Bissspuren auf Schweineknochen weisen darauf hin, dass sich die bronzezeitlichen Bergleute große Hunde hielten.

Foto: NHM Wien

Wien – Bergarbeiter auf dem Gebiet des heutigen Tirol waren bereits während der Bronze- und Eisenzeit wirtschaftlich gut organisiert: Sie ließen sich Schweine und später Rinder als Lebendvieh heranschaffen und schlachteten diese professionell, oder sie bekamen handlichere Rippenstücke geliefert, wie Forscher aus Wien und Innsbruck herausfanden. Das ließ sich aus Tierknochen-Funden aus Schwaz-Brixlegg schließen, berichten sie im Fachmagazin "Archaeofauna".

Bergbau vor 3.000 Jahren

Ein Team um Konstantina Saliari vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien und Gert Goldenberg vom Institut für Archäologien der Universität Innsbruck inspizierte Tierknochen von drei Fundstellen in Schwaz-Brixlegg in Tirol (Weißer Schrofen, Rotholz und Bauernzeche). Sie verrieten ihnen von der Lebens- und Ernährungsweise der Bergarbeiter in der Spätbronzezeit und Frühen Eisenzeit, die dort vor 3.300 bis 2.450 Jahren Kupfer abbauten.

Anhand der Verteilung der Tierskelette habe man erkennen können, dass die wirtschaftlich wichtigen Haustiere als Ganzes herangeschafft wurden. "Es gibt aber auch Hinweise auf Lieferung von zusätzlichen Fleischpaketen, beispielsweise Rippenstücke", schrieben die Forscher in einer Aussendung des NHM Wien: "Die Bergleute wurden mit bester Fleischqualität versorgt und die Schlachtung und Verarbeitung der Tiere wurde professionell durchgeführt". All dies spreche für eine "hervorragende ökonomische Organisation".

Hinweise auf große Hunde

Die Bergleute hatten wohl gemäß von Bissspuren auf Schweineknochen große Hunde, die damals eher selten waren, erklären die Forscher. Sie wollen nun untersuchen, ob die Vierbeiner beim Bergbau mithalfen.

Als bemerkenswert erweis sich der Wechsel in der Fleischversorgung der Bergleute von der Spätbronzezeit zur Eisenzeit: In der Spätbronzezeit (1300 – 750 vor unserer Zeitrechnung) bevorzugten sie noch Schweinernes. Rinder, Schaf und Ziege wurden eher für sekundäre Produkte wie Milch und Wolle verwendet. Später stiegen sie auf Wiederkäuer als Kost um.

Ab der Eisenzeit wurden Wiederkäuer bevorzugt

Diese Trends sind sehr klar, auch wenn es regionale Unterschiede gibt. Beispielsweise zeigen die Knochen aus der Bauernzeche, dass dort das Schaf während der Früheisenzeit (750 – 450 vor unserer Zeitrechnung) dominierte. Regionale Unterschiede wurden von vielen Faktoren beeinflusst, beispielsweise Topographie, Vegetation und Seehöhe. Der auffällige Wechsel von Schwein zu Wiederkäuern an der Grenze Bronzezeit/Eisenzeit könnte mit klimatischen Schwankungen und/oder technologischen Änderungen zusammenhängen. (red, APA, 27.7.2020)