Dem zurzeit wahlkämpfenden Wien kommt das pannonische Bankdesaster gerade recht.

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Eisenstadt – Der Bilanzskandal in der Mattersburger Commerzialbank hat nun endgültig die Ebene des politische Gezänks erreicht. Nachdem schon SP-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil die Staatsanwaltschaft – "nicht nur als Landeshauptmann, sondern auch als früherer Polizist" – gescholten hat, weil Bankchef Martin Pucher noch nicht in U-Haft genommen wurde, hat sich nun die ÖVP auf den roten Wirtschaftslandesrat Christian Illedits eingeschossen.

Das Land sei nämlich die Aufsichtsbehörde der Haupteigentümerin der Bank, einer Genossenschaft, gewesen. Die Prüfungen seien allerdings ausgelagert worden – ausgerechnet an die TPA, die ja auch die Bank selbst prüfte. Und nichts beanstandete.

VP-Landtagsklubobmann Markus Ulram wetterte: "Illedits spielte nicht nur eine zentrale Rolle bei der Prüfung der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaft, sondern auch in anderen Bereichen, wo er Vereins- und Parteitätigkeiten und Spitzenfunktionen im Bezirk Mattersburg innehatte und auch hier ein besonderes Naheverhältnis zu Bankchef Martin Pucher gepflegt hat." Zum Beispiel als Chef des Regionalligisten ASK Draßburg, den die in dem Ort auch logierende Commerzialbank mit 60.000 gesponsert hat.

Rechtliche Schritte

Roland Fürst, der Geschäftsführer der burgenländischen SPÖ, giftete retour: "Zwei Drittel des gesamten Aufsichtsrats der Commerzialbank bestehen aus ehemaligen und aktuellen ÖVP-Politikern." Das müsse man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Die ÖVP spricht von einem SPÖ-Netzwerk, und nahezu alle Aufsichtsräte sind von der ÖVP." Das klinge nach Verleumdungen. Man prüfe auch rechtliche Schritte.

Dem gerade wahlkämpfenden Wien kommt das pannonische Bankdesaster gerade recht. Der soziale Wohnbauträger Gesiba ist – besser war – in Mattersburg ja mit 17,5 Millionen investiert.

ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch will mit einer Anfrage geklärt sehen, "ob noch Geld bei anderen fragwürdigen Geldinstituten liegt". FPÖ-Vizebürgermeister Dominik Nepp fordert eine Sonderprüfung. (wei, 24.7.2020)