Präsident Trump bedauert: "Keiner mag mich!"

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Washington – Fast 150.000 US-Amerikanerinnen und -Amerikaner sind bisher an oder mit Covid-19 gestorben, die Wirtschaft strauchelt, in Großstädten von El Paso bis Detroit wurde und wird gegen Rassismus und Polizeigewalt demonstriert. US-Präsident Donald Trump hingegen beklagt drei Monate vor der Wahl seine gesunkenen Zustimmungswerte: "Niemand mag mich", sagte er am Dienstag während einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Er beschwerte sich darüber, dass sein Berater für den Umgang mit der Pandemie, der führende Seuchenexperte Anthony Fauci, populärer sei als er selbst. "Dies muss an meiner Persönlichkeit liegen", schloss Trump.

Associated Press

Trump und sein Umfeld hatten in den vergangenen Wochen wiederholt versucht, Fauci in Misskredit zu bringen und seine Glaubwürdigkeit zu untergraben. Der Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten gilt als führender Coronavirus-Experte der USA. Mit seinen ungeschminkten Aussagen zog er sich aber den Unmut des Präsidenten zu.

Trump liegt weniger als 100 Tage vor der Präsidentschaftswahl am 3. November in den Umfragen deutlich hinter Joe Biden zurück, seinem Rivalen von den oppositionellen Demokraten. Wegen seines Umgangs mit der Pandemie steht der Präsident massiv in der Kritik. Ihm wird vorgeworfen, die von dem Coronavirus ausgehende Bedrohung lange unterschätzt zu haben.

Trügerischer Vorsprung

Der Website 538.com zufolge liegt Biden USA-weit etwa acht Prozentpunkte vor dem amtierenden Präsidenten, der Vorsprung ist in den vergangenen Wochen gewachsen. Auch in den meisten der sogenannten Swing States, besonders umkämpften Bundesstaaten also, liegt der Demokrat zur Stunde voran. Allerdings, und da sind sich diesmal alle Kommentatoren einig, sagt dies noch nicht allzu viel über den Ausgang der Wahl im November aus. Zu deutlich erinnert man sich noch an die Umfragen von 2016, die Hillary Clinton einen klaren Sieg gegen den damaligen Außenseiter Donald Trump prophezeiten. Schließlich, so heißt es, könnten viele Trump-Wählerinnen und -Wähler in Umfragen ihre Absichten verbergen.

Höchster Anstieg der Todesfälle seit Mai

Die Zahl der täglich verzeichneten Todesopfer im Zusammenhang mit dem Coronavirus in den USA ist am Dienstag stark angestiegen. Binnen 24 Stunden wurden 1.592 Verstorbene gezählt, wie aus Zahlen der Johns-Hopkins-Universität hervorgeht. Dies ist die höchste Zahl seit zweieinhalb Monaten. Die Gesamtzahl der registrierten Corona-Toten im Land liegt inzwischen bei mehr als 149.000.

Zudem wurden mehr als 60.000 neue Infektionsfälle innerhalb eines Tages gezählt. Dies stellt einen erneuten Anstieg der Infektionsrate dar, nachdem die Ansteckungszahlen in den Vortagen etwas zurückgegangen waren. Insgesamt wurden in den USA laut Johns-Hopkins-Universität bereits fast 4,35 Millionen Coronavirus-Infektionen verzeichnet. Die USA sind sowohl von den Infektions- als auch den Totenzahlen her das mit Abstand am stärksten von der Pandemie betroffene Land der Welt.

Werbung für Hydroxychloroquin

Erst vor einer Woche hatte der Präsident die Bevölkerung erstmals zum Tragen von Atemschutz aufgerufen, nachdem er sich zuvor noch über den Gebrauch von Mund-Nasen-Masken mokiert hatte.

Am Dienstag warb Trump allerdings erneut für die Anwendung des Malaria-Mittels Hydroxychloroquin gegen das Coronavirus: "Viele Ärzte meinen, es ist extrem nützlich." Forscher hatten zu Beginn der Pandemie die Hoffnung geäußert, das Mittel könne gegen den neuartigen Erreger wirken. Inzwischen ziehen viele Wissenschafter dies in Zweifel. Die US-Arzneimittelbehörde FDA zog im Juni eine Sondergenehmigung für Hydroxychloroquin zurück.

Trump pries zuletzt auch die Ärztin Stella Immanuel aus dem texanischen Houston, die für den Einsatz von Hydroxychloroquin gegen das Coronavirus wirbt, als "spektakulär" an. Die Onlinenetzwerke Twitter und Facebook löschten jedoch Botschaften des Präsidenten, in denen er Videobotschaften Immanuels und anderer Ärzte zum angeblichen Nutzen von Hydroxychloroquin weiterverbreitet hatte. Immanuel hat auch Botschaften versandt, in denen sie ihren Glauben an Hexerei bekundet. Auch vertrat sie die bizarre Theorie, die Welt werde von "reptilischen Geistern" beherrscht, die halb Menschen und halb Außerirdische seien.

Die USA sind das mit Abstand am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land der Welt. Fast 4,35 Millionen Infektions- und mehr als 149.000 Todesfälle wurden im Land bereits registriert. Die Infektionszahlen stiegen in den vergangenen Wochen wieder massiv an. Am Dienstag wurden nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität 1.592 Corona-Tote binnen 24 Stunden verzeichnet – die höchste tägliche Totenzahl seit Mitte Mai. (red, APA, 29.7.2020)