen selbst in Ländern mit hohem Einkommen durchschnittlich 32 von 1.000 Frauen einen Schwangerschaftsabbruch. Hier war sogar ein Anstieg zu verzeichnen. Vergleichsweise hoch ist die Abtreibungsrate in Ländern mit mittleren und niedrigen Einkommen.

Verbote erhöhen Risiko für Schwangere

Die Daten seien zwar begrenzt, aber die höhere Anzahl von Abtreibungen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist wahrscheinlich auf einen beschränkten Zugang zu Verhütung zurückzuführen, die erschwinglich und wirksam ist. Dies sei allerdings wichtig, damit Schwangerschaften geplant werden können.

"Legale Beschränkungen aufzuerlegen oder Zugang zu Abtreibungen zu verhindern reduziert nicht die Zahl der Personen, die diese Dienste suchen", sagte Zara Ahmed vom Guttmacher-Institut. Allerdings erhöhen gesetzliche Hürden zu einen Abbruch das Risiko unnötiger körperlicher und emotionaler Schäden", ergänzt Ahmed. Auch Herminia Palacio, Präsidentin des Guttmacher-Instituts, zieht aus den Ergebnissen den Schluss, dass ein umfassender Ansatz zu sexueller und reproduktiver Gesundheit, einschließlich des Zugangs zu einer sicheren und legalen Abtreibung, entscheidend ist für die reproduktive Selbstbestimmung. (APA, dpa, red, 23.7.2020)