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AMS will vier Aufsichtsräte bei Osram stellen.

Foto: REUTERS / Leonhard Foeger

Graz/Wien/München – Der steirische Chip- und Sensorenhersteller AMS, dem seit kurzem 71 Prozent an Osram gehören, plant eine rasche Integration des deutschen Leuchtenkonzerns. Bis Jahresende soll ein Beherrschungs- und Gewinnabführungvertrag (BGV) umgesetzt sein, um in den kommenden Jahren ein deutlich profitables gemeinsames Unternehmen zu schaffen, hieß es Mittwochfrüh.

Auf Basis seiner Mehrheitsbeteiligung beginnt man nun, enger mit Osram zusammenzuarbeiten, etwa im Hinblick auf die Vorbereitung der künftigen Organisations- und Geschäftsstruktur. Drei AMS-Vertreter ziehen in den Osram-Aufsichtsrat ein, darunter der Präsident der Bregenzer Festspiele, Hans-Peter Metzler, und AMS-Vorstand Thomas Stockmeier. Der künftige Siemens-Chef Roland Busch und zwei weitere Aufsichtsräte machen den AMS-Leuten Platz. Am Ende will AMS vier Aufsichtsräte stellen, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

Der Münchner Leuchtenhersteller bleibe eine unabhängige börsennotierte Tochtergesellschaft, bis weitere Schritte – wie der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag – abgeschlossen und umgesetzt seien. Künftige überschüssige liquide Mittel aus dem operativen Geschäft wolle man zur weiteren Erhöhung der Osram-Beteiligung verwenden, erklärte AMS.

Osram mit tiefroten Zahlen

Wegen der Corona-Krise schrieb Osram unterdessen tiefrote Zahlen. Der Nettoverlust vervierfachte sich im dritten Quartal 2019/20 im Jahresabstand von 35 auf 140 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Ein Grund dafür war eine Abschreibung von 48 Millionen Euro auf das Joint Venture mit Continental für Autobeleuchtung.

Dank Sparmaßnahmen hielt Osram das Geld zusammen: Der Mittelabfluss (Free Cashflow) beschränkte sich von April bis Juni auf sieben Millionen Euro. Der Umsatz brach vor allem wegen des Produktionsstopps in der Autoindustrie um 29 Prozent auf 606 Millionen Euro ein. Das Geschäft mit optischen Halbleitern bremste den Abwärtstrend.

AMS legt operativ zu

Anders das jetzige Mutterunternehmen AMS, das im zweiten Quartal operativ zugelegte: Das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit stieg im Jahresabstand im zweiten Quartal auf 39,2 (21,5) Millionen Dollar, im Halbjahr auf 98,9 (17,1) Millionen Dollar. Das Finanzergebnis war stark negativ – im zweiten Quartal betrug es minus 32,2 (5,0) Millionen beziehungsweise im Halbjahr minus 105,0 (2,2) Millionen Dollar.

Dennoch schaffte es AMS im zweiten Quartal unterm Strich wieder zurück in die Gewinnzone, nach 17 Millionen Dollar Minus bis März. Im zweiten Quartal blieben 5,9 Millionen Dollar Ergebnis nach Steuern, freilich deutlich weniger als ein Jahr davor (24,7 Millionen Dollar). Im gesamten ersten Halbjahr schrieb man jedoch – wegen des negativen ersten Quartals – Verluste in Höhe von 9,8 Millionen Dollar, nach 15,5 Millionen Dollar Ergebnis nach Steuern von Jänner bis Juni 2019.

Zuversicht für drittes Quartal

Die Umsätze waren heuer im zweiten Quartal mit 460,3 Millionen Dollar um 13 Prozent höher als ein Jahr davor (407,3 MillionenDollar), auch im Halbjahr legten sie kräftig zu (960,9 nach 785,8 Millionen). Der Umsatz im zweiten Quartal sei in der Mitte der erwarteten Spanne gelegen und die Profitabilität (Ebit-Marge) am oberen Ende der erwarteten Spanne, erklärte AMS.

Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) fürs zweite Quartal lag laut AMS bei 90,1 Millionen Dollar oder 20 Prozent des Umsatzes (vor akquisitionsbedingtem Aufwand und Aufwand für aktienbasierte Vergütung), ein deutlicher Anstieg gegenüber den 49,0 Millionen Dollar ein Jahr davor. Fürs laufende dritte Quartal verbreitet AMS trotz der Flaute in der Autoindustrie weiter Zuversicht. Selbstredend sind die Osram-Zahlen in der Prognose noch nicht enthalten, obwohl der Lichtkonzern seit 9. Juli Teil des Konzerns ist. (APA, 29.7.2020)