Minischweine sind beliebte Hausgenossen, reinlich, kommunikationsfreudig und sehr intelligent.
Foto: Újváry Dóra / MTA-ELTE

Budapest – Hunde und Minischweine, eine kleinwüchsige Zuchtform des Hausschweins, die immer mehr Freunde unter den Haustierhaltern findet, wenden sich im Alltag gleichermaßen ihren Besitzern zu, um Kontakt zu suchen. Stehen allerdings Probleme an, die es zu lösen gilt, neigen die Schweine zu deutlich mehr Eigenständigkeit als Hunde. Das berichten Wissenschafter um Paula Pérez Fraga von der Budapester Universität ELTE in der Fachzeitschrift "Animal Cognition". In Versuchen testeten Forscher bei etwa sieben Monate alten Minischweinen und ähnlich alten Hunden das Verhalten beim Lösen von Problemen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade.

Katzen und Wölfe weniger kommunikationsfreudig

Hunde sind bekannt dafür, dass sie Menschen bereits in jungen Jahren als willkommene Helfer beim Lösen von Problemen betrachten. Ob dies eine Spezialität dieser Vierbeiner ist oder auch bei anderen Haustieren vorkommt, haben sich Pérez Fraga und ihre Kollegen genau angesehen. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass ähnlich sozialisierte Wölfe und Katzen im gleichen Problemlösungskontext weniger mit Menschen kommunizieren als Hunde. "Aber vielleicht liegt es daran, dass Wölfe nicht domestiziert sind und Katzen vergleichsweise keine allzu soziale Spezies sind", so die Verhaltensforscherin. "Deshalb haben wir eine Studie entworfen, um das Verhalten von Hunden mit dem einer anderen einheimischen und sozialen Spezies, dem Schwein, zu vergleichen."

Im Experiment nehmen Schweine und Hunde im selben Ausmaß Kontakt zu Menschen auf – außer es gibt Probleme zu lösen.
Foto: Lovas Melinda/MTA-ELTE

Die Miniaturvariante des Hausschweins ist ein beliebtes Begleittier, das in den menschlichen Familien eine ähnliche "soziale Nische" einnimmt wie der Familienhund. "2017 haben wir das Family Pig Project in der Abteilung für Ethologie in Budapest gestartet. Die Tiere werden in einer der gleichen Umgebung wie Familienhunde aufgezogen und bilden die Grundlage für einzigartige Vergleichsuntersuchungen zwischen den beiden Arten", sagt Attila Andics, Leiter der Forschungsgruppe für Neuroethologie an der ELTE.

Unlösbare Aufgaben

Für ihre Experimente haben die Wissenschafter auf das sogenannte "Paradigma der unlösbaren Aufgaben" zurückgegriffen, bei dem das Tier zunächst vor einem Problem steht, das es lösen kann. Im konkreten Fall war dies eine leicht zu öffnende Schachtel mit Futter darin. Nach einigen Versuchen wurde die Box von den Forscher jedoch fest verschlossen – und das Problem für die Tiere damit unlösbar.

"Als die Kiste zum ersten Mal ohne Futter im Raum war, wandten sich Schweine und Hunde in ähnlichem Ausmaß den Menschen zu", sagt Linda Gerencsér, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsgruppe. "Unterschiede zeigten sich allerdings, als wir Lebensmittel in die Schachtel legten und das Öffnen zu einer aufregenden Herausforderung wurde."

Video: Vergleichsexperimente mit Hunden und Minischweinen.
FamilyDogProject

Bloß nicht aufgeben

Nicht nur, dass die Schweine schneller waren als die Hunde, wenn es darum ging, die Aufgabe zu lösen und die Belohnung zu erhalten – möglicherweise weil sie einfach geschickter waren –, sie blieben auch weiter alleine dran, als die Aufgabe unlösbar wurde, während die Hunde sich deutlich mehr als Katzen und Wölfe zuvor hilfesuchend an die Menschen wandten. "Dass die Schweine beharrlicher als die Hunde versuchten, die fest verschlossene Box zu öffnen, spiegelt möglicherweise ihre Veranlagung wider, Probleme eher unabhängig zu lösen", so die Wissenschafter.

Die Studie ist die erste, die Familienhunde und Schweine in einer Problemlösungssituation vergleicht. "Die Ähnlichkeiten, die wir zwischen den beiden Arten gefunden haben, weisen auf ihre vergleichbaren Fähigkeiten hin, sich auf kommunikative Interaktionen mit Menschen einzulassen", sagt Pérez Fraga. "Speziesspezifische Veranlagungen könnten jedoch für die festgestellten Unterschiede verantwortlich sein. Hunde sind von Natur aus abhängiger und kooperativer, insbesondere im Zusammenleben mit Menschen. Dies erklärt ihren einzigartigen Erfolg bei der Interaktion mit uns." (tberg, 26.7.2020)