Android wird noch modularer

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Modularisierung: Das ist zunehmend Googles Antwort auf das Android-Update-Problem. Im Rahmen des Project Treble wurde mit Android 8 der "User Space", also all das, was die Nutzer eigentlich unter Android verstehen, von den hardwarespezifischen Komponenten wie Treibern getrennt. Mit Android 10 folgte dann das Project Mainline, in dessen Rahmen einzelnen Bestandteile des Betriebssystems standardisiert und fortan von Google selbst an sämtliche Smartphones geliefert werden – unabhängig vom eigentlichen Hersteller. Nun zeichnet sich der nächste große Schritt ab.

Alles läuft zusammen

Wie der an der freien Android-Variante LineageOS arbeitende Softwareentwickler Luca Stefani im Source Code des Betriebssystem aufgespürt hat, soll der Linux-Kernel eines Smartphones künftig über den Play Store aktualisierbar sein – also unabhängig von großen Updates. Doch nicht nur das, das Ganze geht mit einer zweiten Entwicklung einher: Dem sogenannten "Generic Kernel Image" (GKI). Unter diesem Namen will Google einen einheitlichen Linux-Kernel etablieren, der dann auf den Android-Geräten verschiedener Hersteller laufen soll.

Dass die Entwicklung in dieser Richtung geht, ist schon länger bekannt, immerhin handelt es sich dabei um ein mehrjähriges Unterfangen, dessen Fäden jetzt zusammenlaufen. Trotzdem gibt es auch jetzt noch einige offene Fragen. So ist etwa unklar, ob die Nutzung des GKI künftig für die Android-Hersteller verpflichtend wird. Bisher ist nur bekannt, dass neue Kompatibilitätstests dafür sorgen sollen, dass künftig alle Geräte einer Chipgeneration auch mit dem selben GKI bootbar sein müssen – aber nicht notwendigerweise, dass die Hersteller dieses Standard-Image dann auch von Haus aus verwenden. Aber auch das wäre schon ein großer Fortschritt, da es die Entwicklung einheitlicher Treiber für einzelne Kernel-Generationen ermöglicht. Auch diese könnten – und sollen zum Teil – in Zukunft über den Play Store auf dem Laufenden gehalten werden.

Zeitablauf

Offen ist zudem, wann all das wirklich spruchreif wird. Laut früheren Plänen sollen die Generic Kernel Images erstmals mit einem auf Linux 5.4 basierenden Kernel zum Einsatz kommen. Da die Kernelversion unter Android immer an einzelne Hardwaregenerationen gebunden ist, würde dies wohl bedeuten, dass es frühestens kommendes Jahr so weit sein dürfte, denn da wäre dann Linux 5.4 für die ersten Geräte – unter anderem mit der kommenden Generation von Qualcomms Snapdragon-Plattform – an der Reihe. Laut Mishaal Rahman soll die Nutzung von GKIs zumindest teilweise verpflichtend werden, dies aber wohl dann frühestens mit dem für kommenden Sommer vorgesehenen Android 12.

Einschätzung

Ein einheitlicher Kernel, der direkt von Google geliefert wird, und noch dazu über den Play Store aktuell gehalten wird, wäre jedenfalls in Hinblick auf die Android-Sicherheit ein großer Gewinn. Immerhin könnte Google damit Sicherheitsprobleme in einer weiteren zentralen Komponente rasch auf sämtlichen Geräten bereinigen. Zudem ist generell bekannt, dass die Hardwarehersteller bisher zum Teil grobe Defizite beim Einspielen von Bugfixes für den Linux-Kernel haben, auch aus einer Stabilitätsperspektive wäre dies also eine positive Entwicklung. Vor allem aber macht dies eben den Weg frei für einheitliche Treiber, die ebenfalls unabhängig von den Geräteherstellern aktualisiert werden können – und genau in diesen steckt derzeit die Mehrzahl der kritischen Sicherheitslücken, die derzeit Monat für Monat aufgespürt werden. (Andreas Proschofsky, 28.07.2020)