Ron DeSantis gilt als besonders glühender Verehrer des Präsidenten.

Foto: Imago / Pedro Portal

Um seine Nähe zu Donald Trump herauszustellen, ließ sich Ron DeSantis etwas Besonderes einfallen. Mit seiner Tochter stapelte er buntbedruckte Kartons übereinander, als wären es Ziegelsteine, ließ die Szene filmen und machte Wahlkampf damit. Familie DeSantis übt für den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, das war die Botschaft. Dann wieder las er seinem damals noch nicht einmal einjährigen Sohn aus der Business-Fibel The Art of the Deal vor. "Und Herr Trump sagte, Sie sind gefeuert. Ich liebe diese Stelle."

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DeSantis präsentierte es mit einem gewissen Augenzwinkern, was nichts daran änderte, dass viel Spott auf ihn einprasselte. Funktioniert hat es trotzdem. Als der seinerzeit 39-jährige Kongressabgeordnete fürs Gouverneursamt in Florida kandidierte und zunächst die eigene Parteibasis für sich einnehmen musste, warf der Präsident sein ganzes Gewicht in die Waagschale, um ihn zu unterstützen. DeSantis gewann das Bewerberrennen der Konservativen, und im November 2018 gewann er auch das Finale gegen seinen demokratischen Widersacher. Unter Amerikas Gouverneuren ist er seitdem der treueste Trumpianer.

Bei Fox News gern gesehen

DeSantis hat in Harvard studiert, bevor er Militärjurist wurde, unter anderem auf dem Flottenstützpunkt Guantánamo, wo in einem de facto rechtsfreien Raum Terrorverdächtige eingesperrt werden. Trump schätzt Leute, die Eliteuniversitäten absolviert haben. Es ist ein Statussymbol. Und weil DeSantis, telegen und wortstark, auch bei Fox News, dem Haussender der Konservativen, eine gute Figur machte, galt er schon bald als sein Lieblingsgouverneur. Nun noch mehr.

Mit den Worten Trumps warnte der Senkrechtstarter davor, dass die Heilung der Corona-Pandemie womöglich "mehr Schaden anrichtet als die Krankheit" und eine Lähmung der Wirtschaft.

Später als andere Bundesstaaten, erst Anfang April, ordnete er einen Lockdown an. Früher als andere die Normalisierung. Ein Fitness-Center, sagte er, könne man bedenkenlos öffnen, da sich dort nur gesunde Menschen einfänden. "Wenn Sie gut in Form sind, ist es höchst unwahrscheinlich, dass Sie sich in kritischem Zustand wiederfinden." Eine Zeitlang sah es so aus, als behielte er recht. Die Fallzahlen gingen zurück, ab Anfang Mai erlaubte der Gouverneur weitgehende Lockerungen. "In den Medien prophezeiten alle, in Florida würde es werden, wie es in New York und Italien war. Das ist nicht passiert", sagte er damals.

Das Lachen ist vielen vergangen. Mittlerweile werden täglich über 9.000 Ansteckungen aus dem "Sunshine State" gemeldet, insgesamt sind es 430.000 Infektionen. Riskant: Ein Fünftel der 21 Millionen Bewohner Floridas ist älter als 65, weil Pensionistinnen und Pensionisten aus dem winterkalten Norden in Scharen in die Sonne ziehen.

Der Dank des Präsidenten

Der Gouverneur erweckte zeitweise den Eindruck, als spiele die Risikogruppe der Senioren in seinem Kalkül nur eine Nebenrolle. Selbst Parteifreunde wagen sich nun aus der Deckung, um sein Krisenmanagement zu thematisieren. Statt im Interesse Floridas zu handeln, interessiere sich DeSantis mehr dafür, was der Präsident von ihm halte, sagt Carlos Hernández, der Bürgermeister von Hialeah, einer Satellitenstadt Miamis.

Gewiss, die guten Drähte ins Oval Office bieten auch Vorteile. Das zeige etliche Anekdoten. Lokalpolitiker, die Trump schmeicheln oder sich zumindest artig – und öffentlich – für seine Hilfe bedanken, haben bessere Chancen, aus Beständen des Bundes mit knappen Medikamenten beliefert zu werden.

Neulich erst twitterte DeSantis stolz, es sei ihm gelungen, für Florida tausende Ampullen mit dem Medikament Remdesivir zu ergattern. Doch im Augenblick überwiegen eher die Nachteile. Im Moment gilt DeSantis als eine Art Mini-Trump, der leichtsinnig ignoriert, wozu die Wissenschaft rät.

Von der Lehrergewerkschaft zum Beispiel muss er sich heftige Kritik gefallen lassen. Nach seinem Willen soll an den Schulen Floridas ab August wieder in Klassenzimmern unterrichtet werden. Angesichts der Zahlen, mahnt die Pädagogenvertretung, sei eine solche Öffnung nicht zu rechtfertigen. Der Herr Gouverneur verstoße gegen Gesetze, nach denen die Sicherheit einer Schule die erste Voraussetzung für den Unterricht sei. (Frank Herrmann aus Washington, 28.7.2020)