Die Bau-Holz-Gewerkschaft sorgt sich um die Aufträge am Bau.

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Während der Zeit der Ausgangsbeschränkungen konnten keine Bauverhandlungen in Österreich stattfinden. Die heimischen Projektentwickler müssen deshalb länger als geplant auf Genehmigungen für Immobilienprojekte mit einem Gesamtvolumen von mehreren Milliarden Euro warten, hieß es am Donnerstag auf einer Pressekonferenz der kürzlich neu formierten "Vereinigung Österreichischer Projektentwickler" (VÖPE) und der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH).

Eine ungewöhnliche Allianz, das gaben die Vorsitzenden Erwin Soravia (VÖPE) und Josef Muchitsch (GBH) zu – aber eine in beiderseitigem Interesse: Schließlich würde, wenn der Rückstau nun nicht bald erledigt werde, spätestens im zweiten Quartal 2021 dem Baugewerbe ein Auftragsloch samt negativen Auswirkungen auf die Bauarbeiter dieses Landes drohen. Schon für den kommenden Winter fürchtete Muchitsch das Zusammentreffen der "Corona-Arbeitslosigkeit" mit der üblichen Winterarbeitslosigkeit am Bau.

Volumen von 25 Milliarden Euro für die nächsten Jahre

Er und Soravia, bekanntlich auch Geschäftsführer des Entwicklers Soravia Group, sprachen von einem Bauvolumen von rund 25 Milliarden Euro, das derzeit in diversen Behördenverfahren "festhänge". Das sei allerdings über mehrere Jahre gerechnet, so Soravia. Per anno betrage das Volumen rund zehn Milliarden Euro. Selbst wenn man davon nur 30 Prozent beschleunigt abwickle, sei das ein nicht zu unterschätzender Konjunkturimpuls. "Es wäre das einfachste Konjunkturpaket", so Soravia: "Bauprojekte um fünf oder sechs Monate vorzuziehen, das verkürzt die Krise um fünf oder sechs Monate." Muchitsch betonte, dass damit rund 250.000 Arbeitsplätze gesichert oder neu geschaffen werden könnten.

Der Vorstoß von VÖPE und GBH richtet sich weniger an den Bund als an die in Bau-Belangen bekanntlich maßgeblichen Gebietskörperschaften Länder und Gemeinden. Einige Städte seien zwar bereits "sehr bemüht", den Rückstau zu bewältigen. Die Forderungen der ungewöhnlichen Allianz umfassen aber etwa auch verbindliche Fristen und Zeitfenster auf Behördenseite, um zu "planbaren und verlässlichen Timelines" zu kommen.

Die VÖPE wurde im November 2019 gegründet, um den Developern eine gemeinsame Stimme zu verleihen – und um deren Image zu verbessern. Zu Letzterem gehört wohl auch, dass man sich nun besonders für regionale Vergaben von Aufträgen am Bau einsetzt – eine Forderung, die ebenfalls auf ungeteilte Zustimmung in der Baugewerkschaft trifft. (Martin Putschögl, 23.7.2020)