Die Opposition hat Fragen an Ministerin Elisabeth Köstinger.

Foto: APA/HERBERT P. OCZERET

Ein kolportierter Beratungsauftrag im Zuge der Corona-Teststrategie des von Elisabeth Köstinger (ÖVP) geführten Tourismusministeriums sorgt derzeit für Ärger bei der Opposition: 200.000 Euro pro Woche soll die US-Beratungsagentur McKinsey in dieser Angelegenheit bekommen haben. Unklar ist aber bisher, von wem und wofür genau. Sowohl die Neos als auch die SPÖ haben nun parlamentarische Anfragen zu der Causa angekündigt.

Österreich solle "das sicherste Tourismusland der Welt" werden, so lautete Köstingers selbsterklärtes Ziel Ende Mai. Dafür sollen ab 1. Juli 65.000 Tourismusmitarbeiter wöchentlich auf das Coronavirus getestet werden, so der Plan. Im Ministerium bekam das Projekt den Titel "Safe A". Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass bisher insgesamt erst 10.200 Abstriche genommen wurden. Außerdem soll Berichten der "Kronen Zeitung" und der Investigativ-Plattform "ZackZack" zufolge ein recht teurer Beraterauftrag an McKinsey gegangen sein.

Ministerium dementiert

Laut Krone soll das McKinsey-Honorar vom Tourismusministerium bezahlt worden sein. Dort dementierte man das am Mittwoch vehement. "Es gab oder gibt keinerlei Beauftragung oder Zahlungsflüsse des Tourismusministeriums oder des Bundes an das Beratungsunternehmen McKinsey. Das gilt sowohl für die Pilotphase als auch für das nunmehr ausgerollte Programm", so ein Sprecher gegenüber der APA. Stattdessen soll ein Laborkonsortium den Auftrag gegeben haben, so die offizielle Version des Ministeriums und dem Umsetzungsparnter Wirtschaftskammer (WKO).

Recherchen von "Zackzack" legen nun wiederum nahe, dass der Auftrag doch vom Köstinger-Ministerium kam. Ein Partnerlabor soll demnach berichtet haben, dass McKinsey bei jedem Test, für den der Bund die Kosten übernimmt, mit bis zu 10 Euro mitschneide. So übernehme der Steuerzahler nicht nur die Kosten für den Test, sondern auch gleich das Honorar der Beratungsfirma.

Wie die "Kronen Zeitung" berichtet, soll auf der offiziellen Homepage des Köstinger-Projekts "sichere-gastfreundschaft.at" noch am 17. Juli ein Logo von McKinsey gestanden haben. Wenige Tage später, nachdem erstmals über den McKinsey-Auftrag berichtet worden war, sei das Logo plötzlich von der Homepage verschwunden.

Laut Tourismusministerium soll es sich bei den vermeintlichen "Screenshots", mit denen die Krone diese Behauptungen belegen will, jedoch um Fälschungen handeln. "Dieses Logo war zu keinem Zeitpunkt auf dieser Seite", heißt es am Twitter-Account des Ministeriums. Das könnte plausibel sein. Mithilfe des Archivtools "WaybackMachine" lässt sich die Webseite zumindest Stand 7. Juli nachvollziehen. Damals war kein Logo von McKinsey darauf zu sehen.

Und ein weiteres Indiz spricht dafür, dass es sich bei den vermeintlichen "Screenshots" um eine Fotomontage handelt. In der Print-Ausgabe der Krone prangt hinter einem aktuellen Screenshot der Seite "sichere-gastfreundschaft.at" ein Porträtfoto hervor, das von einem Beitrag des Tourist Austria International Verlags (TAI) stammen und auch in der Montage verwendet worden sein dürfte.

Neos und SPÖ kündigen parlamentarische Anfragen an

Der Bund zahlt pro Test einen Pauschalbetrag von 85 Euro. "Mit diesem marktüblichen Pauschalbetrag deckt das Labor die Testung selbst, die Abstrichnahme und die Logistik ab", sagte der Köstinger-Sprecher am Mittwoch. In Bayern beispielsweise koste ein Test aber nur 52 Euro, kritisieren Gesundheitssprecher Gerhard Loacker und Wirtschaftssprecher Josef Schellhorn von den Neos. "Finanziert hier also der Steuerzahler das Honorar für McKinsey durch überteuerte Tests? Diese Vermutung liegt auf der Hand", so Schellhorn. Die beiden Abgeordneten haben am Donnerstag eine parlamentarische Anfrage an Köstinger angekündigt, in deren Rahmen sie erfahren wollen, wer "tatsächlich" für hierbei entstehenden Kosten aufkommt.

Auch die SPÖ hat am Donnerstag mehrere parlamentarische Anfragen rund um die Causa angekündigt. "Beim Testkonsortium fehlt jede Transparenz", kritisierte Vize-Klubobmann Jörg Leichtfried in einer Aussendung. "Wer hat die Labore, die Berater ausgewählt? Wer zahlt die Honorare? Was sind die tatsächlichen Leistungen? Wie sieht das Konzept aus?", wollen er und SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher wissen. Die Teststrategie solle außerdem in Zukunft vom Gesundheitsministerium koordiniert werden, forderte Kucher am Freitag. (jop, 24.7.2020)