Zittert um die Zukunft des Tourismus in St. Wolfgang: Bürgermeister Franz Eisl.

Foto: Hörmandinger

St. Wolfgang – Durchtauchen funktioniere nicht – das gelte in der Corona-Krise ganz besonders, sagt Franz Eisl, Bürgermeister von St. Wolfgang am Wolfgangsee. Als vergangenen Mittwoch in der 2900-Einwohner-Gemeinde im idyllischen, bei österreichischen wie internationalen Touristen beliebten Salzkammergut der erste positive Test bekannt wurde, habe er daher die Flucht nach vorn angetreten:

"Um Sicherheit zu geben, müssen wir so viel wie möglich testen. Für zwei Tage später war in unseren gastronomischen Betrieben ein Flächentest geplant. Den haben wir vorgezogen", schildert der 44-Jährige.

Flächentest vorgezogen

Dass die vom Tourismusministerium angebotene Anti-Corona-Verbreitungs-initiative hier ebenso knapp zu spät gekommen wäre wie jene des Gesundheitsministeriums beim Virusausbruch in einem oberösterreichischen Schlachthof vor drei Wochen, will der ÖVP-Mann nicht kritisieren. Für die Tests in den Gastrobetrieben habe man sich vier Wochen davor angemeldet, sagt er.

In sozialen Medien wird der Corona-Ausbruch im österreichischen Sommertourismus bereits mit dem winterlichen Ischgler Après-Ski-Desaster verglichen. Umso heißer war am Sonntag Eisls Hoffnung, dass die Ausbeute positiver Tests nach fast tausend durchgeführten Abstrichen weniger groß als befürchtet sein werde.

Erfolgreicher Sanierer

Viereinhalb Jahre lang hatte sich der Besitzer dreier verschiedener gewerblicher Meisterbriefe und frühere Prokurist einer Installationstechnikfirma als Ortschef offenen Baurechtskonflikten und der Sanierung der Gemeindefinanzen gewidmet – laut Mitstreitern recht erfolgreich. Dann begann mit Corona das Zittern um den lokalen Tourismus.

Als Ortschef angetreten ist der verheiratete Vater von zwei Söhnen, der sich ehrenamtlich unter anderem der Orts- und Bauernmusik sowie einem Schützenverein widmet, im Jahr 2015 mit der Ansage, ein "Vollzeitbürgermeister" sein zu wollen.

Gutsverwaltung als Zweitjob

Im August 2019 relativierte er diese Absicht und nahm den Posten des Gutsverwalters in der Herrschaft St. Wolfgang an. "Ich wollte nie Berufspolitiker sein – deshalb freue ich mich über die neue Aufgabe in der Privatwirtschaft", erklärte er diesen Schritt.

Das Amt des Bürgermeisters wolle er dennoch weiterausüben. Er mache das "mit größter Freude – solange mir die St. Wolfganger Bevölkerung ihr Vertrauen schenkt", sagte er damals. Die jetzige Krise ist für ihn in dieser Funktion eine weitere Bewährungsprobe. (Irene Brickner, 26.7.2020)