Die Corona Warn-App ist nun in der Diskussion, in Wirklichkeit liegt das Problem aber bei diversen Android-Geräteherstellern.

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In Deutschland hat die Corona-Warn-App laut einem Medienbericht wochenlang nicht richtig funktioniert. Wie die "Bild"-Zeitung am Donnerstag berichtete, waren von einem Aktualisierungsproblem Nutzer von Handys mit Android-Betriebssystem der Hersteller Samsung und Huawei betroffen.

Demnach stellte sich bei diesen Geräten die erforderliche notwendige Aktualisierung im Hintergrund der App ab, wenn diese nicht geöffnet war. Das Gesundheitsministerium erklärte, das Problem sei mit der am Mittwoch erschienenen neuen App-Version behoben.

Problematik

Laut dem deutschen Gesundheitsministerium verhindern bestimmte Android-Geräte, dass Apps dauerhaft im Hintergrund laufen. Dies gelte nicht nur für die Corona-Warn-App, sondern für alle Apps auf diesen Smartphones, betonte das Ministerium am Donnerstagabend. Dies solle Akkustrom sparen.

Zugleich betonte das Ministerium, dass die deutsche Corona-Warn-App "zu jeder Zeit" funktioniert habe. Das Problem sei bereits seit längerem bekannt und in den FAQ der App beschrieben worden. Dort sei auch ausführlich erklärt worden, wie sich die Hintergrundaktualisierung manuell aktivieren lasse. Mit Erscheinen der neuen App-Version 1.1.1 sei das Problem "behoben" und zwar mit einem expliziten Hinweis. Nutzer müssten die App nach dem Update einmal kurz öffnen, in die Einstellungen gehen und die "priorisierte Hintergrundaktivität" aktivieren.

Ein Sprecher des Softwareherstellers SAP, der die App mitentwickelt hatte, hatte die Probleme gegenüber der "Bild"-Zeitung bestätigt. In früheren Versionen habe es "in der Tat ein Problem" mit der Hintergrundaktualisierung gegeben, sagte er. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) als zuständige Behörde für Infektionskrankheiten räumte ein: "Der automatische Abgleich im Hintergrund wurde von einem Teil von Android-Smartphones unterbunden."

Klarstellung

Betont sei, dass es dabei nicht um die Kontaktnachverfolgung selbst geht. Diese wird – wie auch bei der österreichischen "Stopp Corona"-App – lokal am Gerät unter Mithilfe eines gemeinsam von Google und Apple entwickelten Frameworks vorgenommen. Dieses sorgt dafür, dass die erwähnten Maßnahmen der Gerätehersteller für das "Contact Tracing" nicht greifen – dieser Teil hat also zuverlässig funktioniert. Es geht in diesem Fall nur um den regelmäßigen Abgleich mit dem Server des App-Betreibers, der dazu da ist, um zu sehen, ob eine Warnmeldung über einen potentiell gefährlichen Kontakt vorliegt.

Dieser Umstand legt übrigens auch nahe, dass noch andere Covid-19-Apps jenseits der deutschen von dem Problem betroffen sein könnten. Auch hier empfiehlt es sich beim eigenen Smartphone die Akkuoptimierungen für die betreffende App zu deaktivieren. Das Problem mit zu aggressiv agierenden Stromsparmaßnahmen diverser Hersteller ist seit längerem bekannt. Auf der Webseite "Don't Kill my App" kann man einsehen, welche Anbieter in dieser Hinsicht besonders offensiv vorgehen, und wie man dies unterbinden kann.

Kritik

Die mitregierende SPD forderte unterdessen Aufklärung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Der digitalpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Jens Zimmermann sagte dem "Handelsblatt" laut Vorausmeldung: "Es war zu erwarten, dass früher oder später auch bei der Corona-App Programmierfehler zu Tage treten. Wie viele Geräte aktuell genau betroffen sind, kann man noch nicht sagen." "Es sei "mehr als ärgerlich, dass die zuständigen Fachpolitiker von dieser Sache aus den Medien erfahren. Ich hätte mir eine offene Kommunikation durch das Gesundheitsministerium gewünscht." (APA, red, 24.07.2020)