Chinesische Polizisten marschieren vor dem Konsulat in Chengdu.

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Chengdu – Das US-Konsulat im südchinesischen Chengdu bereitet sich auf die Schließung vor. Mitarbeiter der Auslandsvertretung packten am Samstag ihre Sachen und entfernten US-Insignien von dem Gebäude. Die Konsulatsmitarbeiter müssen das Gebäude bis Montag vormittag (Lokalzeit) geräumt haben.

Reinigungskräfte schleppten am Samstagmorgen bereits mehrere große Müllsäcke aus dem Gebäude. Ein Arbeiter entfernte zudem die runde Konsulatsplakette von der Fassade. Die US-Flagge blieb zunächst noch hängen.

Betriebserlaubnis entzogen

Die chinesischen Behörden hatten dem US-Konsulat in Chengdu am Freitag die Betriebserlaubnis entzogen – als Vergeltungsmaßnahme: Zuvor hatten die USA die Schließung des chinesischen Konsulats in Houston angeordnet. Das Außenministerium in Peking erklärte, die Schließung des Konsulats in Chengdu sei eine "legitime und notwendige Reaktion auf die unverschämten Maßnahmen der Vereinigten Staaten".

In Houston haben die chinesische Diplomaten das Gebäude am Samstag ihrerseits geräumt. "Wir können bestätigen, dass das Generalkonsulat der Volksrepublik China in Houston geschlossen ist", sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums. US-Medien berichteten, nach dem Abzug der Diplomaten seien US-Behördenvertreter in das Gebäude eingedrungen.

Die USA hatten vor wenigen Tagen recht überraschend die chinesische Vertretungsbehörde in Houston schließen lassen, mit dem Verweis darauf, dass man US-amerikanisches geistiges Eigentum schützen müsse. Die Vertretung, die 1979 die Pforten geöffnet hatte, war das erste chinesische Konsulat in den USA.

Chengdu als Tor zu Tibet und Myanmar

So symbolträchtig wie die Institution in Houston, ist auch das US-amerikanische Gegenstück in Chengdu, das 1985 eröffnet wurde und nun schließen muss: Denn Chengdu, um Südwesten Chinas gelegen, gilt als Tor nach Tibet, aber auch Richtung Süden, also Myanmar, und in die gesamte Himalaya-Region im Südwesten. Dort haben sich entlang der indisch-chinesichen Grenze gerade in den vergangenen Wochen die Fronten verhärtet.

Umgekehrt hätte China als Reaktion aber auch ein Konsulat in der Sonderverwaltungszone Hongkong oder Macau wählen können, was einer noch größeren Eskalation gleich gekommen wäre.

Die Beziehungen zwischen Washington und Peking sind unter anderem wegen des umstrittenen Sicherheitsgesetzes zu Hongkong stark belastet. Auch die Verhängung von US-Sanktionen gegen ranghohe Vertreter der Kommunistischen Partei Chinas wegen des Vorgehens Pekings gegen die muslimische Minderheit der Uiguren sorgte zuletzt für erhebliche Spannungen zwischen beiden Ländern, die seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump zudem wegen Handelsstreitigkeiten über Kreuz liegen. (saw, APA, AFP, 25.7.2020)