Die Krise kam rasch und heftig: Quasi über Nacht mussten die Wiener Apartmentvermieter einen großen Teil ihrer Buchungen stornieren, die Auslastung sank im April und Mai auf ein Minimum von wenigen Prozent. "Auch nachdem ab Ende Mai wieder an Touristen vermietet werden durfte, änderte sich das nicht", sagt Andreas Novotny, Obmann der Wiener Apartment¬vermieter-Vereinigung (WAVV), rückblickend. Jetzt im Juli ist er wieder optimistischer: "Seit kurzem geht es wieder los."

Um ein bisschen Liquidität zu lukrieren, gebar man im WAVV im März die Idee, die Apartments als "Notfallwohnungen" anzubieten – für Menschen, die sich in Quarantäne begaben, oder für Leute, die ein ruhiges Homeoffice benötigten. Das habe zwar die eine oder andere Buchung gebracht, sei aber natürlich nur "ein Tropfen auf den heißen Stein" gewesen, sagt Novotny. Ein Viertel bis ein Drittel der Wiener Apartments dürfte nun vom Markt verschwunden sein, schätzt der WAVV-Obmann. Sie werden oft wieder langfristig vermietet, am "regulären" Mietwohnungsmarkt. Und von "Glücksrittern" am Markt, die eine Wohnung günstig anmieten und wochenweise teurer weitervermieten, hat wohl auch der eine oder andere die Krise nicht überlebt. "Es ist da also auch zu einer gewissen Marktbereinigung gekommen."

Im Projekt Sirius öffnet das Vienna Academic Guesthouse.
Visualisierung: Helen & Hard

Nun würden doch wieder einige Geschäftsreisende nach Wien kommen, und auch Touristen buchen langsam wieder. Dadurch, dass bei einem Apartment ohne Verpflegung das "Social Distancing" besser gewährleistet werden kann als in einem Hotel, sieht Novotny einen Wettbewerbsvorteil für die Apartmentvermieter.

Und auch durch die längere Aufenthaltsdauer haben Apartmentanbieter einen Vorteil gegenüber der Hotellerie, heißt es etwa auch bei Nationalbank-Tocher IG Immobilien. Sie hatte bis vor kurzem 70 "City-Apartments" im Angebot, kürzlich hat man sogar um sieben aufgestockt, drei weitere sind in Planung.

Von 80 auf 40 Prozent

Im Vorjahr schaffte man eine durchschnittliche Auslastung von 80 Prozent. Durch Corona ging sie um rund 50 Prozent zurück, berichtet Raffael Aulehla, Marketing- und Sales-Manager bei IG City Apartments. Derzeit liegt man bei knapp 40 Prozent. "Da unser Fokus auf Buchungen ab einem Monat liegt und viele Kunden oft wesentlich länger bleiben, trifft uns die Corona-Krise zwar, aber nicht so stark wie viele Wiener Hotels. Dennoch gibt es erhebliche Einbußen, und man merkt, dass Kunden preissensibler sind", so Aulehla zum STANDARD. Aufgrund der unsicheren Einreisesituation würden auch Buchungen von Firmenkunden häufig verschoben oder storniert. Man setzt nun auf kontaktlose Check-ins, ein größeres Raumangebot und gründliche Reinigungen und Desinfektionen.

Wegen fehlender Gäste aus dem Ausland ist auch bei den Room4Rent-Apartments (R4R) der ÖSW-Gruppe die Auslastung stark zurückgegangen. Mit der "zweiten Zielgruppe" – Wiener, die kurzfristig eine Bleibe brauchen, etwa wegen einer Trennung – funktioniere das Geschäftsmodell aber nach wie vor, berichtet Vorstandschef Michael Pech. 140 neue R4R-Apartments werden im September in der Seestadt fertiggestellt, konkret im Projekt Sirius, das vom ÖSW gemeinsam mit der WBV-GPA errichtet wird. Die Serviced Apartments werden hier als "Vienna Academic Guesthouse operated by Room4Rent" firmieren. Wie viel ausländisches Unipersonal im Oktober schon wieder in Wien sein wird, bleibt freilich abzuwarten.

Im September 2021 folgen weitere 121 neue Wohneinheiten im Projekt Music-Box im Sonnwendviertel. Weitere Pläne für die Landeshauptstädte Salzburg, Innsbruck und Linz seien weiterhin aufrecht, sagt Pech zum STANDARD. "Aufgrund der steigenden Grundstückspreise ist es aber sehr schwierig, in guten Lagen – und wir brauchen gute Lagen – Grundstücke zu bekommen." (Martin Putschögl, 25.07.2020)