Auf Instagram macht einmal mehr eine "Challenge" die Runde. Diesmal allerdings keine der berüchtigten Sorte, bei denen sich die Teilnehmer mit fragwürdigen Mutproben – Waschmittelpads essen oder Kühe erschrecken – in Gefahr bringen.

Seit kurzer Zeit posten zahlreiche Frauen Schwarz-Weiß-Fotos von sich mit dem Hashtag "#ChallengeAccepted". Über 3,8 Millionen Postings zeigt die Suche des Fotonetzwerks damit aktuell an . Aber worum geht es bei der Aktion?

Eines der ersten Postings der aktuellen Welle mit dem Hashtag stammt laut der Social Media-Marketingfirma Later von der brasilianischen Journalistin Ana Paula Padrao, berichtet die New York Times. Sie schrieb "Herausforderung angenommen" auf Portugiesisch, markierte eine Freundin, verwendete allerdings noch nicht das nun gängige Hashtag.

Nach diesem Prinzip geht es unter dem Oberthema "Frauen unterstützen Frauen" seitdem weiter. Eine Reihe prominenter Persönlichkeiten hat sich bereits angeschlossen, beispielsweise Jennifer Garner, Eva Longoria oder Jennifer Love Hewitt.

In den USA könnte die Verbreitung der Aktion auch durch einen Vorfall im US-Kongress befeuert worden sein. Dort beschimpfte der republikanische Abgeordnete Ted Yoho die Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez vor Journalisten als "fucking bitch" und lieferte nur eine halbherzige Entschuldigung nach. Dabei gab er an, dass er natürlich Respekt vor Frauen habe, da er ja schließlich verheiratet war, was Ocasio-Cortez in einer weltweit beachteten Rede scharf kritisierte.

"#ChallengeAccepted" soll gegenseitige Unterstützung unter Frauen zum Ausdruck bringen. Dass die Aktion sich viral so gut verbreitet, soll laut Later auch daran liegen, dass Instagrams Algorithmen damit bereits vertraut sind. Das Schlagwort kam auch schon bei anderen Aktionen zum Einsatz. 2016 wurden damit, ebenfalls mit Schwarz-Weiß-Fotos, Botschaften verbreitet, die mehr Aufmerksamkeit für den Kampf gegen Krebs schaffen sollten.

Es gibt allerdings auch Kritik an der viralen Kampagne, unter anderem, weil diese für die Teilnehmer ein rein symbolischer Akt ist. Die Journalistin Alana Levinson fordert beispielsweise zu konkretem Handeln auf. "Ladies, (…) wie wär's wenn wir mit etwas Einfachem mit Feminismus anfangen, zum Beispiel euren gewalttätigen Freund aus eurem Leben werfen?"

Die Podcasterin Ali Segel berichtet von Hassnachrichten, nachdem sie geschrieben hatte, dass Schwarz-Weiß-Fotos allein noch keinen Anlass darstellten. Sie erklärte den Inhalt des mittlerweile entfernten Instagram-Posts damit, dass die Kampagne für sie sinnstiftender erscheinen würde, wenn sie etwa spezifisch trans Frauen bestärken, weibliche Firmenchefs vor den Vorhang holen oder von Frauen erreichte, historische Errungenschaften ins Rampenlicht rücken würde.

Auch andere Frauen sehen die Aktion mit ähnlichen Begründungen kritisch. Etwa die Drehbuchschreiberin Camilla Blackett. Sie sieht die Kampagne als Vehikel für Selbstinszenierung und schreibt: "Hat sich noch nicht herumgesprochen, dass man auch ein heißes Selfie ganz ohne Grund posten kann?" (red, 28.07.2020)