Der SV Mattersburg steht kurz davor, finanziell hart am Boden aufzuschlagen. Dem LASK ging es vor etwas mehr als 20 Jahren so.

Foto: APA/HANS PUNZ

Die Mattersburger Fußballwelt steht kurz vor dem Kollaps. Nach dem kürzlich aufgeflogenen Bilanzskandal der Commerzialbank droht der Konkurs. Am Freitag wurde vom finanziell mehr toten als lebendigen Verein fristgerecht eine Stellungnahme zu den Fragen des Lizenzausschusses der Bundesliga eingebracht. Die Liga müsse diese nun prüfen. Der SVM benötigt jedenfalls dringend finanzielle Mittel. Es soll einige Interessenten geben, Langzeitfunktionär Hans-Georg Deischler zufolge fehle aber "einiges" für ein Budget, die Zukunft sei weiter unklar.

Bankenchef und Mattersburg-Präsident Martin Pucher legte wegen des Skandals Mitte Juli nach 32 Jahren sein Amt zurück. Der SV Mattersburg ist bei weitem nicht der einzige heimische Verein, dem die Machenschaften des Obmanns den finanziellen Boden unter den Füßen wegzogen.

Linzer Fiasko

Der LASK blickt nach der Amtszeit von Wolfgang Rieger auf eine finanziell ruinöse Ära zurück. Rieger hatte sich 1998 mit umgerechnet rund sieben Millionen Euro aus seiner Riegerbank nach Südfrankreich abgesetzt. Ein Jahr darauf wurde er wegen Veruntreuung und betrügerischer Krida zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Im Jahr 2001 folgte der Abstieg für die Linzer in die zweite Liga, erst sechs Jahre danach kehrten sie in die oberste Spielklasse zurück.

Debakel am Tivoli

Auf drei teuer erkaufte Meistertitel en suite von 2000 bis 2002 folgte der Finanzcrash. Forderungen von 50 Millionen Euro standen im Raum, und die Obleute Othmar Bruckmüller und Martin Kerscher mussten den Verein in die Insolvenz schicken. Der Klub löste sich auf. Die Causa beschäftigte jahrelang die Gerichte. Kerscher und Bruckmüller erhielten wegen grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen bedingte Haftstrafen von sechs bzw. vier Monaten.

Schwarze Tage im Ländle

Schwarz-Weiß Bregenz verbrachte fünf Jahre in der Bundesliga, bis 2003 eine Schwarzgeldaffäre das Ende einläutete. Für Präsident Hans Grill sowie einige Funktionäre setzte es Geld- und bedingte Haftstrafen wegen Steuerhinterziehung, Sozialbetrugs und Gläubigerbegünstigung. Bregenz stieg ab und spielt heute in der Regionalliga.

Grazer Doppelpack

Unter Präsident Hannes Kartnig holte Sturm Graz zwei Meistertitel und nahm dreimal an der Champions League teil. Die Finanzprokuratur stellte 2006 wegen Schulden in Höhe von 1,2 Mio. Euro einen Konkursantrag, der in einem Zwangsausgleich endete. Kartnig wanderte 2014 unter anderem wegen schweren Betrugs für 15 Monate ins Gefängnis, musste 5,5 Mio. Euro Strafe zahlen und trug bis 2017 eine Fußfessel.

Dem Lokalrivalen vom GAK erging es nicht besser. 2004 stemmten die Rotjacken den Meisterteller in die Luft, von 2007 bis 2009 standen sie jedes Jahr kurz vor der Liquidation. Die Ermittlungen gegen die Ex-Präsidenten Rudi Roth, Stephan Sticher und Harald Fischl wegen schweren Betrugs und Finanzvergehen wurden nach 13 Jahren im März eingestellt.

Leobener Pleite

In der Steiermark traf es noch einen dritten Verein. 2009 schlitterte der DSV Leoben in die Insolvenz. Klubchef Hans Linz hatte über seine Finanzberatungsfirma Gelder von der Kärntner AvW-Gruppe abgezweigt und in den DSV fließen lassen. Der Verein musste von der Ersten in die Regionalliga absteigen. Linz wurde 2011 zu mehr als sieben Jahren Haft verurteilt.

Ob und wie sich Martin Pucher und der SV Mattersburg in diese Liste eintragen, bleibt noch abzuwarten. Für Wirtschaftsprüfer und Behörden bleibt Sportsponsoring wohl weiterhin ein Grund, genau hinzusehen. (Andreas Danzer, 25.7.2020)