Wien – Zwei Wochen nach Dominik Thalhammers Abschied Richtung LASK verkündete Leo Windtner, der Präsident des österreichischen Fußballbundes (ÖFB), am Montag Logisches. Irene Fuhrmann ist die Cheftrainerin des österreichischen Frauenteams, folgt also Thalhammer, der fast zehn Jahre diesen Posten bekleidete.

Die 39-Jährige unterschrieb einen unbefristeten Vertrag. Ihre Bestellung gilt als historisch, war aber alternativlos, schließlich ist Fuhrmann seit 2008, seit sie Teamchef Ernst Weber als seine Assistentin von USC Landhaus geholt hatte, ständig mit der Entwicklung des österreichischen Frauenfußballs beschäftigt.

Irene Fuhrmann ist ab nun die Chefin auf dem Platz. Die Wienerin erhielt einen unbefristeten Vertrag als Frauenteamtrainern.
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"Es ist kein Geheimnis, dass Irene unsere erste Ansprechpartnerin gewesen ist. Sie ist eine absolute Fachfrau, akribische Arbeiterin und absolute Insiderin, was den österreichischen Frauenfußball betrifft", sagte Präsident Windtner bei Fuhrmanns Präsentation in einem Wiener Hotel.

Die Trainerin selbst sprach von einem sehr emotionalen Tag. "Ich bin 2011 hier als U19-Teamchefin vorgestellt worden, für mich schließt sich also der Kreis." Es sei ein absolutes Privileg, diesen Job ausüben zu dürfen.

Sportdirektor Peter Schöttel sagte, dass es etliche, fachlich qualifizierte Interessenten an Thalhammers Nachfolge gegeben habe. Namen wollte er keine nennen, an Fuhrmann führte ohnehin kein Weg vorbei. "Es gab keinen Grund, warum sie es nicht werden sollte."

An ihrem Vorgänger will sich die Teamchefin nicht messen lassen. "Die Ära Thalhammer ist ein eigenes Kapitel und wird immer so stehen bleiben. Ich würde mich wahnsinnig machen, wenn ich mich mit ihm messe. Es geht darum, meinen eigenen Weg zu gehen."

Die Pressekonferenz im Video.
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An seinem vorläufigen Ende soll eine deutliche Weiterentwicklung der Auswahl stehen. Zeichneten sich die Österreicherinnen in der Vergangenheit nicht zuletzt durch hervorragende Organisation und defensive Stärke aus, sollen sie in Zukunft offensiver, aktiver agieren.

Als Assistent wählte Fuhrmann Markus Hackl (42). Der niederösterreichische Sportwissenschafter ist seit 2013 im Mädchen- und Frauenfußball tätig. Er und Cheftrainerin Fuhrmann werden weiterhin im Nationalen Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten stationiert sein.

Die Teamspielerinnen sind mit der Bestellung Fuhrmanns sehr einverstanden, mit Kapitänin Viktoria Schnaderbeck gab es bereits ausführliche Gespräche. Ein Wiedersehen gibt es erst am 14. September, am 22. September soll Fuhrmann im EM-Qualifikationsspiel bei Kasachstan ihr Debüt als Chefin geben.

Für 27. Oktober (daheim) und 27. November sind die entscheidenden Qualifikationsspiele gegen Frankreich terminisiert. Österreich führt die Qualifikationsgruppe G nach vier Siegen gegenwärtig an, die Französinnen haben erst zweimal gespielt. (Sigi Lützow, 27.7.2020)

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Irene Fuhrmann: Mit Konsequenz vom Käfig ins Kommando

Irene Fuhrmann (39 Jahre):

Geboren:
23. September 1980

Geburtsort:
Wien

Laufbahn als Spielerin (Mittelfeld):
USC Landhaus (2000–2002 und 2003–2008), Innsbrucker AC (2002–2003) 129 Bundesliga-Spiele, 45 Tore Nationalteam: 22 Länderspiele, 3 Tore

Erfolge als Spielerin:
Zweifache Meisterin mit Landhaus (2000, 2001), dreifache Cupsiegerin mit Landhaus (2000–2002)

Bisherige Stationen als Trainerin:
ÖFB-Nationalteam-Assistenztrainerin (2008-2011 unter Ernst Weber sowie seit 2017 unter Dominik Thalhammer), U19-Teamchefin (2011-2017), Individualtrainerin Akademie St. Pölten (seit 2011), ÖFB-Frauen-Teamchefin (seit 27. Juli 2020)

Erfolge als (Assistenz-)Trainerin:
Teilnahme U19-EM 2016 in der Slowakei (Gruppenphase) EM-Halbfinale 2017 in den Niederlanden