Leere Plätze wiegen im österreichischen Eishockey viel schwerer als im Fußball. Die Klubs können weder mit nennenswerten TV-Geldern noch mit Erlösen aus Transfers planen.

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Wien – Vage Worte geben vage Hoffnung. Man könne sich zusammensetzen, um zu schauen, was gehe und was nicht, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Freitag in einer Pressekonferenz zur aktuellen Pandemiesituation in Richtung der Vereine der Eishockey-Bundesliga. Schon vor Wochen hatte er von einem Angebot gesprochen, das "wie für die Fußball-Bundesliga auch für die Eishockey-Liga" gelte. Im Fußball habe es "im Großen und Ganzen ausgezeichnet funktioniert. Das war ein Modellversuch für den Mannschaftssport insgesamt." Dass allerdings die Rahmenbedingungen im Eishockey andere sind, ist Anschober klar, es wird ja indoor, nicht outdoor gespielt. "Eine ganz unterschiedliche Situation. Von daher natürlich schwierig, das muss man ganz offen sagen."

Deutlicher hatten sich Anschobers mögliche Gesprächspartner nach einem Rundruf der Austria Presse Agentur zu den aktuell geltenden Bestimmungen geäußert. Ab September sind bei Indoor-Veranstaltungen – also auch im Eishockey – maximal 5000 Zuschauer möglich, sofern es die Abstandsregeln in der jeweiligen Halle erlauben. Eine Hallenbegehung beim HC Innsbruck durch die zuständige Behörde ergab, dass nur knapp 400 Fans bei Heimspielen der Haie zugelassen wären. "Da kann keine Mannschaft überleben", sagte Alexander Kutzer, der Manager des EC Dornbirn. Die "vielen dehnbaren Begriffe" im Verordnungstext würden es unmöglich machen, ein realistisches Budget zu erstellen. Kutzer: "Wir wollen ja und werden am 28. September Eishockey spielen. Aber es muss uns jemand auch die Möglichkeit geben, dass wir wirtschaftlich überleben können."

"Nackig" hängengelassen

Einmal in Fahrt wurde Kutzer prinzipiell: "Wenn es um Erfüllung sozialpolitischer Aufgaben geht, wie Botschafter für die Jugend, Nachwuchsarbeit et cetera., schmückt man sich gerne mit uns, wenn es aber um Risiken und Haftungen sowie das Überleben der Vereine und genau dieses Nachwuchses geht, wird man einfach im kalten Wind der Realität ‚nackig‘ hängengelassen."

Für Oliver Pilloni, den Manager des KAC, sind die Zuschauer "der wichtigste Faktor". Wegen der Unklarheit über die Anzahl der zugelassenen Fans sei derzeit keine seriöse Finanzsaisonplanung möglich. Zumal im Gegensatz zum Fußball kaum TV-Erlöse und keine Ablösen zu lukrieren seien.

"Wir haben nicht 30 Millionen TV-Gelder wie in der Schweiz", sagte Franz Kalla, der Manager der Vienna Capitals. Die Wiener seien in der vergangenen Saison mit Zuschauerzahlen von weit mehr als 5000 pro Spiel auf Rekordkurs gewesen. Der kommende Ausfall tut "wahnsinnig weh. Wir müssen uns adaptieren, müssen umdenken und lernen."

Die Hoffnung des KAC

KAC-Manager Pilloni wünscht sich eine möglichst rasche Entscheidung über die erlaubten Kapazitäten, kritisiert die Dauer der Entscheidungsfindung aber nicht. "Ich habe Verständnis für die Politik, da gibt es so viele Dinge zu beachten." Darüber, dass es Hilfsgelder für die Klubs braucht, ist sich Pilloni mit Kutzer einig. "Und da reden wir nicht von Unsummen", sagte der Vorarlberger. In Innsbruck plädiert man für die Übernahme einer Ausfallhaftung.

Der KAC, im Gegensatz zu den anderen Klubs mit verlässlichen Sponsoreinnahmen (Heidi Horten!) gesegnet, hatte in der abgelaufenen Saison einen Zuschauerschnitt von 3600. "Wenn es stattdessen 2000 sind, muss ich das Budget dahingehend anpassen", sagte Pilloni. Eine Reduzierung wie in Innsbruck vorgesehen hielte aber auch der Rekordmeister nicht aus. (APA, red, 24.07.2020)