Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer, Kanzler Sebastian Kurz und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (alle ÖVP) präsentierten Mitte Mai die Tourismus-Strategie

Foto: APA/Oczeret

Man muss sich den US-Beraterriesen McKinsey (über zehn Milliarden Dollar Umsatz) als heiße Kartoffel vorstellen: Obwohl der Name des Konzerns bei der Teststruktur für heimische Tourismusbetriebe immer wieder auftaucht, will keiner der beteiligten Akteure einen Auftrag an ihn vergeben haben. Journalisten, die seit vergangener Woche recherchieren, werden im Kreis geschickt.

Schließlich hieß es, McKinsey habe das Projekt "Safe A" mit privaten Labors aufgesetzt, eine weitere Kooperation samt Bezahlung wurde überlegt. "Eine solche Beauftragung kam jedoch nicht zustande, so dass McKinsey aktuell nicht mehr an dem Projekt beteiligt ist", so die Firmaam Wochenende. Unterlagen zeigen jedenfalls, wie intensiv McKinsey in das Projekt involviert war: Schon am 22. Mai, einen Tag nach der Regierungspressekonferenz zum Thema Tourismus, wird ein McKinsey-Consulter in einem Dokument der Wirtschaftskammer als "operativer Umsetzungspartner für das Konsortium der Labore" aufgeführt. Noch am 3. Juli, also sieben Wochen später, hielten Vertreter des US-Beraters eine "Infosession" für burgenländische Hoteliers ab, um "Safe A" vorzustellen. Das Ministerium soll Touristiker auch immer wieder auf McKinsey verwiesen haben. All das, ohne dafür Honorare zu verlangen?

Private Verbindungen

Ebenso bleibt unklar, wer McKinsey beauftragt hat. Die "Arge Safe A", besteht laut Webseite aus vier Laboren: Medilab, Ihr Labor, Tyrolpath und Labors.at. Merkwürdig ist, dass die Webseite von "Safe A" am 30.6.2020 von einer Firma angemeldet wurde, die erst zwei Wochen zuvor gegründet worden ist. Inhaberin ist Julia S., mutmaßlich verwandt mit dem größten Labors.at-Gesellschafter Wolfgang S. – das Unternehmen beantwortete eine Anfrage nicht. Auf Facebook lassen sich wiederum Interaktionen der Familie S. mit dem zuständigen McKinsey-Consulter nachvollziehen, so wurden schon im Jahr 2017 Fotos mit "Gefällt Mir" markiert. Facebook-Verbindungen gibt es auch ins Bundeskanzleramt.

Die Opposition beklagt nicht nur die undurchsichtige Struktur des Projekts, sondern unterstellt ihm auch, Coronatests überteuert anzubieten. So verrechnen die derzeit 18 Labors dem Gesundheitsministerium 85 Euro – rund dreißig Euro mehr, als Tests in Bayern kosten. Laut Tourismusministerium liegt das daran, dass auch die mobile Abstrichnahme eingepreist sei.

"PR-Aktionen, die nicht funktionieren"

Kritik gibt es nun erstmals auch vom Koalitionspartner. Die grüne Tourismussprecherin Barbara Neßler fordert, dass "die Rolle von McKinsey und anderen an ‚Safe A‘-Beteiligten offen zu legen" sei. "Was wir an Ischgl und St. Wolfgang schmerzhaft sehen, dass eine Tourismus-Strategie, die auf Quantität und zu wenig auf Qualität setzt, in einer Krisensituation, wie wir sie nun haben, scheitert", so Neßler, "um das angeschlagene Tourismusimage wieder zu reparieren, helfen weder die 40 Millionen Sonderbudget für die Österreich Werbung, noch die angekündigte PR-Aktion mit den Tourismustestungen, die nicht funktionieren."

Sie fordert Förderungen für nachhaltigen Tourismus und verweis darauf, dass verfassungsmäßig die Bezirkshauptmannschaft für das Krisenmanagement zuständig ist. Zuletzt war die Kritik am grünen Gesundheitsminister Rudolf Anschober lauter geworden, hinter den Kulissen auch vonseiten der ÖVP. Statt der angekündigten 65.000 Tests pro Woche fanden bislang lediglich rund 10.000 Tests pro Woche statt. Das liege auch an der Freiwilligkeit des Angebots, so ein Ministeriumssprecher. (Fabian Schmid, Jan Michael Marchart, 27.7.2020)