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Das grenznahe AKW Dukovany soll um einen fünften Reaktor erweitert werden.

Foto: AP / Petr David Josek

Prag – Die tschechische Regierung und der zu 70 Prozent staatliche tschechische Energiekonzern (ČEZ) haben am Dienstag zwei Verträge unterzeichnet, die grünes Licht für den Ausbau des 35 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernten Atomkraftwerks Dukovany bedeuten. Vizepremier und Industrieminister Karel Havlíček und ČEZ-Generaldirektor Daniel Beneš unterschrieben die Verträge, die den Bau eines fünften Reaktors vorsehen.

"Die Tschechische Republik hat keinen anderen Weg als die Atomkraft, wenn man Quellen ohne Emissionen nützen will", sagte Havlíček. "Wir wollen, dass die Tschechische Republik im Energiebereich autark und sicher ist", fügte der Minister auf einer Pressekonferenz hinzu.

Inbetriebnahme für 2036 geplant

Die Kosten werden vorläufig auf 162 Milliarden Kronen (etwa sechs Milliarden Euro) geschätzt. In der vergangenen Woche hatte die Regierung das Finanzierungsmodell des AKW-Ausbaus gebilligt. Dieses sieht vor, dass der Staat 70 Prozent der Kosten trägt, während die ČEZ die restlichen 30 Prozent und eventuelle Zusatzkosten übernimmt.

Bis Ende 2022 will die Regierung den Lieferanten der Technologie in einem Auswahlverfahren finden. Mehrere ausländische Konzerne hatten bereits früher Interesse an dem Auftrag signalisiert, darunter Unternehmen aus den USA, Frankreich, Russland, China und Südkorea. Mit dem Baubeginn wird vorläufig für 2029 gerechnet, die Inbetriebnahme des neuen Blocks ist für 2036 geplant.

Widerstand aus Österreich

Kritik an dem AKW-Ausbau kam vor allem aus Österreich, das auch an dem Umweltverträglichkeitsverfahren im Vorfeld teilgenommen hatte. Nachdem das tschechische Umweltministerium den Bau im Sommer 2019 gebilligt hatte, hieß es aus dem österreichischen Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, man lehne den Ausbau strikt ab und sei für "100 Prozent aus erneuerbaren Energien". "Es ist völlig unverständlich, wie man heute noch neue Atommeiler errichten kann", erklärte die frühere Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) in einer Aussendung. (APA, red, 28.7.2020)