In einer Umfrage (418 Befragte) im Auftrag des Wirtschaftsnetzwerks Business Upper Austria kommt Niederschmetterndes hinzu: 70 Prozent sagen, dass Firmen gar kein wirkliches Interesse an mehr Frauen im Management haben.

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Nach all den vielen Podiumsdiskussionen, Kongressen, Festivals und fortlaufenden Werbebotschaften der Unternehmen in den vergangenen Jahren zum Thema Frauen in Führung sollte man eigentlich erwarten, dass wir morgen bereits eine Männerquote fordern müssen, weil 95 Prozent der Spitzenjobs von Frauen besetzt sein werden. Das Gegenteil ist der Fall.

Trotz aller Maßnahmen und Anstrengungen ist es aber noch genau umgekehrt mit der Geschlechterverteilung in den obersten Führungspositionen. Mit Quick Wins ist auch nicht zu rechnen, belegt etwa das Beratungshaus Mercer, das die Geschlechterparität in den wirtschaftlichen Führungsgremien in einhundert Jahren errechnet hat, wenn alles so weiterläuft wie jetzt. Obwohl sich von international über 1100 befragten Unternehmen zwei Drittel zur "Förderung der Vielfalt und inkludierenden Maßnahmen" verpflichtet haben. Das betrifft natürlich nicht nur Frauen.

Aber am Genderthema lässt sich erkennen, wie schlecht es funktioniert, denn jedes zweite Unternehmen in Österreich, Deutschland und der Schweiz hat Bedenken, dass es gelingen kann, ausreichend Frauen zu rekrutieren, zu fördern und zu halten.

In einer kleinen Umfrage (418 Befragte) im Auftrag des Wirtschaftsnetzwerks Business Upper Austria kommt Niederschmetterndes hinzu: 70 Prozent sagen da, dass Firmen gar kein wirkliches Interesse an mehr Frauen im Management haben. Ein Drittel hält laufende Maßnahmen gar für reine Imagepflege. Gleichzeitig betonen auch in dieser Umfrage zwei Drittel, dass Geschlechterdiversität im Management der Firma gut wäre.

Für dieses Paradoxon – ebenfalls seit Jahren bestehend – gibt es keine vernünftige Erklärung. Außer die Mutmaßung, dass etablierte Kulturen von Frauen, die Karriere machen wollen, verlangen, dass sie sich gefälligst an den männlichen Jobhabitus anpassen. Einige Befunde würden das auch belegen – das Stichwort dazu ist "outmale the males" – also eine Frau, die der bessere Mann im männlichen Kontext der Firmenkultur ist, kann gewinnen. Mit Statusstreben, mit Präsenzleistung, mit Platz in tradierten Netzwerken. (Karin Bauer, 25. 7. 2020)